Die Formel-1-Piloten stehen dem großen Restart-Crash von Mugello weiterhin skeptisch gegenüber. Obwohl FIA-Rennleiter Michael Masi die Kritik am Safety-Car-Prozedere und am Reglement dort entschieden zurückgewiesen hatte.

Die Fahrer hatten unter anderem protestiert, dass das späte Ausmachen der Safety-Car-Lichter teils für den Unfall, dem vier Autos zum Opfer fielen, mitverantwortlich sei und nur im Sinne der Show geschehe. Die Stewards hatten wiederum zwölf Fahrer nach dem Crash, der vier Ausfälle zur Folge hatte, auf die Finger geklopft, aber keine Strafe ausgesprochen. Änderungen am System sollen keine kommen, laut Masi. Doch die Fahrer fordern zumindest ein Überdenken.

Formel-1-Fahrer wollen Schuldfrage zum Crash aufrollen

"Du kannst eigentlich nicht sehen, wann der Führende loslegt", erklärt Nicholas Latifi, eines der Opfer. "Wenn du könntest, idealerweise, würdest du einfach zur Seite fahren, den Führenden sehen und auf ihn reagieren. Aber du kannst nur auf die Autos vor dir reagieren. Also gab es natürlich ein paar Lücken, und die haben ein paar Fahrer kalt erwischt. Einfach unglücklich, schätze ich. Wir, die in den Unfall verwickelt waren, hätten nicht viel machen können, um es zu vermeiden."

Während der in Mugello führende Valtteri Bottas vorne ein konstantes Tempo fuhr, versuchten die Fahrer im Mittelfeld, den Restart-Zeitpunkt zu erraten und vorab zu beschleunigen. Als sie erkannten, dass die Spitze nicht beschleunigte, mussten sie bremsen. Ein Wellen-Effekt entstand, nach hinten beschleunigten immer mehr, und ein paar Fahrer sahen das Bremsen zu spät. So kam es zum Crash. "Wir Fahrer haben es uns nicht einfach gemacht", gesteht Carlos Sainz, ein weiteres Opfer. "Manche verschätzen sich beim Start und machen es sehr schwierig für die Leute hinten."

Formel-1-Fahrer schicken Brief an FIA-Rennleiter

Romain Grosjeans Funkspruch mit scharfer Kritik am Prozedere wurde gleich im TV gespielt - und der Haas-Pilot, der neben Sebastian Vettel und Alexander Wurz einer der Direktoren der Fahrer-Gewerkschaft ist, sah auch nach dem Rennen eindeutig noch Gesprächsbedarf zu den Restarts.

"Ja, wir hatten ein paar Diskussionen mit Seb, Alex und Anastasia [Fowle, Rechtsberatung der Gewerkschaft] in unserer Whatsapp-Gruppe", sagt Grosjean. "Wir haben einen Brief an Michael Masi geschrieben und wollen herausfinden, was wir besser machen können."

"Ich glaube nicht, dass an Mugello irgendetwas besonders war, was Restarts angeht", glaubt Grosjean. "Es waren viele kleine Dinge, die am Ende einen großen Crash ausgelöst haben. Vielleicht könnten ein paar kleine Anpassungen in den Regeln helfen. Das wollen wir diskutieren, um so einen gefährlichen Moment zu vermeiden."

Restart-Crash Thema in Sotschi-Fahrerbriefing

Am Freitag soll das Thema in der Fahrerbesprechung von Sotschi also wieder auf den Tisch kommen. "Ich persönlich will auf das Briefing warten, was manche Fahrer zu sagen haben, warum sie so große Lücken gelassen haben, warum die Safety-Car-Lichter so spät ausgingen", fasst Carlos Sainz zusammen. Er will es öffentlich nicht weiter diskutieren, meint nur: "Ich glaube, dass wir davon lernen müssen."

"In den letzten Jahren durftest du an der Safety-Car-Linie überholen, die ist immer deutlich hinter der Kontroll-Linie", schlägt Latifi vor. Er könnte sich vorstellen, bei Strecken mit langen Geraden wie auch in Baku das wieder einzuführen. "Dann minimierst du einfach die Distanz, wo du dieses Herumspielen hast, und wann der Führenden losfahren muss."

Formel-1-Fahrer warnen: Mugello-Crash war viel Glück

"Ich schätze, wir hatten ziemliches Glück, dass sich niemand verletzt hat", glaubt Grosjean. "Weil das war ein ziemlicher Highspeed-Crash. Ein Auto hätte dort in den Zaun fliegen können, wo die Boxenmauer ist. Das hätte ein bisschen übel sein können."

Dem schließt sich Sainz an: "Rückblickend hätte es viel schlimmer ausgehen können, wenn die Autos in der Ziehharmonika in anderen Winkeln gestanden wären, wenn wir sie erwischen. Wir hatten Glück. Das war ein ernster Unfall, und wir müssen so etwas um jeden Preis vermeiden."