Nico Hülkenberg gibt auf dem Nürburgring zum zweiten Mal in der Saison 2020 ein überraschendes Formel-1-Comeback. Wie schon in Silverstone springt der Emmericher bei Racing Point für einen erkrankten Fahrer ein. Teamchef Otmar Szafnauer gab am Samstagabend ein Update zur Situation und stellte dabei vor allem eine wichtige Frage klar. Lance Stroll wurde nicht vom Coronavirus aus dem Verkehr gezogen.

"Wir haben ihn mehrmals getestet, auch bei den Tests im Vorlauf dieses Rennens. Er hatte drei oder vier negative Tests. Er hat nicht die klassischen COVID-19-Symptome", so Szafnauer, der mit dem hartnäckigen Virus innerhalb seines Teams bereits Erfahrungen machen musste. Unmittelbar vor dem Großbritannien GP hatte es Sergio Perez erwischt, der daraufhin für zwei Rennen ausfiel.

Zwar blieb Stroll die verheerende Diagnose erspart, eine Gemeinsamkeit mit dem krankheitsbedingten Ausfall von Perez gibt es dennoch. Der Mexikaner hatte am Rennwochenende in Ungarn über Übelkeit und Schwindelgefühle geklagt und wurde zwei Wochen später mit dem Coronavirus diagnostiziert.

Stroll schon seit Russland GP krank

Die Krankheit Strolls kündigte sich ebenfalls schon vor über einer Woche an. "Er hat sich seit Russland nicht gut gefühlt. Ich glaube, er hatte eine Erkältung. Im ersten Moment haben wir auch gedacht, lass dich lieber auf das Virus testen", so Szafnauer. Am Donnerstag nahm Stroll noch wie üblich an der Fahrerpressekonferenz teil. Einen Tag später ging es mit seiner Gesundheit bergab.

"Letzte Nacht hatte er Magenprobleme. Er kam nicht mehr von der Toilette und sagte, dass er viel Flüssigkeit verliert und nicht einmal lange genug von der Toilette kommt, um sich in ein Rennauto zu setzen", erklärt der Teamchef. "Ich weiß nicht, ob er etwas falsches gegessen hat oder es ein Mageninfekt ist."

Formel 1, Hintergründe zum Blitz-Comeback von Nico Hülkenberg!: (09:44 Min.)

Stroll hoffte bis zum letzten Moment auf Teilnahme

Am Samstagmorgen hoffte Stroll bis zuletzt, doch noch ins Geschehen eingreifen zu können. "Noch 30 Minuten vor dem dritten Training dachte er sich: ich will das unbedingt durchziehen", sagt Szafnauer. Die Beschwerden Strolls hielten jedoch an und der 22-Jährige entschied sich, von einer Teilnahme an diesem Wochenende abzusehen.

Der Gedanke, in diesem Zustand am Qualifying teilzunehmen und am Sonntag eine komplette Renndistanz abzuspulen, ließ bei Stroll nur diese Entscheidung zu. Darüber hinaus habe er dem Team mitgeteilt, sich für den anstehenden Double-Header mit Rennen in der Türkei und Italien ausruhen zu wollen.

Durch die späte Entscheidung stand Racing Point im FP3 ohne einen adäquaten Ersatz da. "Wir hatten noch gehofft, dass er sich besser fühlen wird. Ansonsten hätten wir Hülkenberg schon einen Tag früher angerufen und er wäre das dritte Training gefahren", so Szafnauer, der den Deutschen am Samstagvormittag kontaktierte, als dieser für RTL in Köln eingespannt war.

Hülkenberg erhält Vorzug gegenüber Vandoorne

Der ehemalige Stammpilot des Teams erhielt damit einmal mehr den Vorzug gegenüber dem offiziellen Racing-Point-Ersatzfahrer Stoffel Vandoorne. "Er war auch im Fahrerlager und hatte auch einen negativen COVID-Test. Er war bereit, aber bei Nico ist es so, dass wir seinen Sitz hier haben und schon wissen, wie wir die Pedale einstellen müssen", rechtfertigt Szafnauer die Wahl.

Hülkenberg kam rechtzeitig zum Qualifying, das er mit nur zwei Zehntel Rückstand auf Kimi Räikkönen als Letzter beendete. "Es war ein großes Risiko und wir waren nur froh, dass er die 107-Prozent-Hürde geschafft hat. Das war unser Ziel, damit er im Rennen fahren kann", sagt der US-Amerikaner. "Er hat ein ordentliches Auto und ist ein paar Runden gefahren. Wenn er einen guten Start hinlegt, hat er die Chance auf Punkte."