Es gibt in der Geschichte des Motorsports einige wenige Teamchefs, die es geschafft haben, über Jahrzehnte hinweg ein Team zu führen, und sich als Legenden unsterblich gemacht haben. Wie es der Zufall will, haben zwei davon offiziell am selben Tag Geburtstag. Motorsport-Magazin.com summiert die Karrieren von Enzo Ferrari und Roger Penske.

Heute vor 126 Jahren: Enzo Ferrari hat offiziell Geburtstag

Enzo Ferrari bleibt der vielleicht berühmteste Teamchef der Motorsport-Geschichte. Den "il Commendatore" getauften Italiener umgibt ein echter Mythos, der schon beim Geburtsdatum beginnt. Eigentlich wurde er am 18. Februar geboren, doch ein Schneesturm verzögerte die offizielle Erfassung zwei Tage, so heißt es. Ferrari diente im ersten Weltkrieg, und begann danach eine Karriere als Rennfahrer. 1920 wurde er Alfa-Romeo-Fahrer, insgesamt feierte er elf Siege.

Die aktive Karriere dauerte jedoch nicht lange. Als Werksfahrer blieben die Erfolge aus. Nebenher begann er als Alfa-Händler, 1929 gründete er sein eigenes Rennteam, die 'Scuderia Ferrari'. Zuerst fuhr er als Alfa-Kunde, in den 30ern landete er mehrere Fahrer-Coups und brachte unter anderem die italienische Fahrer-Legende Tazio Nuvolari ins Team.

Enzo Ferraris Karriere begann als Rennfahrer, Foto: Ferrari
Enzo Ferraris Karriere begann als Rennfahrer, Foto: Ferrari

Die eigene Marke wurde offiziell 1947 geboren. 1950 startete sie ab dem zweiten Rennen in der neuen F1-Weltmeisterschaft. 1951 kam der erste Sieg, 1952 der erste WM-Titel. Unter Ferraris Führung wurde die Scuderia zum F1-Team schlechthin. Inzwischen hat sie 16 Team- und 15 Fahrertitel, nebenher baute er ein erfolgreiches Sportwagen-Business auf. Allerdings gab es auch lange Perioden des Mittelmaßes.

Enzo Ferrari selbst herrschte in den F1-Jahren bis zu seinem Tod 1988 im Hintergrund. Maranello verließ er nur selten. Vom Team und den Fahrern erwartete er nur den Sieg. "Die Fahrer haben ihn nicht wirklich interessiert. Er mochte [Gilles] Villeneuve, weil der verrückt war", erinnerte sich Ferrari-Weltmeister Niki Lauda einst gegenüber dem 'Top Gear Magazine'. "Er war ein sehr egozentrischer Mann, absolut fokussiert auf seine Autos, seine Ideen, brutal erfolgreich sein." Lauda aber auch: "Was Charisma und Persönlichkeit angeht, kann man niemanden aus der heutigen Formel 1 mit Enzo vergleichen."

Ferrari beim Italien-GP 1966, Foto: Sutton
Ferrari beim Italien-GP 1966, Foto: Sutton

Heute vor 87 Jahren: Roger Penske hat Geburtstag

US-Legende Roger Penske stammt hingegen aus einer anderen Generation - obwohl sein Karriereweg durchaus gewisse Parallelen zu Ferrari aufweist. 1937 in Ohio geboren, begann Penske in den 1950ern eine Motorsport-Karriere. Zuerst Bergrennen, dann Rundstrecken. Er galt als aufsteigender Star, wurde von der amerikanische 'Sports Illustrated' zum Fahrer des Jahres 1961 gewählt, fuhr für Privatteams zwei F1-Rennen in Watkins Glen (1961 P8, 1962 P9) und startete 1963 sogar mit einem Ferrari in Le Mans, fiel aber aus.

Auch Roger Penske begann als erfolgreicher Rennfahrer, Foto: LAT Images
Auch Roger Penske begann als erfolgreicher Rennfahrer, Foto: LAT Images

Voll auf die Rennkarriere ließ er sich aber nicht ein. Eine Indianapolis-Gelegenheit schlug er 1965 aus (Mario Andretti übernahm), weil er zeitgleich einen Autohandel gründete. Kurz darauf beendete er die aktive Karriere. Dem Sport blieb er trotzdem treu. Unter dem Namen "Penske Racing" begann er mit seinem Freund und Partner Mark Donohue als Fahrer Sportwagen-Rennen zu bestreiten.

In der US-Szene stieg Penske schnell auf. Donohue holte 1968 den ersten Titel, 1969 feierte er sein Indianapolis-500-Debüt und wurde Rookie des Jahres, 1972 gewann er mit einem Kunden-McLaren. Penskes Auto-Geschäft boomte, und damit konnte er sein ebenfalls boomendes Team weiter aufbauen.

NASCAR-Champion Brad Keselowski mit Penske, Foto: NASCAR
NASCAR-Champion Brad Keselowski mit Penske, Foto: NASCAR

In den 70ern begann Team Penske eigene Indycars zu bauen, mit immensem Erfolg. 1977 feierte das Team mit Tom Sneva den ersten Indycar-Titel, und im "500" wurde das Team zur Benchmark: Seit 1972 gewann Penske 19 Mal. Hinzu kamen NASCAR-Titel, Sportwagen-Titel, und sogar Titel in der australischen Supercars-Meisterschaft. Und sein Autohandel? Inzwischen eine riesige Gruppe, die Penske Automotive Group, mit mehreren anhängenden Partnerschaften. Ihm gehört sogar der Indianapolis Motor Speedway. Forbes schätzt sein Vermögen auf 4 Milliarden Dollar.

Penskes Management-Stil unterscheidet sich hingegen klar von Ferrari. Selbst als Großindustrieller blieb er seinem Rennteam in einer Vollzeit-Rolle bei, seine Indycar-Leidenschaft befriedigte er als Chef-Stratege seines Teams. "Ich werde so lange bei Rennen sein, wie ich stehen kann", sagt er. Seine Philosophie: Das ganze Team hat zusammenzuarbeiten. Jeder ist gleich. Keine Nummer-eins-Fahrer oder dergleichen. Und seine Fahrer lieben ihn. Viele, wie Indy-Rekordsieger Rick Mears, bleiben für Jahrzehnte. Zuerst als Fahrer, dann in Management-Positionen.

Ferrari & Penske wildern im Territorium des Konkurrenten

Leider kam es nie zum echten Duell Penske gegen Ferrari. Allerdings versuchten sich beide kurz einmal im Revier des anderen. Roger Penske kaufte sich 1973 eine kleine Anlage in England und schickte sechs Leute dorthin, um ein F1-Team aufzubauen. Mit Mark Donohue als Fahrer begann das Projekt langsam, das erste selbst entworfene und gebaute Auto war kein großer Wurf. 1975 verunglückte Donohue auf dem Österreichring auch noch tödlich.

Der Aufschwung kam 1976, mit einem neuen Auto und John Watson als Fahrer feierte man einen Sieg, zwei weitere Podien, und - obwohl nur Watson fuhr - den fünften Platz in der Konstrukteurs-WM. Penske aber hatte genug vom Abenteuer. Zu wenige Sponsoren waren interessiert, die Unternehmung wurde zu teuer. Um sich auf Indycar zu fokussieren, drehte er das Programm ab.

John Watson beendet das letzte Penske-Rennen unter den Augen des Chefs, Foto: LAT Images
John Watson beendet das letzte Penske-Rennen unter den Augen des Chefs, Foto: LAT Images

Indycar wurde wiederum 1985 von Interesse für Enzo Ferrari. Ein Indy-Programm wurde auf seine Initiative gestartet, 1986 wurde es zum Druckmittel in F1-Motor-Verhandlungen mit der FIA. Das Projekt war aber nicht nur Druckmittel, ein Auto wurde gebaut - der Ferrari 637 - und 1986 auch getestet. Doch die FIA gab schließlich Ferraris Forderungen nach, der 637 verschwand. Schließlich war Ferrari in der Formel 1 da nicht gerade ein Top-Team und benötigte Ressourcen.

Eine Anekdote am Rande: Indycar-Pilot Bobby Rahal testete 1985 in Maranello, als das Projekt noch streng geheim war. Bei einem Ausflug nach Florenz stolperte er über einen urlaubenden Partner von Roger Penske. "Die Katze war da ein bisschen aus dem Sack, weil er Roger sofort angerufen hat und meinte 'rate mal, wen ich eben in Italien getroffen habe!'", erinnert sich Rahal gegenüber 'The Race'. Doch die italienische Indy-Konkurrenz kam nie zustande.

Was sonst noch geschah:

Vor 23 Jahren: Max Mosley, langjähriger Partner von F1-Zampano Bernie Ecclestone und seit 1993 FIA-Präsident, kündigt seine Kandidatur für eine dritte Amtszeit an und hält fest, dass die seine letzte wäre. 2005 wird er - ohne Gegenkandidaten - zum vierten Mal wiedergewählt. 2009 überlegt er, eine fünfte Amtszeit zu versuchen, wird aber vom Gegenteil überzeugt.
Vor 27 Jahren: In Imola beginnt mit großem medialem Andrang der Prozess zum tödlichen Unfall von Ayrton Senna. Die Angeklagten: Mehrere Offizielle der Strecke, sowie die Williams-Verantwortlichen Frank Williams (Teamchef), Patrick Head (Technischer Direktor) und Adrian Newey (Designer). Die Verhandlung endet mit Freisprüchen, zieht sich aber nach Neueröffnungen bis 2007.
Vor 90 Jahren: Bobby Unser wird geboren. Als Ältester der Unser-Brüder gehört er zu Legenden des amerikanischen Motorsports, gewann drei Mal das Indy 500, zwei Mal die Indycar-Meisterschaft und zehn Mal das Pikes-Peak-Bergrennen. In der Formel 1 zeigte er sich leider nur zwei Mal: Mit BRM war er 1968 in Monza vor Ort, startete aber nicht. Sein einziger GP, Watkins Glen im selben Jahr, endete mit einem Ausfall.