Williams zählt bis dato zu den positiven Überraschungen der Formel-1-Saison 2020. Zweimal in Folge erreichte George Russell im Qualifying zuletzt das Q2, in Ungarn gelang das auch Teamkollege Nicholas Latifi. Ist das Traditionsteam nun also final zurück im Mittelfeld? Abwarten lautet der Tenor im Lager der Truppe aus Grove vor dem vierten Rennen in Silverstone.

„Eine der Qualifying-Sessions war nass, das hat die Dinge etwas durchgemischt“, relativiert George Russell in der Video-FIA-PK am Donnerstag vor dem Großbritannien GP auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. „Und Ungarn lag unserem Auto schon im vergangenen Jahr, außerdem ist es eine meiner Lieblingsstrecken.“

Silverstone: Williams vor Realitätscheck

Silverstone werde deshalb eine gute Referenz, um zu sehen, wo Williams wirklich stehe. Immerhin liefert das ‚Home of British Motor Racing’ ein völlig anderes Streckenlayout. Viele Highspeedkurven stellen ganz andere Ansprüche an die Formel-1-Boliden als der winklige Hungaroring. „Ich erwarte, dass es wieder eher wie in Österreich wird“, sagt Russell deshalb über die sportliche Perspektive bei seinem Heimrennen.

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Der FW43 soll noch immer viel Luftwiderstand bieten, deshalb kam ihm der Hungaroring mehr entgegen als es nun in Silverstone zu erwarten ist. Russell: „Ich denke nicht, dass unsere Pace zu stark sein wird wie in Budapest. Da haben wir die Erwartungen übertroffen.“ Latifi bestätigt: „Wir wussten schon, dass Budapest eine der besseren Strecken für uns sein würde.“

Williams mit Updates gegen Rennpace-Schwäche

Zurück zur Realität also, so der Brite. Teil dieser ist jedoch auch ein Update. Auf diesen ruht nun die Hoffnung, dass der jüngst erlangte Status doch gehalten werden kann. „Nach Tests in Österreich und Ungarn haben wir ein paar neue Teile, mit denen wir versuchen, unser Momentum der frühen Saison zu halten“, berichtet Performance-Chef Dave Robson. Eine knifflige Angelegenheit werde Silverstone allerdings durchaus, gesteht der Brite.

Im Renntrimm werden die Schwächen des FW43 offenbar, Foto: LAT Images
Im Renntrimm werden die Schwächen des FW43 offenbar, Foto: LAT Images

Vor allem arbeiten muss Williams ohnehin an der Rennpace. „Wir müssen die Performance auch im Rennen hinbekommen“, fordert Das Problem skizzierte Russell bereits mehrfach: Ohne Luftverwirbelungen im Qualifying funktioniert der FW43 besser als in der gefürchteten ‚Dirty Air’ im Rennen.

Unsafe Release: Latifi bekommt Funk-Support

„Wir sind jetzt in einer guten Position, da härter nach Performance zu jagen, um unseren ersten WM-Punkte zu holen“, sagt Robson. Die könne Williams aktuell mit reiner Pace allerdings noch nicht erzielen, so Russell. „Wir müssen schon noch Kapital aus Fehlern anderer schlagen. Wir können nur weiterhin Samstag den bestmöglichen Job machen und Sonntag dann zuschlagen, wenn es wieder ein verrücktes Rennen gibt.“

Latifi zog sich nach der Unsafe Release in Ungarn einen Reifenschaden zu, Foto: LAT Images
Latifi zog sich nach der Unsafe Release in Ungarn einen Reifenschaden zu, Foto: LAT Images

Das gab es zumindest im Ansatz auch in der Anfangsphase des Ungarn GP. Für Williams ging es jedoch eher nach hinten los. Als in den ersten Runden alle auf Slicks wechselten, wurde Latifi zu früh losgelassen - Unsafe Release, Zeitstrafe! Eine unglückliche Situation, so der Kanadier. „Ich habe die grüne Ampel gesehen, dann fährst du eben los“, verteidigt sich Latifi.

Für die Zukunft habe Williams nun eine weitere Absicherung eingeführt. „Wir werden zusätzlich einen Ingenieur am Funk haben. Dann fühle ich mich in solchen Situationen sicherer“, berichtet Latifi in Silverstone. „Wir haben ohnehin verschiedene Lichtsignale und -kombinationen, um mich vor Verkehr zu warnen.“ Warum das in Ungarn nicht funktioniert habe, werde analysiert. Latifi: „Und wir haben jetzt eben diesen Back-up-Plan mit dem Ingenieur am Funk. Nur für den Fall.“