Max Verstappens erhitzt mit seinen Aussagen nach dem Feuerunfall von Romain Grosjean im Formel-1-Rennen in Bahrain einmal mehr die Gemüter. Der Red-Bull-Pilot wurde seinem Ruf als Hardliner gerecht, als er Fahrern, die nach dem Crash eines Konkurrenten nicht antreten wollen, die F1-Tauglichkeit absprach. Gegenüber dem niederländischen TV-Sender Ziggo Sport stellte er seine Aussage klar - und legte noch einmal nach.

"Schaut, wir sind doch keine Memmen. Kommt schon", appelliert Verstappen an das Verständnis der Kritiker. In der Pressekonferenz nach dem Rennen hatte er klare Worte gefunden. "Wenn der Kerl nicht fahren will und ich der Teamchef wäre, würde ich ihm sagen, dass er nie wieder in diesem Cockpit sitzen wird", so der 23-Jährige.

Diese forsche Ansage kam in den sozialen Medien nicht gut an. Anders als die seines ehemaligen Red-Bull-Teamkollegen Daniel Ricciardo, der die Formel 1 scharf für das Ausstrahlen der Replays von Grosjeans Horror-Crash kritisierte. "Das war völlig respektlos und rücksichtslos gegenüber seiner Familie - gegenüber all unserer Familien, die zusehen", so der Australier.

Verstappen sieht die Thematik weniger emotional. Rennfahrer sein bedeutet für ihn, rational zu sein. "Unfälle sind Teil des Spiels, inklusive der leider auch schweren Unfälle wie dem am Sonntag", sagt er und unterstreicht seinen Standpunkt noch einmal: "Wenn du als Fahrer nach so einem Unfall sagst, dass du nicht mehr fahren willst, kann ich das einfach nicht verstehen."

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Verstappen empathisch und pragmatisch

Auch wenn Verletzungen oder gar der Tod in der modernen Formel 1 äußerst selten sind, schützt er sich mit dem Ansatz, den Piloten längst vergangener Dekaden verfolgten. "Natürlich hoffst du, dass so ein Unfall niemals dir passieren wird. Aber natürlich weißt du, dass es passieren kann", so der neunmalige Grand-Prix-Sieger, der mit 117 Starts trotz seines jungen Alters längst ein Routinier ist. "Die Unfälle sind in unserem Sport immer ein bisschen im Hinterkopf."

Dass er die Gefahr derart pragmatisch behandelt, bedeutet aber nicht, dass er jegliche Empathie missen lässt. Auch ihm ging die Ungewissheit an die Nieren. "Das Schlimmste war für uns Fahrer, als wir zurück an die Box gefahren sind. An dem Punkt hatten wir nur die Flammen gesehen und fragten uns, ob Grosjean noch im Auto ist", erklärt er.

Anders als bei Ricciardo, an dem auch die Wiederholungen des Unfalls nagten, war das Thema für ihn nach der Entwarnung aber schnell wieder erledigt: "Als wir zurück in der Box waren, haben wir gesehen, dass Grosjean schon aus dem Auto raus war. Das war ein gutes Gefühl. Ich habe während der roten Flagge dann mit meinem Vater und meiner Schwester geplaudert."