Was ist drin für George Russell bei seinem Debüt für Formel-1-Weltmeister Mercedes? Der junge Brite vertritt beim Großen Preis von Sakhir am kommenden Wochenende den siebenmaligen Champion Lewis Hamilton. Der Brite muss mindestens das zweite Rennen in Bahrain wegen einer Infektion mit dem Coronavirus auslassen, vielleicht auch den nur eine Woche später folgenden Grand Prix von Abu Dhabi.

Möglich wurde Russells Debüt, weil Mercedes-Motorenkunde Williams deren Junior die Freigabe erteilte. Damit wechselt Russell vom langsamsten ins schnellste Auto der Formel 1? Bei Williams sehen viele das Talent des Formel-2-Champions von 2018 als verschwendet, nun bekommt er erstmals die Gelegenheit, sein Können auf der ganz großen Bühne beweisen zu dürfen.

Formel-1-Debüt im Mercedes: Russell ohne Ergebnis-Erwartung

Russell selbst geht allerdings ohne große Erwartungen in sein erstes Wochenende mit einem Top-Team. Lernen stehe ganz oben auf der Agenda. Nichts anderes. Es gebe keine Vorgabe in Sachen Ergebnis, weder von Mercedes noch von sich selbst.

Schon eher gibt es diese von einigen seiner engsten Wegbegleiter der vergangenen Jahre. Lando Norris, Charles Leclerc und Alexander Albon - so alle fuhren schon in den Nachwuchsserien gemeinsam mit Russell. Sie alle sind sich einig: Von Russell ist in Bahrain jede Menge zu erwarten, womöglich sogar gleich der Sieg.

Lando Norris: Russell kann Pole & Sieg schaffen

Norris kennt Russell von allen Genannten vielleicht am besten, 2018 war er sein großer Rivale im Kampf um den Titel in der Formel 2. Dennoch verstehen sich die nächsten Hoffnungen Großbritanniens ausgezeichnet. „Wir sind gute Kumpel, kommen echt gut miteinander aus. Es ist schön, wenn du siehst, dass einer deiner Kumpel einen solchen Top-Platz bekommt“, sagte Norris am Donnerstag in Bahrain.

Lando Norris und George Russell bei der FIA-Gala nach der Formel-2-Saison 2018, Foto: LAT Images
Lando Norris und George Russell bei der FIA-Gala nach der Formel-2-Saison 2018, Foto: LAT Images

„Er muss in große Schuhe schlüpfen, also wünsche ich ihm alles Gute. Es wird eine große Herausforderung, aber er ist schon ein paar Mal einen Mercedes gefahren, ist Teil der Familie. Es ist also nicht ganz neu für ihn, wie etwa für Aitken bei Williams“, ergänzte der McLaren-Fahrer. Ganz im Gegenteil. Norris geht davon aus, dass Russell nicht weniger als das Maximum erreichen kann.

"Ich erwarte große Dinge!"

„Ich denke, er kann eine Pole schaffen. Ich denke, er kann einen Sieg schaffen“, sagte der Brite. Nur ein Hindernis sieht Norris. Der neue Bahrain-Außenkurs könne Mercedes womöglich vor Probleme stellen, glaubt der Brite. Norris: „Wenn es ein Wochenende gibt, an dem Mercedes vielleicht mal einen kleineren Vorteil hat, dann ist es hier. Deshalb stößt er ausgerechnet dann zu diesem Team, wenn es vielleicht eines seiner härtesten Wochenenden des Jahres hat, wenn es um ihren Vorsprung auf den Rest des Feldes geht.“

Deshalb werde es nicht leicht für Russell. „Aber ich weiß, wie gut er fahrerisch ist und ich bin sicher, dass alle anderen das auch wissen, natürlich auch Mercedes. Ich erwarte große Dinge!“

Max Verstappen hat Russell auf der Rechnung

Max Verstappen ist weniger sicher, dass Mercedes auf der neuen Streckenvariante schwächeln wird. Auch die Absenz Hamiltons sei keine Sieggarantie. „Es gibt Valtteri und George, die das schnellste Auto fahren, also wird es noch immer sehr und sicherlich nicht leicht“, sagte Verstappen. Russell hat der Red Bull-Pilot also zumindest einmal auch auf der Rechnung. Das Layout sieht der Niederländer, anders als Norris, gegenüber Mercedes sogar eher als noch größeren Nachteil als üblich.

Doch was ist nun drin für Russell? Charles Leclerc geht fast noch einen Schritt weiter als Norris. „Ich denke, er wird dieses Wochenende zeigen, wie gut er als Fahrer ist“, sagte der Ferrari-Pilot. „Für mich [holt Russell] wenigstens ein Podium. Ich habe aber etwas Hoffnung auf einen Sieg. Es ist sehr optimistisch. Aber ich weiß, dass er sehr gut ist. Also könnte ich auf einen Sieg wetten!“

Charles Leclerc: Könnte auf Russell-Sieg wetten

Für Russell sei es in jedem Fall eine großartige Gelegenheit. „Ich kenne ihn schon viele Jahre, wir waren 2011 im Kartsport Teamkollegen, auch mit Alex [Albon]. Jetzt hat er endlich die Chance, für ein Top-Team zu fahren“, sagte Leclerc. Der genannte Albon stimmte mit ein. „Ich freue mich für ihn, er kann zeigen, was er draufhat. Es ist natürlich aufregend für die junge Generation. Ich habe keinen Zweifel, dass er einen guten Job machen wird“, sagte Albon, ebenfalls Teil der F2-Generation 2018 (P3).

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Neben den hohen Erwartungen eint die junge Generation also vor allem eines: Freude darüber, dass es nun auch Russell einmal in ein Auto geschafft hat, mit dem realistisch an das Podium zu denken ist. Wie eng die einstige Kart-Bande unter einer Decke steckt, zeigt vor allem eine Anekdote Norris‘: „Ich habe ihm schon am Abend bevor es bestätigt wurde eine Nachricht geschickt und ihn beglückwünscht, obwohl es da noch gar nicht bestätigt war. Dann habe ich ihm am nächsten Tag, als es dann bestätigt war, einfach nochmal gratuliert!“