1. - S wie Startaufstellung

Das erste Formel-1-Rennen in Monaco seit zwei Jahren könnte kaum eine spannendere Ausgangslage bieten. Mit Charles Leclerc steht nicht nur der Lokalmatador aus dem Fürstentum an der Cote d'Azur auf der Pole Position, sondern auch zum ersten Mal seit Mexiko 2019 wieder ein Ferrari. Mit Carlos Sainz auf Platz vier hat die Scuderia zwei heiße Eisen im Feuer.

Red Bull und Mercedes haben waren nur mit Max Verstappen und Valtteri Bottas auf den Startplätzen zwei und drei erfolgreich. Weltmeister Lewis Hamilton kam im Qualifying nicht über Rang sieben hinaus. Sergio Perez musste sich aufgrund von Pech im Verkehr mit Platz neun begnügen. Stattdessen haben sich einige der Helden aus dem Verfolgerfeld unter die Top-Teams gemischt. Lando Norris und Pierre Gasly lauern aus der dritten Startreihe darauf, sich im richtigen Moment einzuschalten und ihre Außenseiterchance zu nutzen.

Neben Hamilton geht Sebastian Vettel nach seinem bisher besten Zeittraining für Aston Martin als Achter in den Grand Prix. Hinter dem Heppenheimer startet Antonio Giovinazzi im Alfa Romeo. Auch außerhalb der Top-10 ist Spannung angesagt. Der allseits angriffslustige Daniel Ricciardo kommt von Platz zwölf im Grid. Fernando Alonso hat als 17. viel gutzumachen. Mick Schumacher zahlte mit seinem Unfall im dritten Training einen hohen Preis. Der Haas-Rookie muss als Letzter in seinen ersten Monaco GP starten.

2. - S wie Start

Die Startphase ist in Monaco regelrecht paradox. Einerseits weiß jeder Fahrer, dass im Hauen und Stechen der ersten Kurven die beste und vielleicht einzige Möglichkeit wartet, Positionen gutzumachen. Gleichzeitig bietet die Rennstrecke kaum Platz und birgt dadurch eine hohe Gefahr, zu kollidieren und sich den Sonntag schon auf den ersten Metern zu versauern. Lediglich 226 Meter sind es von der Pole Position bis zur ersten Kurve, St. Devote.

Im weiteren Verlauf der Startrunde können sich im Stau durchaus noch weitere Chancen ergeben, einen Gegner zu überraschen. Mirabeau, die Haarnadel und Rascasse laden im dichten Verkehr zum Überholen ein - doch Platz ist auch hier Mangelware. Dass in Monaco schnell Mal der Platz ausgehen kann, hat die Geschichte mehrfach gezeigt. Berühmt sind die Bilder der Startkollisionen 1980, 1995 und 2012.

Die Haarnadel lädt in der Startrunde zu Überholmanövern ein, Foto: Sutton
Die Haarnadel lädt in der Startrunde zu Überholmanövern ein, Foto: Sutton

3. - S wie Strategie

Das mit Abstand wichtigste S in Monaco ist die Strategie. Wenn auf der Rennstrecke nichts geht, muss der Kommandostand die Angelegenheit für den Fahrer regeln. Da Track Position auf dem 3,337 km langen Stadtkurs King ist, kann es bei einem normalen Rennverlauf über die Distanz von 78 Runden eigentlich nur auf eine Einstopp-Strategie hinauslaufen. Die Top-10 starten geschlossen auf dem Soft-Compound. Dahinter hat das Feld wie üblich freie Wahl.

Ferrari fürchtet, dass Red Bull mit Verstappen per Under- oder Overcut seine Chance gegen Leclerc nutzen könnte. "Ich glaube, es wird sehr schwierig", prognostiziert Teamchef Mattia Binotto. "Der Boxenstopp wird der Schlüssel sein, Max ist sehr schnell und wird uns das Leben schwer machen, und nicht nur er, auch die Autos dahinter."

Sein zweiter Fahrer sieht das etwas anders. Für Sainz kam Startplatz vier einem regelrechten Weltuntergang gleich. Der Spanier sieht seine Chancen auf den Sieg so gut wie erledigt. "Du kannst mit einem Undercut vielleicht ein Auto erwischen, aber nicht drei", machte er sich im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com kaum Hoffnung.

4. - S wie Safety Car

Doch vielleicht wird Sainz am Sonntag durch das vierte S beschenkt und die Welt sieht plötzlich ganz anders aus. Der Teamkollege hat am Samstag gezeigt, wie schnell es in Monaco schief gehen kann. Safety-Car-Phasen sind beinahe schon garantiert. In den vergangenen fünf Ausgaben des Grand Prix musste Bernd Mayländer mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent ausrücken.

Sollte die Rennstrecke durch ein verunfalltes Auto blockiert sein oder eine Reparatur der Streckenbegrenzung notwendig werden, ist auch eine rote Flagge nicht ausgeschlossen. Die Streckenposten in Monaco sowie die Infrastruktur rund um den Kurs sind erstklassig, wodurch Unfallstellen in kürzester Zeit geräumt werden. Doch wenn eine Unterbrechung unumgänglich wird, scheut sich die Rennleitung wie aus jüngster Vergangenheit bekannt nicht davor, das Geschehen zum Erliegen zu bringen.

Bernd Mayländer ist in Monaco mit dem Safety Car von Aston Martin im Einsatz, Foto: LAT Images
Bernd Mayländer ist in Monaco mit dem Safety Car von Aston Martin im Einsatz, Foto: LAT Images

5. - S wie Sonntagswetter

Wenn Bernd Mayländer den Sonntag nicht retten kann, schafft es vielleicht Petrus. Wetterkapriolen sind in Monaco keine Seltenheit und haben schon zu diversen denkwürdigen Rennen beigetragen, in denen sich die Ereignisse im Minutentakt überschlugen. Am Samstag drohte während des Qualifyings eine dunkle Wolke, die sich kurz nach der Session über dem Areal ergoss. Für den Sonntag ist erneut bedeckter Himmel vorhergesagt.

Die Wolkendichte soll zum Rennstart bei 75 Prozent liegen. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt mit 10 Prozent zwar deutlich darunter, doch schon am Montag soll eine Regenfront mit bis zu 90 Prozent über Monaco hinwegrollen. Kommen die Ausläufer früher in der Region an, könnte sich auf einen Schlag alles ändern.

6. - S wie Stallregie

Beim Sieg von Vettel vor Räikkönen war 2017 das Geschrei groß, nachdem Ferrari seine Nummer eins vermeintlich per Overcut am Teamkollegen vorbeigeschleust hatte. Auch diesmal haben die Italiener was Teamorder angeht die besten Karten. Mit Leclerc und Sainz in der Spitzengruppe kann das Team falls notwendig auf unorthodoxe Weise handeln. In Portugal wurde bereits ein Platztausch verordnet, als der Neuzugang dem Teamleader im Weg stand.

Red Bull und Mercedes haben diesbezüglich keine Handhabe. Perez und Hamilton werden von ihren Startpositionen kaum in der Lage sein, Verstappen und Bottas Schützenhilfe zu leisten. Einzig wenn ein Konkurrent aus der Spitzengruppe nach dem Boxenstopp hinter den Nachzüglern herauskommen sollte, könnte man die Track Position taktisch nutzen um dem Stallgefährten im Kampf um den Sieg unter die Arme zu greifen.

7. - S wie Sieger

Die besten Chancen auf den Sieg hat in Monaco üblicherweise der Pole-Sitter. Für Charles Leclerc wäre der Triumph an seinem Geburtsorts zweifelsohne ein besonderes Highlight seiner Karriere, zumal er in GP2 und F1 bisher nur Fehlschläge auf den heimischen Straßen zu verzeichnen hatte. Weder in der Nachwuchskategorie noch in der Königsklasse sah er bisher die Zielflagge.

Verstappen hat mit Monaco allerdings auch noch eine Rechnung offen, nachdem er hier zu Beginn seiner Karriere mehrfach für Kernschrott sorgte. 2019 rehabilitierte er sich, scheiterte als Zweiter aber knapp an Hamilton. Für den Briten wird es schwer, aus der vierten Startreihe seinen vierten Sieg am legendärsten aller Austragungsorte zu erringen. Wahrscheinlich ist es, dass Bottas oder Sainz am Ende ganz oben stehen.

Für Letzteren wäre es der erste Sieg in der F1 überhaupt. Nach den Trainings hat er keinen Zweifel, dass er das Potential für den Durchbruch im fünften Rennen mit Ferrari hat. "Ich denke, ich habe die Pace. Wenn man meine Longruns vom Donnerstag anschaut, hatte ich die beste Pace und war sehr konkurrenzfähig", sagt Sainz vollmundig.