Nächste Runde im Streit der Formel-1-Teams um Racing Points vermeintliche Kopie des Weltmeister-Mercedes von 2019. Rechtzeitig zum Ablauf der Frist haben Ferrari und Renault am Dienstag Einspruch gegen die Entscheidung der FIA eingelegt. Die Deadline brachte eine überraschende Wendung mit sich. Die Werksteams stehen im Rechtsstreit um den RP20 plötzlich alleine da. McLaren und Williams sprangen nach anfänglicher Absichtsbekundung ab.

"Wir bestätigen unsere Absicht, gegen die Entscheidung der Stewards in Bezug auf die Bremsbelüftungen von Racing Point Einspruch zu erheben. Gleichzeitig werden wir zusammen mit der FIA und sämtlichen Teilhabern weiterhin intensiv daran arbeiten, klare und durchsetzbare Regeln zu entwickeln, die sicherstellen, dass alle an der Saison 2021 teilnehmenden Teams ihr aerodynamisches Konzept selbst entwickeln", heißt es in der Mittelung von Renault.

Die Franzosen hatten mit ihrem ersten Protest im Zuge des zweiten Rennwochenendes der Saison in Spielberg das Verfahren gegen den Racing Point RP20 in Gang gesetzt. Diesen Rechtsweg hatte das französische Werksteam bei den darauffolgenden Wochenenden jeweils wiederholt. Vor dem fünften Saisonrennen in Silverstone gab es die Verhandlung samt Schuldspruch gegen Racing Point.

Neben dem Abzug von 15 WM-Punkten wurde eine Geldstrafe in Höhe von 400.000 US-Dollar gegen den Mercedes-Kunden verhängt. Am Tag der Urteilsverkündung nutzten Ferrari, Renault, McLaren, Williams und Racing Point die für diesen Fall angesetzte Frist von 24 Stunden, um eine Absichtserklärung für einen Einspruch gegen das Strafmaß abzugeben. In der Folge blieb den fünf Teams eine weitere Frist von 96 Stunden, um das Vorhaben umzusetzen und in Berufung zu gehen.

McLaren und Williams entscheiden sich gegen Berufung

Zum Stichtag machte neben Renault allerdings nur noch ein Team von seinem Recht Gebrauch. Einzig Ferrari geht mit dem Einspruch gegen das FIA-Urteil in die nächste Instanz. Mercedes-Kunde Williams und das ab 2021 mit Power Units aus Brixworth ausgestattete McLaren-Team verzichteten darauf, sich am nächsten Schritt im Rechtsstreit zu beteiligen.

Vor allem McLaren CEO Zak Brown übte an dem Urteil sowie an Racing Points Argumentation, den RP20 lediglich anhand von Fotos des Mercedes F1 W10 nachgeahmt zu haben, scharfe Kritik. Trotzdem entschied sich sein Team für einen Rückzieher: "McLaren hat sich entschlossen, die Entscheidung der FIA-Stewards im Fall von Renaults Protest gegen Racing Point nicht anzufechten."

Williams erklärte seinen Verzicht auf die Berufung ebenfalls in einer Presseaussendung. Sowohl der britische Traditionsrennstall aus Grove als auch McLaren pochen trotz des Rückzugs darauf, dass die Formel 1 das Reglement hinsichtlich der Kopie von Konzepten fremder Konstrukteure für die Zukunft klarstellt.

"Wir glauben an die Entscheidung der FIA, für 2021 und darüber hinaus das exzessive Kopieren von Autos zu unterbinden und unsere fundamentalen Bedenken zur Sprache zu bringen. Der Rolle und die Verantwortung eines Konstrukteurs innerhalb des Sports muss wieder Gültigkeit verliehen werden, denn sie ist elementarer Bestandteil der DNA der Formel 1 sowie der Prinzipien von Williams", lautet die Aufforderung von Williams an die Regelhüter.

Formel 1, Strafe erklärt: Punktabzug für Racing Point! (15:58 Min.)

FIA-Berufungsgericht muss Fall neu verhandeln

Durch die Berufung von Renault und Ferrari wird nun das International Court of Appeal der FIA in den Fall eingeschaltet. Bei diesem Berufungsgericht handelt es sich um eine unabhängige Instanz, welche die Sachlage von Grund auf neu untersuchen und beurteilen wird. Dieser Prozess wird voraussichtlich einige Wochen in Anspruch nehmen.

Neben einem richtungsweisenden Urteil für die Zukunft geht es Renault und Ferrari vor allem darum, den Einsatz der von Racing Point illegal hergestellten Teile zu unterbinden. Beim Grand Prix zum 70-jährigen Jubiläum der Formel 1 waren Nico Hülkenberg und Lance Stroll erneut mit den wenige Tage zuvor für unrechtmäßig erklärten Bremsbelüftungen unterwegs, woraufhin die FIA eine Verwarnung gegen das Team aussprach.

Racing Point beharrt weiter auf die Legalität des RP20 und will nicht davor zurückschrecken, den Streit vor Gericht bis in die letzte Instanz auszufechten. Teambesitzer Lawrence Stroll sah sich am Wochenende deshalb veranlasst, selbst vor die Kamera zu treten und in einer Ansprache Stellung zur Situation zu beziehen und den Absichten seines Teams Nachdruck zu verleihen.