Nach der Horrorsaison 2020 bot sich Ferrari beim Qualifying zum Großen Preis von Bahrain die erste Möglichkeit, zu zeigen, dass mit dem springenden Pferd 2021 endlich wieder zu rechnen ist - zumindest als Verfolger der beiden Top-Teams. Sowohl Charles Leclerc als auch Carlos Sainz bestanden diese Aufgabe am Samstag mit Bravour. Ersterer darf das Rennen am Sonntag sogar aus der zweiten Startreihe in Angriff nehmen.

Ferrari im Qualifying nur knapp hinter Mercedes

Bereits bei der Pflichtaufgabe, das erste Qualifyingsegment zu bestehen, wurde es für den älteren der beiden Ferrari-Piloten richtig eng. Während Charles Leclerc problemlos in die Top-4 fuhr, wurde Carlos Sainz auf dem Zeitentableau durch eine immer schneller werdende Strecke bis auf Position 15 zurückgereicht und schaffte damit nur knapp den Sprung in Q2. Beim Wagen des Spaniers trat am Ende der Session zudem ein kurzer Motorenaussetzer auf, der vom Team allerdings schnell behoben werden konnte, wodurch einer Weiterfahrt im folgenden Qualifyingsegment nichts entgegenstand.

Dort kam es jedoch zu einer Situation, die angesichts des vergangenen Jahres fast schon ungewöhnlich wirkte: Sainz sicherte sich auf den Soft-Reifen die schnellste Sessionzeit, Stallgefährt Leclerc lag zudem nur eine Position hinter dem Spanier. Zwar fuhren beide Piloten ihre schnellen Runden mit der weichsten verfügbaren Reifenmischung, dieser Auftritt ließ die Herzen der schwer gebeutelten Anhängerschaft allerdings wieder höherschlagen.

Ferrari schaffte es mit beiden Fahrern in die letzte Qualifyingsesseion, Foto: LAT Images
Ferrari schaffte es mit beiden Fahrern in die letzte Qualifyingsesseion, Foto: LAT Images

Im Q3 setze sich die starke Leistung des Teams fort. Zwar musste sich Carlos Sainz in dieser Phase des Qualifyings dem Monegassen geschlagen geben, ein mehr als solider Arbeitstag endete für den Spanier aber auf Position 8. Leclerc hingegen ließ nichts anbrennen und brannte mit einer 1:29.678 die viertschnellste Zeit in den Asphalt. Damit lag der Monegasse nur drei Zehntel hinter dem Besten der beiden Mercedes-Piloten, Lewis Hamilton. Zum Vergleich: Auf derselben Strecke betrug der Abstand zwischen den beiden Fahrern beim letztjährigen Qualifying knappe zwei Sekunden. Ein deutlicher Sprung nach vorne für das Team aus Maranello, mit dem nur die wenigsten gerechnet hätten.

In Anbetracht dieser Leistungen sieht Renndirektor Laurent Mekies das Team auf dem richtigen Weg: "Charles, Carlos und das ganze Team sind den Start in die neue Saison sehr methodisch, mit viel Hingabe und bis in das kleinste Detail angegangen, um das volle Potential aus unserem Paket herauszuholen. Heute haben wir die ersten Früchte unserer Arbeit geerntet und hoffen natürlich, dass wir davon morgen mehr sehen werden, wenn es darum geht, die Punkte zu holen. Wir wissen, dass uns noch viel Arbeit bevorsteht, können aber nicht leugnen, dass der erste richtige Vergleich mit unseren Gegnern gezeigt hat, dass sich unsere Bemühungen auszahlen und wir auf dem richtigen Weg sind. Ein klareres Bild über die Hierarchien im Feld werden wir wahrscheinlich aber erst nach drei oder vier Rennen haben. Jetzt konzentrieren wir uns erstmal auf ein langes und schwieriges Rennen."

Sainz mit starkem Qualifying-Debüt für Ferrari

Carlos Sainz fiel am Samstag immer wieder durch schnelle Rundenzeiten auf und konnte seinen Teamkollegen Charles Leclerc damit ordentlich einheizen. Trotz des schlechteren Ergebnisses der beiden Ferrari-Piloten konnte der Spanier mit seinem Auftritt ein kleines Ausrufezeichen setzen und deutlich machen, dass er nicht zu Ferrari gewechselt ist, nur um die zweite Geige hinter dem bärenstarken Leclerc zu spielen.

Der Spanier selbst zeigte sich nach dem Qualifying zufrieden mit seiner Leistung, ging durch den Aussetzer seines Motors in Q1 jedoch kurzzeitig davon aus, dass das Qualifying für ihn gelaufen sei. "Für mich war es wirklich ein positives Wochenende und ich bin glücklich darüber wie die Dinge gelaufen sind. Meine Q3-Runde ist aber nicht nach Plan verlaufen, da ich einfach noch nicht genau weiß, wie ich die letzten paar Zehntel aus dem Auto herausholen kann. Daran möchte ich in der Zukunft aber noch arbeiten. Die letzte Runde soll ein gutes Wochenende für mich daher nicht schmälern", resümierte Carlos Sainz nach einem erfolgreichen Arbeitstag.

Carlos Sainz zeigte in Bahrain einen beherzten Auftritt, Foto: LAT Images
Carlos Sainz zeigte in Bahrain einen beherzten Auftritt, Foto: LAT Images

Leclerc mit Fabelrunde trotz Startschwierigkeiten

Dass Charles Leclerc auf eine Runde gesehen sehr schnell ist, das hat der Monegasse in der Vergangenheit bereits mehrmals unter Beweis gestellt. Auch an diesem Wochenende wurde die Formel 1 Zeuge einer weiteren starken Leistung des Monegassen. Dabei hätte es auch ganz anders kommen können, wie Leclerc nach dem Qualifying offenbarte: "Ich bin mir nicht sicher, wie es außerhalb des Fahrzeuges ausgesehen hat, aber ich hatte an diesem Wochenende bisher wirklich mit meinem Fahrstil und der Balance des Wagens zu kämpfen. Wir konnten aber daran arbeiten, weshalb es sich wirklich gut an gefühlt hat, diese Runde im Q3 zu drehen."

In Hinblick auf das Rennen am Sonntag warnt Leclerc allerdings vor zu hohen Erwartungen: "Ich bin wirklich zuversichtlich für das morgige Rennen, die anderen Fahrzeuge um uns herum sehen in Sachen Racepace aber wirklich stark aus und starten zudem auf den härteren Mediums, was das Ganze für uns natürlich schwerer macht. Auch der Wind macht die Angelegenheit nicht leichter, die Bedingungen sind aber für jeden gleich."