Festhalten, Spa und Suzuka! Nach Mugello vor einigen Wochen drängelt sich mit Portimao am kommenden Wochenende gleich die nächste Strecke mit Achterbahn-Charakter in den Formel-1-Kalender. Das Autodromo Internacional do Algarve empfängt die Königsklasse zum ersten Mal überhaupt, bis dato wurden sämtliche Portugal Grands Prix der F1-Geschichte auf dem Circuito da Boavista (Porto) im Monsanto Park (Lissabon) oder zuletzt, bis 1996, in Estoril ausgetragen. Grund genug für Motorsport-Magazin.com, um Strecke im Süden Portugals näher zu beleuchten.

Formel 1 in Portimao: Schlüsselfakten zur Strecke

Strecken-Charakteristiken
Streckenlänge4,653 km
Runden66
Renndistanz306,826 km
Kurven15 (9 R , 6 L)
Länge Start/Ziel Gerade969 Meter
DRS-Zonen1 (Start/Ziel, 125 m nach Turn 15)
Größte Steigung6,2%
Größtes Gefälle 12%
Vollgas-Anteil (Rundenzeit)70%
Vollgas-Anteil (Rundendistanz)77%
Offizieller Rundenrekord1:30.681 (ELMS, Lapierre, 2010)
Inoffizieller Streckenrekord1:27.987 (F1- Testfahrten, Buemi, 2009)

Zu den global auffälligsten Eigenschaften von Portimao zählen die Höhenunterschiede. Die Strecke weist im Lauf einer Runde des Formel-1-Layouts - grundlegend sind auch andere Streckenführungen möglich - viele Steigungen und Gefälle auf, die teilweise recht steil ausfallen. Diese Wellenbewegungen sorgen für einige blinde Kurveneingänge und erschweren den Fahrern die Eingewöhnung.

Portimao wie Mugello: Flüssig, Kiesbetten, lange Zielgerade

Mit Daniel Ricciardo, Charles Leclerc, George Russell, Antonio Giovinazzi oder Valtteri Bottas verfügen allerdings zumindest einige Fahrer schon über Erfahrungen mit der Strecke. Ricciardo etwa machte 2009 in Portimao sogar seinen Titel in der Formel 3 klar, Lewis Hamilton fuhr im Januar 2009 bei einem F1-Test im McLaren auf der 2008 binnen von sieben Monaten für 195 Millionen Euro erbauten Anlage, Lando Norris 2017.

Das Layout der Formel 1 in Portimao, Foto: Mercedes-AMG F1
Das Layout der Formel 1 in Portimao, Foto: Mercedes-AMG F1

Insgesamt wartet das Autodromo Internacional do Algarve mit einem flüssigen Streckenverlauf auf, vor allem im zweiten Sektor, was ähnlich wie in Mugello viel Abtrieb erfordert. Und einen Kompromiss wegen der 969 Metern langen Zielgeraden. Ebenfalls ähnlich: Gesäumt wird die Strecke zu großen Teilen von unter Fahrern wie Fans beliebten Kiesbetten. Aufgrund dieser flüssigen Streckenführung und nur weniger starker Bremszonen (Kurven 3 & 5) erscheinen Überholmanöver knifflig.

Eine Runde in Portimao: Der Streckenverlauf

Noch dazu baut die FIA nur eine DRS-Zone ein. Die beginnt auf der fast einen Kilometer langen Zielgeraden allerdings schon 125 Meter nach der schnellen letzten Kurve und zieht sich wie gewohnt bis zur automatischen Deaktivierung am ersten Bremspunkt. Durch den schnellen letzten Turn - dichtes Hinterherfahren wegen Luftverwirbelungen schwierig - erscheint eine derartige Länge allerdings auch notwendig. Gut möglich, dass die Zielgerade nur zum Heransaugen dienen wird, der echte Angriff erst nach den beiden schnellen ersten Kurven in der ersten Spitzkehre Lagos (Kurve 3) oder nach der kurzen und zum Ende steil abfallenden Gegengeraden in die Spitzkehre vor dem VIP Tower (Kurve 5) erfolgen wird.

Formel 1 Portugal: Mercedes stellt die Strecke in Portimao vor: (01:44 Min.)

Mit dieser Kurve beginnt der zweite Sektor, gleichzeitig der flüssigste und dynamische Abschnitt der Strecke. Über Samsung (Kurve 8), Craig Jones (Kurve 9), Portimao (Kurve 11) erstreckt sich eine gefühlt endlose Berg- und Talbahn bei hoher Geschwindigkeit. Spektakulär erscheinen auf dem Papier vor allem die Kurven zehn und elf, die den zweiten Sektor beenden. Eine doppelte Rechtskurve mit einem blinden Kurveneingang und einer Bergabpassage am Kurvenausgang, was manch einen an die berühmte Acque Minerali von Imola erinnert.

Portugal GP: Pirelli bringt mehr härtere Reifen

Erst mit den Kurven 13 und 14 (Sagres) müssen die Formel-1-Piloten das Tempo wieder etwas herausnehmen - nur, um in der langen Highspeed-Zielkurve Galp voll auf dem Pinsel zu bleiben und den maximalen Speed mit auf einen Kilometer Vollgas zu nehmen.

Angesichts der weitgehend unbekannten und gleichzeitig schnellen Strecke reagierte Pirelli bereits im Vorfeld des Grand Prix. Die Italiener nominierten mit C1 bis C3 nicht nur die härtesten Mischungen im Sortiment, sondern schicken mit drei Sätzen der harten Reifen einen mehr als üblich ins Feld. Dafür steht jedem Fahrer ein weicher Satz weniger zur Verfügung. „So können die Fahrer im Training einen harten Reifen ausprobieren und sind noch immer in der Lage, zwei Sätze der Hards für das Rennen aufzuheben, sofern nötig“, erklärt Pirellis F1-Chef Mario Isola.

Formel 1: Geschichte beim Portugal GP

Das Autodromo Internacional do Algarve wird der vierte Austragungsort für den Portugal GP sein. Zwischen 1984 und 1996 fand das Rennen auf der Grand-Prix-Strecke in Estoril statt. Zuvor, von 1958 bis 1960, zweimal in Porto (Circuito da Boavista) und einmal in Lissabon (Monsanto Park). Bei beiden Strecken handelte es sich um Stadtkurse.