Esteban Ocon war nach dem Formel-1-Zeittraining in Bahrain mit seinem Latein am Ende. Renault-Teamkollege Daniel Ricciardo fügte ihm die 14. Qualifying-Niederlage der Saison zu, die knapper kaum hätte sein können. Zwei Tausendstelsekunden trennten Ocon vom Triumph über den Australier. Dem tut seine Dominanz fast schon ein bisschen leid, doch für seinen Kampf gegen Sergio Perez soll sich die knappe Kiste am Sonntag erst recht lohnen.

"Das sind die, die richtig wehtun", schmunzelt Ricciardo nach dem 14:1 gegen Ocon. Er kann sich durchaus in die Lage des Teamkollegen hineinversetzen, hatte er es bei Red Bull doch auch mehrere Jahre mit Max Verstappen zu tun. "Ich sympathisiere eigentlich nicht mit meinen Gegnern, aber es hat mir für Esteban ein bisschen leid getan. Die Qualifying-Statistik sieht dieses Jahr nicht gut für ihn aus und wenn du sowas kassierst, denkt er sich bestimmt: was muss ich denn noch machen?"

"Er ist offenbar damit gesegnet, bei solchen knappen Dingern immer das bessere Ende für sich zu haben", so Ocon, der die Niederlage trotz der Enttäuschung sportlich nimmt. "Er hat ein wirklich starkes Jahr, er ist schon die gesamte Saison schneller als ich. Aber wenn es eng wird, läuft es immer für ihn. Ich muss das bei den nächsten beiden [Qualifyings] noch ändern."

Dabei hatte ihm Ricciardo diesmal sogar einen Matchball aufgelegt, nachdem er im Q1 einen Reifensatz mehr als geplant nutzen musste. "Ich habe auch meinen Ehrgeiz. Er hatte im Q3 zwei Reifensätze", so der siebenfache Grand-Prix-Sieger, der dieses Jahr schon zwei Mal für Renault auf dem Podest stand. "Ich hatte im Q3 nur einen neuen Satz und damit habe ich mir das Leben selbst schon etwas schwerer gemacht." Der knappe Sieg gegen Ocon könnte an diesem Wochenende besonders viel wert sein.

Ricciardo visiert Perez an

Ricciardo steht unmittelbar hinter seinem direkten Konkurrenten in der Weltmeisterschaft, Sergio Perez. "Alles zählt, letztendlich ist jeder noch so kleine Vorsprung immer noch ein Startplatz und für mich heißt das, drei oder vier Meter näher an Kurve eins dran zu sein. Was den Kampf gegen Perez und in der Konstrukteursweltmeisterschaft angeht bin ich sehr froh, diesmal zwei Tausendstel schneller gewesen zu sein", so Ricciardo.

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Der Mexikaner liegt auf Rang vier der Gesamtwertung und hat vier Punkte Vorsprung und ist neben Charles Leclerc sein Hauptrivale im Kampf um den Titel des Best of the Rest in der Saison 2020. "Es ist wirklich eng. Ich hatte in den vergangenen Jahren immer irgendjemanden, mit dem ich es zu tun hatte. Dieses Jahr ist es meistens Perez. Wir sind im Moment unzertrennlich", so Ricciardo, der in Bahrain eine Fortsetzung erwartet.

"Seine Longruns sind sehr gut und er war schon immer sehr gut darin, seine Reifen zu managen", streut er seinem Rivalen Rosen. Doch genau aus diesem Grund will er schon am Start dafür sorgen, dass dieser ihm auf keinen Fall entkommt: "Wir müssen Druck auf ihn machen und ihn am Start piesacken und seine Strategie stören. Wenn er freie Fahrt hat, wird es schwer ihn zu erwischen."

Renault muss Boden gutmachen

Mit Blick auf die Teamwertung sind er und Ocon am Sonntag definitiv in der besseren Position, nachdem Perez' Teamkollege Lance Stroll nur Startplatz 13 erreichte. Auch McLaren hat mit Lando Norris nur einen Fahrer in den Top-10, denn Carlos Sainz muss nach einem Defekt im Q2 als 15. in den Grand Prix gehen.

In Istanbul büßte Renault durch ein schwaches Rennen 19 Punkte auf Racing Point ein und fiel auf die fünfte Position zurück. "Wir müssen ein paar der Punkte zurückholen, die wir vor zwei Wochen verloren haben", so Ricciardo, der mit einem aufregenden Rennen rechnet: "Du kannst hier gut überholen. Es werden definitiv ein paar Dinge passieren. Ich erwarte keinen Langweiler."