Sergio Perez wurde von Red Bull vor dem Formel-1-Aus bewahrt. Der Mexikaner überzeugte das Top-Team zum richtigen Zeitpunkt in seiner Karriere. In jungen Jahren war ihm das nicht gelungen. Bei einer Sichtung in der Formel 3 scheiterte er 2007 am knallharten Auswahlverfahren des Nachwuchsprogramms unter Führung von Dr. Helmut Marko. Als etablierte Größe in der Königsklasse hat Perez keine Zweifel, dass er die Anforderungen 2021 zufriedenstellen kann.

"Ich wurde damals über mein Förderprogramm eingeladen, einen Test zu absolvieren", erinnert sich Perez im Formel-1-Podcast Beyond the Grid an seine erste Begegnung mit Red Bull. Nach Gesamtrang vier in der deutschen Formel BMW stand er davor, den nächsten Schritt auf der Karriereleiter im Formelsport zu machen. Sein Weg führte ihn in die britische Formel 3, in der Red Bull seine Junioren im Top-Team von Trevor Carlin ausbildete.

Bei der Sichtung blieb Perez jedoch auf der Strecke. "Es lief nicht gut. Ich hatte ein Problem mit dem Sitz, weil meine Knie gegen das Lenkrad schlugen. Ich konnte nicht lenken", erklärt Perez, der die Rundenzeiten seiner Mitstreiter unter diesen Voraussetzungen nicht mitgehen konnte. "Ich war von der Pace her ziemlich weit weg. Aber ich dachte, ich bekäme die Möglichkeit das Problem mit dem Sitz zu lösen."

Red Bull knallhart: Perez einfach rausgeschmissen

Den Hoffnungen auf eine zweite Chance wurde jedoch eine schnelle Absage erteilt. "Als ich zurückkam, wurde ich einfach rausgeschmissen. Ich habe keine weitere Chance bekommen. Ich war zu langsam und es ging einzig und allein um Rundenzeiten", so Perez. Während die Red-Bull-Junioren Jaime Alguersuari und Brendon Hartley bei Carlin Motorsport unterkamen, schloss sich Perez T-Sport an.

Auch ohne Platz im Top-Team der Serie erwies sich Perez als ernstzunehmender Gegner für Red Bulls Nachwuchs. Der 31-Jährige erinnert sich mit einem Schmunzeln an eine Begegnung mit dem ehrgeizigen Helmut Marko zurück: "Ich habe die Meisterschaft angeführt und wir liefen uns über den Weg. Ich fragte ihn: Helmut, wie geht's? Und er sagte mir: Wir werden dich schlagen, wir besiegen dich! Und ich so, okay, schönen Tag noch Helmut."

Mit vier Siegen beendete er die Meisterschaft auf Position vier der Gesamtwertung. Während Alguersuari die Meisterschaft klar für sich entschied, landete Hartley nur 13 Punkte vor ihm. Perez stieg daraufhin dank seiner mexikanischen Förderer in die GP2 Series auf, wo er 2009 für Arden antrat. Dabei handelte es sich um das Team des Vaters von Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

Perez entgeht zweite Red-Bull-Chance in der GP2

"Ich hatte in meinem ersten Jahr in der GP2 ein Gespräch mit Christian. Nach einem guten Rennen in Silverstone kam er zu mir und fragte, wie es mir geht und so weiter. Er sagte: du stellst dich gut an, aber du hast schon ein Förderprogramm. Du brauchst mich nicht", so Perez, dem ein weiteres Mal die Red-Bull-Tür vor der Nase zugeschlagen wurde.

Nach dem Vizetitel in der Saison 2010 stieg Perez mit Sauber in die Formel 1 auf und wurde zudem in die Ferrari Driver Academy aufgenommen. Während Red Bull mit Sebastian Vettel die Weltspitze herausforderte und sich den Nachwuchstalenten rund um Daniel Ricciardo, Daniil Kvyat und Co. annahm, verlief Perez' Karriere ohne weitere Berührungspunkte mit den Österreichern.

Alle guten Dinge sind drei

14 Jahre nach dem ersten Korb von Red Bull kreuzten sich die Wege im vergangenen Herbst erneut. Als gestandene Größe in der Formel 1 und nach dem Rausschmiss bei Racing Point obendrein ohne Vertrag, erwies sich Perez als die richtige Wahl für den Platz an der Seite Max Verstappens.

"Das ist es, was ich will. Ich wollte mich mit den Besten dieses Sports messen. Es ist eine große Herausforderung und eine großartige Chance und etwas, auf das ich mich sehr freue", sagt er. Nach sieben Jahren beim Mittelfeld-Team aus Silverstone, die er im Dezember mit dem ersten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere krönte, blickt er dem Druck eines Top-Teams mit selbstbewusster Gelassenheit entgegen.

"So wie ich das sehe, habe ich in meiner Karriere absolut nichts mehr zu verlieren. Ich hatte das Glück, eine fantastische Laufbahn gehabt zu haben, und was auch immer als nächstes kommt, wird großartig sein", so Perez. Der Start in das neue Abenteuer verlief in jedem Fall besser als die gescheiterte Sichtung 2007. Bei den Testfahrten in Bahrain hinterließ er beim Management einen guten Eindruck.

Perez überzeugt Red Bull bei erstem Auftritt

Marko lobte im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com die Qualitäten seines Neuzuganges, für die man ihn schlussendlich unter Vertrag genommen hatte. "Wir sind mit ihm sehr zufrieden. Er ist einen sehr guten Longrun gefahren - oder sogar den schnellsten", freut sich der Red-Bull-Berater.

Gegenüber dem niederländischen TV-Sender Ziggo Sport kam Horner ins Schwärmen. "Checo kommt gut an. Er ist sehr erfahren und ein klasse Typ", so der Brite. "Unsere beiden Fahrer kommen gut miteinander aus. Er ist ein Gewinn für das Team, was positiv ist. Max und er arbeiten gut zusammen, sie sind eine gute Kombination."

Allgemein wird erwartet, dass Perez sich vor allem als Wingman für den niederländischen Teamleader verdient machen soll. Doch Horner will davon nichts wissen: "Der erste Fahrer ist der, der vorne fährt. Das ist bei uns in all den Jahren immer so der Fall gewesen. Sie bekommen die gleichen Autos und die gleichen Möglichkeiten."