Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher gewann in Hockenheim vier Mal. Sein erster Triumph beim Großen Preis von Deutschland vor 25 Jahren war ein ganz besonderer Meilenstein in der deutschen Motorsportgeschichte. Am 30. Juli 1995 versetzte er das Motodrom mit dem ersten Heimsieg in der Königsklasse in Ekstase. Wir blicken zurück auf ein unvergessliches Rennen auf dem Hockenheimring.
Michael Schumacher mobilisiert die Deutschen: Achtungserfolge versprechen mehr
Schon bei seinem ersten Anlauf auf heimischem Boden schürte Michael Schumacher 1992 die Hoffnungen auf einen baldigen Heimsieg, als er hinter Nigel Mansell und Ayrton Senna als Dritter auf das Podium fuhr. Im Jahr darauf ging es mit Platz zwei auf dem Treppchen gleich noch eine Stufe weiter nach oben. Die Formkurve des Kerpeners mobilisierte die Massen und das Motodrom des damaligen Highspeed-Kurses erfreute sich mit jeder Saison eines größeren Zulaufs.
Spätestens 1994, als Schumi zum Zeitpunkt des Deutschland GP bereits sechs Saisonsiege in der Tasche hatte, waren die Fans in freudiger Erwartung des ersten Sieges eines Lokalmatadors - 43 Jahre nach der Premiere des Großen Preises von Deutschland im Rahmen der Formel-1-WM. Doch schon in der vierten Runde des Rennens beendete ein Motorschaden am in Führung liegenden Benetton diesen Traum. Der Heimsieg blieb Schumacher auf dem Weg zum ersten WM-Titel damit verwehrt.
In der Saison 1995 befand sich Schumacher erneut im WM-Kampf. Als der Formel-1-Zirkus Ende Juli zum neunten Rennen der Saison nach Hockenheim reiste, hieß es wiederum Michael Schumacher vs. Damon Hill, Benetton vs. Williams. Nach Siegen stand es vor dem Rennen 4:2 für Schumacher und der Kampf mit Hill hatte beim vorherigen Grand Prix in Silverstone stark an Intensität gewonnen. Der Williams-Pilot hatte sich und seinen Widersacher vor Heimpublikum mit einem übermotivierten Manöver ins Aus befördert.
Schumacher und Hill liefern sich Kopf-an-Kopf-Duell im Qualifying
Hill stand unter Druck, denn Schumacher drohte in der WM zu enteilen - und obendrein hatte Williams einen seiner großen Vorteile aus dem Vorjahr verloren. Während Benetton in Sachen Leistung 1994 mit dem V8-Motor von Ford auf Power-Strecken einen Nachteil gegenüber der Konkurrenz hatte, gingen 1995 beide WM-Kandidaten mit einem V10-Aggregat von Renault ins Rennen. Auf den langen Waldgeraden des damaligen Hockenheimrings versprach diese Konstellation ein spannendes Kopf-an-Kopf-Duell.
Schon im Qualifying schenkten sich Schumacher und Hill nichts. Auf dem 6,823 Kilometer langen Kurs trennten sie am Ende lediglich 0,080 Sekunden - mit dem besseren Ende für Hill. Der machte nicht nur im Zeittraining, sondern auch am Start den etwas besseren Job und behauptete seine Führung. Nach einer Runde hatte er bei der Überfahrt von Start- und Ziel bereits einen Respektabstand zwischen sich und Schumacher gebracht, der ihn auf den langen Geraden vor Attacken des Gegners schützen sollte.
Hill zerbricht am Druck, Schumacher jubelt
Doch in diesen Genuss sollte Hill gar nicht erst kommen: Hill verlor beim Einlenken in die Nordkurve das Heck seines Williams FW17 und schlug in die Reifenstapel ein. Während er seinen Ausfall als ziemlich verheerend für die Weltmeisterschaft bezeichnete, freute sich Schumacher über das Geschenk des Gegners: "Als ich Damon abfliegen sah, konnte ich es nicht glauben. Ich dachte mir: Großartig, das ist es!"
Ein Spaziergang sollten die folgenden 44 Runden bis zur Zielflagge für Schumacher aber nicht werden, denn Hills Teamkollege David Coulthard folgte ihm wie ein Schatten. Die Benetton-Strategen sorgten mit dem Wechsel auf eine Zweistopp-Strategie dafür, dass Schumacher den nötigen Vorsprung herausfahren konnte und mit dem ersten Sieg eines deutschen Piloten beim Grand Prix von Deutschland Geschichte schreiben durfte.
Schumi dreht die Ehrenrunde seines Lebens
Gleich nach der Zieldurchfahrt ließ er sich vom Publikum gebührend feiern - und würgte dabei den Motor ab. Sein Fauxpas sorgte für eine der wohl längsten und erinnerungswürdigsten Ehrenrunden der Geschichte. Statt ihn zurück zur Box zu schleppen, wurde Schumacher von einem Streckensicherungsfahrzeug um die gesamte Runde zurück an die Box gezogen.
Zunächst verschwand er zwischen den Pinienwäldern Hockenheims, um dann zurück im Motodrom erneut von den Fans empfangen und frenetisch gefeiert zu werden. "Ich fühle mich wie auf Wolke Sieben, vielleicht noch mehr als nach meinem Titelgewinn. Die Unterstützung der Fans ist ein elektrisierendes Gefühl, es ist fantastisch. Als ich ins Motodrom kam, war es einfach unglaublich. Ich kann es nicht in Worte fassen", so der überglückliche Schumacher.
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