Valtteri Bottas ist mit seinem geplanten Konter im WM-Kampf gegen Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton beim Belgien GP 2020 gescheitert. Selbst nach der klaren Niederlage im Qualifying in Spa-Francorchamps hatte sich der Finne noch jede Menge ausgerechnet - Windschatten-Hatz nach dem Start sei Dank. Dieser Plan ging daneben, genauso jeder andere Versuch im Rennverlauf. Im Ergebnis blieb nur Rang zwei hinter Hamilton. 50 Punkte fehlen Bottas in der WM-Tabelle nach 7 von offenbar 17 Rennen nun auf den Briten.

Formel 1: Warum durfte Bottas Hamilton nicht angreifen? (09:47 Min.)

„Am Start wäre es eine gute Möglichkeit gewesen“, sagte Bottas. „Aber Lewis kam zu schnell aus Turn eins, das hat er gut gemacht. Ich konnte dann nicht genug Momentum generieren, um in Kurve fünf gefährlich zu werden. Außerdem herrschte dort Rückenwind, deshalb gab es etwas weniger Windschatten“, erklärte Bottas. Deshalb sei es an derselben Stelle auch später im Rennen unmöglich gewesen, sich an den Weltmeister heranzusaugen, etwa beim fliegenden Start nach dem Safety Car.

Mercedes verbietet Bottas Überhol-Modus gegen Hamilton

„Ich konnte ihn auf der Geraden einfach nicht bekommen“, klagte Bottas. Helfen können hätte ihm zumindest eine aggressivere Einstellung für die Power Unit. In Runde sechs fragte der Finne bei seinem Renningenieur nach, ob er mehr Leistung nutzen könne. Verfügbar sei eine Aktivierung des Power-Modus noch kam es zurück. Doch dürfe Bottas den nicht nutzen, um den eigenen Teamkollegen anzugreifen, hieß es weiter. Das habe man doch vereinbart.

Bottas traute seinen Ohren nicht. „Da habe ich ja noch nie von gehört“, funkte der Finne wenig angetan zurück. Nach dem Rennen darauf angesprochen kochte Bottas das Thema nicht auf. „Ich wusste nicht davon. Vielleicht haben sie es mal gesagt, ich kann mich nicht erinnern“, sagte der Mercedes-Fahrer.

Toto Wolff: Keine Teamorder, Vorsicht wegen Verstappen

So war es an Toto Wolff, das Thema aufzulösen. Herrschte in Spa gar ein völliger Nichtangriffspakt zwischen Hamilton und Bottas? „Wir haben keine Regeln zwischen den Fahrern, sie dürfen frei gegeneinander Rennen fahren“, negierte der Motorsportchef. „Aber wir haben besprochen, dass nur eine begrenze Zahl an Einsätze des Überhol-Modus haben und sie deshalb nicht gegeneinander einsetzen wollten, weil wir sie vielleicht gegen Konkurrenz wie Max gebraucht hätten“, berichtete Wolff. Möglicherweise sei die Kommunikation mit den Fahrern hier nicht ideal gelaufen.

Zumindest an einem Punkt im Rennen hätte eine solche Situation eintreten können. Einmal habe Verstappen die Chance auf einen Undercut gegen Bottas gehabt, so Wolff. „Da waren sie mal innerhalb 1,5 Sekunden. Das hätte reichen können.“ Ansonsten hätte Mercedes das Rennen jedoch jederzeit im Griff gehabt. Wolff: „Wir waren alle drei auf der gleichen Strategie, haben alle mit den Reifen gelitten. Ich glaube, dass wir heute die Pace hatten, die das Ergebnis auch spiegelt.“

Bottas gewurmt von Hamilton-Stärke: Pisst mich an

Für Bottas gilt das sogar teamintern. „Lewis hat einen guten Job gemacht, er hat keinen Fehler gemacht und ist im Moment unglaublich unterwegs“, gesteht Bottas. „Dann ist es mit dem gleichen Auto knifflig.“

Dass den Finnen die Stärke Hamiltons wurmt, lässt sich Bottas allerdings deutlich anmerken. „Meine Rennpace war dieses Jahr besser als in den Vorjahren. Im Rennen bin ich da und es fühlt sich so an, dass ich kämpfen kann - aber ich muss auch im Qualifying besser und konstanter performen“, sagte Bottas.

„Auf eine Runde muss man sich ja nur die Zahlen anschauen. Er hat dieses Jahr die Oberhand im Qualifying. Das pisst mich ehrlich gesagt an! Aber ich versuche es natürlich. Ich mag die Herausforderung und kann das nächste Qualifying schon gar nicht erwarten.“

Die WM abschreiben will Bottas mitnichten. „Fakt ist, es ist nicht vorbei. Es sind noch zehn Rennen. Wenn ich jetzt aufgeben würde, dann würde ich eher zuhause bleiben. Ich pushe lieber weiter und versuche, auch bei mir noch was zu finden und alles zu perfektionieren“, sagte Bottas. „Gestern habe ich das nicht, Lewis war auf Pole und hat es heute in einen Sieg verwandelt. Immerhin lief dieses Wochenende mal wieder sauber und ohne Probleme. Nur das Qualifying war einfach nicht schnell genug.“