Die Finnen haben in der jüngeren Formel-1-Vergangenheit bekanntlich große Erfolge gefeiert. Mika Häkkinen und Kimi Räikkönen sind legendäre Namen, und konnten zu ihren Glanzzeiten selbst mit Michael Schumacher mithalten.

In Vergessenheit geraten ist hingegen Finnlands große 90er-Hoffnung Jyrki Juhani Järvilehto, kurz JJ Lehto. Er schien für Großes bestimmt, bekam bei Benetton die große Chance neben Schumacher, stürzte ab, und landete am Ende fast sogar im Gefängnis. Heute wird er 58 Jahre alt - Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf eine unglückliche Karriere.

JJ Lehto, der Formel-1-Senkrechtstarter

1966 im finnischen Espoo geboren - wie 13 Jahre später Kimi Räikkönen - schielte der junge JJ Lehto ursprünglich auf den Rallyesport. Wenig überraschend, waren die Finnen dort doch in den 1980er-Jahren das Maß der Dinge. "Aber mein Vater hatte einen reichen Freund und zusammen beschlossen sie, dass ich lange genug im Dreck war und etwas Sauberes machen sollte", so Lehto in einem Interview mit 'Motor Sport Magazine'.

Also ging es in den Formelsport. Zuerst nicht ganz so ernst, er fuhr gegen die späteren F1-Piloten Mika Häkkinen und Mika Salo. Auf Erfolge in Skandinavien folgten Erfolge, kaum dass er nach England ging und in den großen europäischen Meisterschaften antrat. Weltmeister Keke Rosberg brachte ihn im Marlboro-Juniorprogramm unter. Außerdem riet er ihm zur Namensänderung - vom sperrigen 'Jyrki Juhani Järvilehto' zum knackigen 'JJ Lehto'.

1988 dominierte Lehto die britische Formel 3, besiegte Namen wie Eddie Irvine und Damon Hill. Ferrari wurde aufmerksam und holte ihn 1989 als Fahrer für ihr Testprogramm an Bord. Trotzdem war das Jahr nicht leicht - nebenher fuhr er in der Formel 3000, aber die Saison war desaströs.

Lehtos Formel-1-Chancen: Ein Auf und Ab

F1-Highlight: Neben Gerhard Berger und Ayrton Senna stand Lehto 1991 in Imola auf dem Podium, Foto: Sutton
F1-Highlight: Neben Gerhard Berger und Ayrton Senna stand Lehto 1991 in Imola auf dem Podium, Foto: Sutton

Trotzdem, er hatte den Fuß in der Tür, und schaffte es zum F1-Hinterbänkler Onyx. Mit einem Team, dessen Auto 1989 und 1990 kaum schnell genug war, um es überhaupt zu qualifizieren, hätte er beim Saisonfinale 1989 fast Punkte geholt, aber im Regen von Adelaide soff die Elektronik ab. 1990 schlitterte Onyx in die Pleite.

Lehto aber dockte bei der Scuderia Italia an - verglichen mit Onyx ein Aufstieg. In einem ausfallreichen San Marino GP holte er 1991 ein Schock-Podium, stand neben Ayrton Senna und Gerhard Berger. Das Potenzial schien nach wie vor da, also ging es 1993 zu Sauber. Auf einen fünften und einen vierten Platz zu Saisonbeginn folgte ein folgenschwerer Team-Crash in Monaco, Streit mit Teamkollege Karl Wendlinger, und für den Rest der Saison gab es keine Punkte.

Formel 1 1994: Crash und Ende

Nach über vier Jahren schien Lehto noch immer ein Fragezeichen, aber endlich - Licht am Ende des Tunnels. WM-Aspirant Benetton suchte für 1994 einen Partner für Michael Schumacher. Die Chance für Lehto, der sich in einem Shootout durchsetzte: "Nachdem ich sechs oder acht andere Jungs im Test geschlagen hatte, bekam ich das Cockpit, unterschrieb Mitte Januar den Vertrag und kam zehn Tage später nach Silverstone, um mit dem Testen zu beginnen. Danach erinnere ich mich nicht an viel."

Schumacher mit Neo-Teamkollege Lehto, Foto: LAT Images
Schumacher mit Neo-Teamkollege Lehto, Foto: LAT Images

Lehto hatte in Stowe einen monumentalen Crash. Zwei gebrochene Wirbel, Zwangspause. Nachwuchshoffnung Jos Verstappen begann die Saison für Benetton. Lehto spürte den Druck, schnell zurückzukommen: "Ich hatte kein Gefühl in meinen Fingern und Zehen, aber ich hatte zu viel Angst, meinen Platz zu verlieren. So schnell zurückzukehren war ein Fehler, aber ich dachte, ich hätte keine Wahl."

In Imola saß er wieder im Auto. Kaum Tests und schlechte Fitness bedeuteten, dass er nur selten näher als zwei Sekunden an den zukünftigen Weltmeister Schumacher herankam. Noch vor Saisonende wurde er geschasst, mit zwei erfolglosen Sauber-Gastspielen zum Finale beendete er die F1-Karriere.

Mit Benetton holte Lehto nur einen sechsten Platz, Foto: LAT Images
Mit Benetton holte Lehto nur einen sechsten Platz, Foto: LAT Images

Lehto nach der Formel 1: Le-Mans-Siege & Gefängnis

Seine Motorsport-Karriere ging weiter, 1995 und 2005 gewann er in Le Mans und wurde 2004 Meister in der American Le Mans Series. Seine alten Nachwuchs-Gegner feierten F1-Erfolge. Wäre mehr gegangen? "Ich habe nie darüber nachgedacht, wie weit es hätte gehen können ohne den Unfall. Du könntest den gleichen Unfall noch einmal haben und sterben, ich habe Glück gehabt."

Eine unschöne Fußnote bleibt: 2010 war er in einen schweren Bootsunfall verwickelt, ein Freund starb. Er wurde verurteilt, weil er betrunken und zu schnell gefahren war, legte aber Berufung ein. 2012 wurde die Haftstrafe zurückgezogen. Die Beweise waren nicht eindeutig.

Was sonst noch geschah:

Vor 70 Jahren: Mauro Baldi wird geboren. Der Italiener fuhr in 36 Rennen vier Mal in die Punkte, mit zu vergessenden Teams wie Arrows, Alfa und Spirit. Danach fuhr er Langstrecken-Rennen, gewann 1990 mit Sauber-Mercedes die Sportwagen-Meisterschaft und 1994 auf Porsche in Le Mans.

Vor 90 Jahren: Ernesto Brambilla wird geboren. Der ältere Bruder vom "Monza-Gorilla" Vittorio konnte keine so erfolgreiche Karriere vorweisen. Zwei Rennen versuchte er, einmal qualifizierte er sich nicht, einmal startete er nicht. Etwas mehr Erfolg hatte er im Motorradsport, dort wurde er 1961 italienischer Meister. Brambilla starb 2020 im Alter von 86 Jahren.

Vor 94 Jahren: Jo Bonnier wird geboren. Der Schwede genoss eine lange F1-Karriere, feierte in 104 Starts aber nur einen Sieg. 1967 gründete er sein eigenes Team und begann sich immer mehr aufs Management zu konzentrieren. 1972 verunglückte er in Le Mans tödlich.