Vor knapp zwei Wochen ereigneten sich beim Emilia Romagna Grand Prix der Formel 1 haarsträubende Szenen. Als die Rennleitung während der Safety-Car-Phase die überrundeten Piloten dazu anwies, am Pulk vorbeizufahren, um sich zurückrunden zu können, arbeiteten noch immer Marshalls auf der Strecke, um die Unfallstelle von George Russell zu säubern.

Peinlich für die Formel 1! - Vettel übt harte Kritik (16:43 Min.)

Vor der entsprechenden Stelle wurde noch immer mit Doppelt Gelb auf die Gefahr hingewiesen, doch die überrundeten Fahrer hatten nur eins im Sinn: Sie wollten so schnell wie möglich wieder an das Ende des Feldes aufschließen, um beim Restart um Positionen kämpfen zu können.

Sebastian Vettel erkannte die Gefahr vor Aque Minerali rechtzeitig und ging deutlich vom Gas, als er an den Marshalls vorbeifuhr. Anschließend teilte er seinem Team mit, dass die Situation dort sehr gefährlich sei. Auch andere Piloten gingen vom Gas und meldeten den Zwischenfall.

Lance Stroll hingegen blieb voll auf dem Gaspedal stehen und fuhr mit Renngeschwindigkeit nur wenige Meter an einem Marshall vorbei. "Ich wurde vom Team nicht gewarnt. Ich habe sie natürlich gesehen und bin so vorsichtig wie nur möglich an ihnen vorbeigefahren", schilderte Stroll am Donnerstag des Türkei GP seine Sicht der Dinge auf die Geschehnisse in Imola.

Vettel fordert Lösungen statt Schuldzuweisungen

Sebastian Vettel wollte seinen zukünftigen Teamkollegen nicht an den Pranger stellten, doch auch für den viermaligen Formel-1-Weltmeister waren die Szenen besorgniserregend. "Wir sollten uns mehr auf die Lösung konzentrieren", forderte er gegenüber Motorsport-Magazin.com.

"Der Grund, weshalb wir uns physisch zurückrunden müssen ist, dass wir keine Software haben, die das Ergebnis zurücksetzt. Das hört sich ziemlich peinlich an, aber ich glaube, es ist die Wahrheit, weshalb wir die extra Runde fahren müssen."

Die Zeitnahme erstellt beim Überfahren der Ziellinie automatisch ein Rundenprotokoll und eine Rennreihenfolge. Runden sich zuvor überrundete Piloten nicht zurück, werden sie ihm Ergebnis mit einer Runde Rückstand gewertet. Selbst wenn sie nach dem Restart Positionen auf der Strecke gewinnen, bringt sie das nicht weiter nach vorne, weil sie nicht in der gleichen Runde sind.

Lance Stroll wird 2021 Teamkollege von Sebastian Vettel, Foto: LAT Images
Lance Stroll wird 2021 Teamkollege von Sebastian Vettel, Foto: LAT Images

"Wir sollten uns in Zukunft um eine Software bemühen, die es ermöglicht, dass sich überrundete Autos nicht physisch zurückrunden müssen", so Vettel. "Stattdessen sollte man auf einem Bildschirm einfach die Runden zurückstellen können und die Autos an die richtige Stelle bringen. Das wäre die richtige Lösung."

Imola war nicht der erste Zwischenfall dieser Art, wie Vettel erklärt: "In der Vergangenheit hatte man deshalb schon Fälle, in denen Leute versucht haben, das Feld einzuholen - auch in anderen Kategorien -, und dabei gecrasht sind. Das kann nicht sicher sein, wenn man crasht, während die ganze Strecke unter Gelb ist."

"Außerdem haben die Marshalls in Imola versucht, uns zu helfen. Sie haben ein gestrandetes Auto geborgen und sie haben die Strecke gesäubert. Diese zwei Sachen passen nicht zusammen. Wir sollten uns darauf fokussieren, eine Lösung zu finden. Und ich glaube, dass das mit Software funktioniert. Im Jahr 2020 sollte das möglich sein."

Allerdings müsste es dann noch immer zu Überholmanövern kommen. Denn die überrundeten Fahrzeug befinden sich nicht automatisch am Ende des Feldes. Die richtige Reihenfolge müsste hergestellt werden. Das funktioniert aber auch ohne komplette Rückrundungen. Man könnte aber auch in Frage stellen, ob überrundete Piloten überhaupt eine Runde 'geschenkt' bekommen sollten.

Peinlich für die Formel 1! - Vettel übt harte Kritik (16:43 Min.)