Der Kampf um den dritten Platz in der Konstrukteurs-WM der Formel 1 spitzt sich nach dem Qualifying von Abu Dhabi weiter zu. Jetzt heißt es Vorteil McLaren: Lando Norris schnappte sich sensationell den vierten Startplatz, auf die Pole fehlten ihm nur 0.251 Sekunden. Carlos Sainz rundete mit Platz sechs das Ergebnis ab, während Racing Point nur die Startplätze acht und 19 vorweisen kann.

Matchball McLaren also? Es fehlen in der WM schließlich nur zehn Punkte. Würde man das Qualifying-Ergebnis im Rennen in Punkte umwandeln, so würde man Racing Point überholen. Norris und Sainz sind aber vorsichtig. Sie rechnen fest mit Hauptkonkurrent Sergio Perez, auch wenn der von ganz hinten losfährt - und setzen auf das patentierte McLaren-Teamplay, um ihn schachmatt zu setzen.

Norris warnt: 90 Prozent kommen noch

"Es hat mich ein bisschen überrascht - wie nahe ich an der Pole dran war", gesteht Norris. Auf den Mercedes von Lewis Hamilton, der neben ihm in der zweiten Startreihe stehen wird, fehlten ihm gerade einmal eineinhalb Zehntel. Zumindest ein bisschen geholfen hat der neue Motor, den McLaren in Sakhir einbaute - aber nur auf die neue, vierte Power Unit will Norris das Ergebnis nicht zurückführen: "Es hilft, nachdem ich die letzten drei, vier Wochen zurücklag - aber bringt vielleicht eine halbe Zehntel."

"Die Q3-Runde war sehr stark, eine nette, saubere Runde. Nicht perfekt, aber die beste des Jahres, wenn es darum geht, die Reifen ins Fenster zu bringen und das Paket für das Wochenende zu maximieren", summiert Norris, kommt nach dem Qualifying jedoch sehr bald mit warnenden Worten: "Das ist eine gute Chance, aber eher ein sehr kleiner Teil. 90 Prozent der Arbeit folgt morgen."

Teamplayer Norris & Sainz wollen keine Racing-Point-Furcht

Denn Norris und Sainz sind sich sicher, dass Racing Point kommen wird. "Ich bin überzeugt, dass die Racing Points beide in den Top acht ankommen werden, mit dem Auto, das sie haben, und nach der Pace, die sie gestern in den Rennsimulationen und in den letzten Rennen gezeigt haben", prognostiziert Sainz - selbst wenn Perez aus der letzten Startreihe losfahren muss.

Sainz beklagte mehrere kleine Fehler in Q3, Foto: LAT Images
Sainz beklagte mehrere kleine Fehler in Q3, Foto: LAT Images

Trotzdem will sich McLaren nicht auf Racing Point fokussieren. Schließlich wird Perez strategisch ein ganz anderes Rennen fahren. Norris und Sainz hingegen vertrauen auf ihre üblichen Stärken. "Wir sind gut darin, die Rennen umzusetzen, Punkte zu holen, uns gegenseitig zu helfen, das Team ist da immer dran", meint Sainz. "Für uns ändert sich nichts zu dem, was wir das ganze Jahr machen."

Für beide Fahrer ist klar, dass sie morgen nicht gegeneinander fahren werden. "Carlos ist in der WM zehn Punkte vor mir, das kann ich nicht wirklich beeinflussen", unterstreicht Norris. "Ob ich auf vier oder fünf ankomme ändert da nichts. Wir müssen den besten Job als Team abliefern. Das ist unsere Aufgabe - Platz drei für das Team klarmachen."

McLaren: Vorteil dank Strategie-Split?

Das ist erst recht wichtig, da Norris und Sainz auf unterschiedlichen Reifen ins Rennen gehen werden. Norris qualifizierte sich auf dem Soft-Reifen, Sainz auf dem Medium - damit hat er mehr Optionen zu Rennbeginn, etwa einen verlängerten ersten Stint. Norris hingegen könnte mit einem Undercut die Konkurrenz früh unter Druck setzen. "Es ist auf jeden Fall gut, dass das Team zwei Autos in verschiedenen Szenarien hat, da hat man mehr Spielraum", meint Sainz.

Ob ein Start für Medium für ihn ein Vorteil ist, da ist er sich noch nicht sicher: "Der Start auf Medium bringt mich in eine komfortable Position. Aber es gibt auch viele Soft-Starter, die könnten den Hard früh aufziehen, und es wird auch schwierig, sie beim Start hinten zu halten. Der Medium garantiert keine bessere Strategie."