Lewis Hamilton steht zum siebten Mal in der Formel-1-Saison 2020 auf der Pole. In Mugello war der Mercedes-Pilot wieder im Qualifying der Schnellste, aber anders als in den letzten Rennen sah er diesmal nicht unschlagbar aus. Valtteri Bottas scheiterte nur um 59 Tausendstel.

Der Finne brachte seinen weltmeisterlichen Teamkollegen diesmal also wieder ordentlich ins Schwitzen, hatte schon am Freitag die Trainings mit einem gar nicht unwesentlichen Vorsprung angeführt. Selbst Hamilton hatte vor dem Qualifying schon daran gezweifelt, dass er gegen Bottas ankommen könne. Ein Bottas, der in den Trainings noch "meilenweit vorne" gewesen sei.

Hamilton schafft nach schwachen Mugello-Trainings die Wende

"Vom Start ins Wochenende weg hatte Valtteri sofort die Oberhand", gibt Hamilton nach dem Mugello-Qualifying an. "Valtteri war gestern schneller, heute am Morgen, sogar in Q1. Trotz allem, was ich getan habe, alle diese Setup-Änderungen."

Am Freitag lief es für Hamilton noch nicht, Foto: LAT Images
Am Freitag lief es für Hamilton noch nicht, Foto: LAT Images

Dabei hatte Hamilton bei der Vorbereitung auf Mugello sogar noch mehr getan als üblich. "In der Vergangenheit dachte ich immer, dass es eine meiner Stärken sei, eine neue Strecke schnell zu lernen." Für den Toskana-GP wagte er sich sogar in den Simulator - den er sonst immer auslässt, in seinen Augen bringt er keinen Vorteil.

Trotzdem: "Du gehst raus, fährst Runden und kämpfst damit, in bestimmten Sektoren das Limit zu finden. Und Valtteri war in manchen dieser Bereiche meilenweit vor mir. Natürlich ist der Druck höher denn je."

Hamilton baut Mercedes bei Bottas-Jagd komplett um

"Ein Teil davon war die Auto-Balance, da hatte ich wirklich zu kämpfen", erklärt Hamilton. "Am Ende des Tages geht es hier ums Vertrauen, du musst viel Tempo in die Kurven mitnehmen. Und wenn du dich nicht komfortabel mit der Balance fühlst, nimmst du raus und bist am Scheitelpunkt einfach zu langsam."

Hamilton vergrub sich also mit seinen Ingenieuren am Freitagabend in Setup-Arbeit: "Und ich bin richtig glücklich. Vor dem Qualifying haben wir noch eine große Änderung gemacht, und es hat richtig gut funktioniert. Das ist unsere große Stärke, die Arbeit hinter den Kulissen, sich da ständig zu verbessern."

"In Q1 war ich noch immer nicht schnell genug", meint Hamilton. Aber dran war er da schon: "Ich liebe diese Herausforderung, den Kampf mit Valtteri. In Q2 habe ich eine ganz gute Runde hinbekommen, der erste Run in Q3 war passabel. Ich glaube, ein bisschen Zeit war noch drin, aber der Wind hat zugenommen." Der Bottas-Konter blieb aber ohnehin aus, der Finne musste aufgrund einer Gelbphase für einen Dreher von Esteban Ocon rausnehmen.

Hamilton und Mercedes mit Mugello-Taktik uneins

Im Qualifying machten Hamilton und Bottas die Pole unter sich aus, Max Verstappen im Red Bull spielte keine große Rolle. Im Rennen könnte das anders aussehen, denn in den Freitags-Trainings war er dran an den Mercedes. Strategische Vorteile durch Reifenmischungen kann auch niemand vorweisen: Trotz eines Vorsprunges von über einer Sekunde auf das Mittelfeld wagte es Mercedes nicht, auf Medium-Reifen zu starten.

"Ich wollte den Medium nutzen", erklärt Hamilton zwar, doch das Team war für die Idee nicht zu haben. "Es gibt einen Zeitverlust beim Start. Du hast einen langen Weg bergauf. Der erste Stint wäre mit Medium besser für die Pace, und für die Länge, aber beim Start verlierst du ganze Meter nur durch den Reifen hoch zu Kurve eins. Dieses Risiko wollten wir nicht eingehen."

Hamilton und Bottas starten also wie Verstappen auf dem weniger haltbaren, aber leichter am Start anzuwärmenden Soft-Reifen. Und Track-Position verspricht in Mugello eine kritische Rolle zu spielen, die langgezogenen Kurven belasten die Reifen stark und machen Hinterherfahren schwierig. Allerdings könnte das eine Zweistopp-Strategie erzwingen, weil die Soft-Reifen nicht lange genug halten. "Hoffentlich wird es mehr als einer", meint Hamilton, ganz im Sinne der Action.