63 zu 17: Die Bilanz spricht Bände. Nach elf Rennen in der Formel-1-Saison 2020 hat Charles Leclerc in der schwächsten Ferrari-Saison seit langem immerhin 63 Punkte gesammelt, Sebastian Vettel steht währenddessen bei mageren 17 Pünktchen. Das aktuelle Jahr ist für den vierfachen Formel-1-Weltmeister ohne Übertreibung ein Debakel.

Pleiten, Pech und Pannen bestimmen Vettels Saison - nicht nur auf Seiten des Teams. Auch fahrerisch ist der 33-Jährige weit von den Leistungen seines Teamkollegen entfernt. Gab sich Vettel zuletzt meist kurz angebunden und schlecht gelaunt, sprach er vor dem Formel-1-Comeback in Portugal ungewohnt offen über seine Probleme.

"Das diesjährige Auto ist für uns beide nicht einfach zu fahren", sagte Vettel. "Ich sitze in allen Meetings, in denen auch Charles sitzt und wir teilen diese Meinung. Es ist nicht immer einfach." Dass die Charakteristik des SF1000 Vettels Fahrstil nicht unbedingt entgegenkommt, ist hinlänglich bekannt. Leclerc kann die Probleme besser überfahren.

Vettel und Ferrari: 2020 eine andere Liebsgeschichte

Doch Vettels Probleme haben eine weitere Dimension. "Es ist klar, dass, wenn man mit dem Wissen in die Saison geht, dass man sich trennen wird, es immer eine andere Liebesgeschichte sein wird", sagte Vettel zu Motorsport-Magazin.com. "Unabhängig davon respektiere ich die Arbeit, die in den letzten Jahren für mich reingesteckt wurde und ich will mein Maximum zurückgeben."

Doch das gelingt ihm immer seltener. "Es ist nicht das einfachste Jahr, da wo wir sind", gesteht Vettel. "Ich muss mich auf meiner Seite da durchziehen und mich auf neue Strecken und Rennen freuen, um die Dinge besser zusammenzubekommen."

Sebastian Vettel macht 2020 zu viele Fehler, Foto: LAT Images
Sebastian Vettel macht 2020 zu viele Fehler, Foto: LAT Images

Ist Vettel etwa schon mit dem Kopf bei Aston Martin, wo er 2021 fahren wird? "Ich freue mich sehr auf dieses neue Kapitel. Bevor dieses Kapitel startet, versuche ich dieses Kapitel aber noch mit Würde zu beenden. Ich will mich zusammenraufen, damit ich die Leistungen abliefern kann, von denen ich weiß, dass ich sie in mir habe. Ich muss die Hindernisse überwinden und dann bereit für ein neues Kapitel sein."

Kein Ferrari-Trennungsschmerz bei Vettel

Trennungsschmerz verspürt er nach sechs Jahren Ferrari aber noch nicht: "Ich bin nicht so der Typ, der dann super emotional wird. Ich bin realistisch genug, um zu wissen, dass alles einmal zu Ende geht. Die Situation im Team ist auch anders als vor ein, zwei Jahren - wir wissen, wohin die Reise geht." Nämlich nicht in Richtung fünfter WM-Titel, sondern in Richtung Trennung und Charles Leclerc.

Immerhin darf sich Vettel in Portimao über weitere Neuerungen am SF1000 freuen. Ferrari hat angekündigt, das Update-Paket, das in Teilen schon in Russland und anschließend in Deutschland kam, in Portugal zu vervollständigen. Mit dem überarbeiteten Diffusor ist der Bolide vorerst komplett.