Wie viel Geld darf ein Formel-1-Fahrer verdienen? Man könnte daraus eine ethische Diskussion machen, aber die Königsklasse des Motorsports, die 2021 in Saudi Arabien fahren will, ist kein Ort für dialektische Erörterung dieser Art. Die Formel 1 führt die Debatte aus einem anderen Grund: Man will die Budgetobergrenze, die 2021 eingeführt wird, weiterdenken.

Dazu gab es am Montag in einem Zoom-Meeting zwischen den Formel-1-Teams, Liberty Media und der FIA erste Gedankenspiele. In der kommenden Saison dürfen die Rennställe nur noch maximal 145 Millionen Dollar ausgeben. Allerdings gibt es Ausnahmen: Die drei bestbezahlen Angestellten sind darin nicht enthalten, genauso die Fahrergehälter wie auch die Kosten für Motoren. Die Liste der Ausnahmen ist lang.

Aber wohl kaum eine Ausnahme eine so kostspielig wie die Fahrergehälter. Die Dienste von Lewis Hamilton soll sich Mercedes für über 40 Millionen US-Dollar erkaufen, Sebastian Vettels auslaufender Ferrari-Vertrag ist mit kolportierten 30 Millionen US-Dollar ebenfalls nicht zu verachten.

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Formel-1-Teams wollen Fahrergehälter drücken

Deshalb besteht gleich von zwei Seiten Interesse daran, die Fahrergehälter zu deckeln: Mercedes und Co. wollen die enormen Summen drücken, die ihre Superstars aufrufen. Die kleineren Teams sagen, die Fahrer wären Performance-relevant und müssten deshalb zur Budgetobergrenze dazugezählt werden.

Deshalb gibt es verschiedene Ansätze: Die Gehälter einfach komplett zu deckeln, die Gehälter mit in die Budgetobergrenze einzubeziehen oder alles, was über eine bestimmte Summe hinausgeht, von der Budgetobergrenze abzuziehen.

Als Richtwert stehen 30 Millionen US-Dollar für beide Fahrer im Raum. Lewis Hamilton allein würde die Schallmauer schon deutlich durchbrechen. Liegt es etwa daran, dass der Superstar der Formel 1 seinen Vertrag noch nicht verlängert hat? Sein aktueller Kontrakt läuft Ende 2020 aus.

Hamilton stellt klar: Wusste nichts von Gehaltsobergrenze

"Nein, das hat nichts damit zu tun", stellt Hamilton klar. "Ich wusste gar nicht, dass darüber diskutiert wurde. Für uns Fahrer war das eine Überraschung. Wir haben vor eine Weile mal davon gehört, aber jetzt höre ich es das erste Mal wieder. Es ist wichtig, dass die GPDA [Fahrergewerkschaft] hier eng mit der Formel 1 arbeitet." Begeisterung klingt anders.

Teamchef Toto Wolff hat verständlicherweise eine andere Position. Weil er in der Pressekonferenz allerdings direkt neben seinem gutbezahlen Superstar saß, war er wohl etwas zurückhaltender: "Das ist eine emotionale Sache. Formel-1-Teams müssen langfristig nachhaltig sein und als Franchise attraktiv. Sie müssen wie jedes andere Unternehmen Profitabilität zeigen, das müssen wir schaffen."

"Auf der anderen Seite sind die Fahrer in der Formel 1 die besten der Welt, sie sollten gut bezahlt werden wie alle anderen Stars im Sport auch", so Wolff. "Heute ist ihr Einkommen auf das beschränkt, was sie vom Team bekommen. Denn das Ausmaß, wie sie ihre eigene Marke promoten, Werbeverträge machen und ihre Rechte vermarken können, ist sehr beschränkt."

Dabei spielt Wolff schon auf ein erstes Problem an: Wie genau soll überwacht werden, wie viel ein Fahrer verdient? Schon heute sind die Geldflüsse nicht immer einfach nachzuvollziehen. Paydriver bringen Sponsoren und verdienen deshalb teilweise deutlich mehr, als sie eigentlich verdienen würden. In der Formel 1 spricht man hier gerne von Kick-back-Zahlungen.

In Zukunft könnten Teamsponsoren weniger Geld an die Rennställe überweisen, dafür aber direkt die Fahrer bezahlen, um Grenzen zu umgehen. Die Sache ist deshalb komplizierter, als sie anmuten mag.

Ferrari: Fahrergehälter delikates Thema

"Es ist noch nichts entschieden", stellt Ferrari Teamchef Mattia Binotto klar. "Wir stehen den Diskussionen offen gegenüber, aber es ist noch nichts klar. Es ist eine delikate Angelegenheit, es ist nicht so einfach. Und wir haben schon einen langfristigen Vertrag mit Charles." Der Monegasse wird mindestens bis 2024 ein fürstliches Gehalt von der Scuderia beziehen. Es ist der aktuell längste Fahrervertrag der Formel 1. Ferrari will sich die zweistellige Millionensumme sicherlich nicht vom Budget abziehen lassen.

Die Einführung wird ohnehin nicht von heute auf morgen funktionieren. Das Grundgerüst der zukünftigen Regeln steht, Änderungen müssen durch einen Abstimmungsprozess, Mehrheiten müssen gefunden werden. "Aber es gibt nun immerhin ein Finanzielles Reglement, daran kann man Anpassungen vornehmen", erklärt McLaren Teamchef Andreas Seidl. Bislang gab es ein solches Reglement gar nicht.

AlphaTauri-Kollege Franz Tost sieht es ganz einfach: "Die Formel 1 nimmt in der Coronazeit weniger Geld ein. Dadurch verdienen auch die Teams weniger. Da ist es ganz klar, dass auch die Fahrer weniger verdienen werden. Sie sollten ohnehin froh sein, dass sie diese Autos fahren dürfen und dafür auch noch bezahlt werden." Ethisch hat der Österreicher damit sicherlich recht.