"Du bist viel schneller als Giancarlo. Überhole ihn." Diese von Funkrauschen überlagerten Wortfetzen bekamen die Millionen TV-Zuschauer während der Anfangsphase des Großen Preises der Türkei live in ihre Wohnzimmer geliefert.

Es war eine klare Anweisung seitens des Renault-Teams an WM-Spitzenreiter Fernando Alonso. Er sollte seinen Teamkollegen überholen, da dieser in Folge von Reifenproblemen langsamere Rundenzeiten fuhr und Kimi Räikkönen zu entfliehen drohte.

Mancher Beobachter sah darin eine nicht erlaubte Teamorder. "Wenn jemand glaubt, dass er uns mit solchen Aussagen unter Druck setzen kann, dann ist das ein gutes Zeichen. Aber es interessiert uns nicht", nimmt Flavio Briatore diese Kritik gelassen hin. "Ich bin überrascht, dass niemand gefragt hat, warum man das live im TV gehört hat? Die Antwort ist ganz einfach: Unser Team glaubt nicht an die unnötige Geheimhaltung. Wir haben nichts zu verbergen."

Immer ins Ziel kommen

Allerdings jede Menge zu verlieren. Denn auch Fernando Alonso muss dieser Tage dauerhaft eingestehen, dass die Konkurrenten aus Woking das schnellere Paket besitzen. "McLaren ist sehr schnell, da gibt es keinen Zweifel", gab Alonso zum wiederholten Male zu. "Aber Monza ist eine andere Strecke. Deshalb sind wir zuversichtlich."

Etwas überlagert wird diese Zuversicht von den beiden Rundenrekorden der Silbernen bei den zurückliegenden Monza-Tests. Dennoch glaubt der WM-Leader an ein "gutes Rennen" für sich und sein Team. "So lange wir die Rennen beenden ist alles okay. Wenn wir konkurrenzfähig sind und auf das Podium kommen, wird es sehr schwierig meinen Vorsprung zu verlieren."

Denn für Alonso steht fest: "Wir können es uns noch leisten schlechte Rennen zu haben ohne die Führung zu verlieren. McLaren hat den Druck bis China eine perfekte Leistung abzuliefern. Wenn sie das nicht schaffen, dann werden wir sie dafür bestrafen."

Den Vorsprung ins Ziel retten

Dabei ist es für Flavio Briatore gar nicht mehr wichtig jedes Rennen zu gewinnen. "Wir haben bereits gezeigt, dass wir das mit beiden Fahrern können. In diesem Sport geht es aber nicht nur darum manchmal zu dominieren. Es geht darum konstant Punkte zu holen. Denn am Ende wird immer noch der Fahrer mit den meisten Punkten Weltmeister."

Schwieriger gestaltet sich die Situation in der Konstrukteursweltmeisterschaft, die auch für Giancarlo Fisichella noch ein Ziel darstellt. "Ich möchte Renault helfen beide Titel zu holen", kündigte der Römer vor seinem Heimspiel an. "Die Konstrukteurs-WM ist uns sehr wichtig und deshalb müssen wir so viele Punkte wie möglich holen."

Trotz des auf neun Punkte geschmolzenen Vorsprungs ist Briatore "zuversichtlich" die Führung bis ins chinesische Ziel retten zu können. "McLaren muss Risiken eingehen und angreifen. Warten wir ab wie sich das bei den nächsten Rennen auswirkt..."