Formel 1, Imola Q&A: Warum patzt Ferrari immer bei Vettel? (14:58 Min.)

Durch einen verpatzten Boxenstopp verlor Sebastian Vettel beim Emilia Romagna GP 2020 alle Chancen auf Punkte. Bis zum fatalen ersten Reifenwechsel des Ferrari-Piloten in Runde 39 des Formel-1-Rennens in Imola hatte sich Vettel trotz einer selbstverschuldeten Kollision mit dem Haas von Kevin Magnussen am Start und einer resultierenden Beschädigung am Frontflügel achtbar aus der Affäre gezogen.

20 Sekunden lag Vettel vor seinem 2020 deutlich stärkeren Teamkollegen Charles Leclerc, als er zum Boxenstopp abbog, um von Medium auf Hard zu wechseln. Der Monegasse hatte allerdings bereits in Runde 13 Reifen gewechselt. Leclerc hatte auf Soft losfahren müssen, da er im Qualifying mit dieser Mischung ins Q3 gelangte. Vettel war zum neunten Mal in der laufenden Saison in Q2 ausgeschieden, durfte daher die Mischung für den Startstint frei wählen.

Überdrehte Radmutter verantwortlich für lahmen Vettel-Stopp

27 Sekunden beträgt der durchschnittliche Zeitverlust bei einem Boxenstopp in Imola, größer fällt dieser nur in Singapur aus. Bei einem regulären Stopp wäre Vettel also rund sieben Sekunden hinter Leclerc zurück auf die Strecke gekommen - kein gewaltiger Unterschied also für 2020er Maßstäbe. Doch kam Vettel eben der verbaselte Ferrari-Stopp in die Quere. 13,1 Sekunden stand der Deutsche an der Box. Vorne rechts gab es ein Problem.

Doch was war genau los? Das erklärte nun Ferrari-Strategiechef Inaki Rueda. „Leider hat ein Problem mit der Radmutter am rechten Vorderrad dazu geführt, dass er mehr als zehn Sekunden verloren hat“, schrieb Rueda in der inzwischen regulären Ferrari-Nachbetrachtung zum Rennwochenende. Konkret sorgte ein Überdrehen der Mutter dafür, dass die Mechaniker mehrere Versuche brauchten, um das Rad zu lösen.

Ferrari lobt Vettel und entschuldigt sich

„So hat er die Chance auf Punkte verloren, eine Platzierung, die für ein dennoch positives Rennen mehr als verdient gewesen wäre“, lobte Rueda Vettel. „Mit vor ihm freier Bahn kurz nach Runde zehn hat er so hart pushen können, wie er wollte, was in sehr schnellen Zeiten resultierte“, ergänzte der Strategiechef. „Seb hatte ein starkes Rennen“, sagte schon am Sonntag Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. „Uns tut das Problem beim Boxenstopp, das ihn eines Top-10-Ergebnisses beraubt hat, sehr leid.“

Der verpatzte Boxenstopp an sich störte Vettel selbst unterdessen kaum. Am Boxenfunk teilte der vierfache Weltmeister mit, die Mechaniker mögen sich doch bitte keinen Kopf machen. Mehr haderte Vettel mit dem Timing des Boxenstopps. Vettel wollte den ersten Stint lieber noch länger ziehen, um ähnlich wie Kimi Räikkönen mit einem kurzen Schlussstint auf Soft attackieren zu können. Der Finne fuhr unmittelbar hinter Vettel, ebenfalls auf Medium, kam allerdings erst neun Runden später zum Stopp.

McLaren zwingt Ferrari zum Vettel-Stopp

Doch Ferrari zitierte Vettel herein. Warum? Auch das erklärte Rueda. „In Runde 39 sahen wir die Chancen schwinden, dass er nach seinem Stopp vor einem der beiden McLaren herauskommen würde, also haben wir entschieden, den Stopp durchzuführen“, berichtete der Ferrari-Chefstratege. Ein Blick auf die Zeitabstände bestätigt: 29 Sekunden lag Vettel nach Umlauf 38 vor Lando Norris, gerade noch genug.

Zuvor hatte Ferrari Vettel eigentlich schon sehr viel früher zum Stopp holen wollen, um das virtuelle Safety Car in Runde 30 auszunutzen. „Das wäre ideal gewesen, denn so wäre er vor Charles zurück auf die Strecke gekommen, und das mit Reifen, die viel frischer gewesen wären als die seiner Konkurrenten“, schrieb Rueda. „Leider war die VSC-Phase zu kurz, sodass nur Lewis Hamilton und Lance Stroll es geschafft haben, sie für ihre Stopps zu nutzen.“

Formel 1, Imola Q&A: Warum patzt Ferrari immer bei Vettel? (14:58 Min.)