Monza ist die Heimat der Tifosi. Das Mekka der Hochgeschwindigkeit. Der königliche Park der roten Ekstase. In diesem Jahr könnte das zweite Heimrennen der Scuderia aber zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen.

Denn kaum hatten die hier vergötterten Ferrari-Boliden in Ungarn anscheinend den Weg zurück auf die Straße in Richtung Erfolg gefunden, kamen sie auf dem ungewohnten Terrain in der Türkei schon wieder meilenweit davon ab.

Die Hoffnung stirbt aber bekanntlich zuletzt. Und wenn es irgendwo noch eine geballte Ladung an roter Hoffnung gibt, dann sicherlich im Ferrari-verrückten Monza. Vielleicht könnte der Große Preis von Italien also zu gar keinem besseren Zeitpunkt kommen, um der Scuderia doch wieder leben einzuhauchen...

Renault: Die jagenden Spitzenreiter

Fernando Alonso: Ist der Gejagte wieder der Jäger?, Foto: Sutton
Fernando Alonso: Ist der Gejagte wieder der Jäger?, Foto: Sutton

Renault kommt als Tabellenführer und Fernando Alonso kommt als überlegener WM-Spitzenreiter zum fünfletzten Saisonrennen nach Monza. Dennoch spricht vor dem Italien GP niemand von den Franzosen. Alle sprechen über die Krise bei Ferrari, die Wechselgerüchte rund um Michael Schumacher und McLaren Mercedes oder die schier unbeschreiblich starke Leistung der Silbernen in der Türkei. Da Renault dem Understatement nicht abgeneigt gegenüber steht, dürften sie sich an dieser Situation aber kaum stören. Im Gegenteil: Der High-Speed-Kurs in Monza sollte ihrem R25 liegen. Das bewiesen die konstant guten Testzeiten der beiden Stammfahrer in der letzten Woche. Dummerweise waren die Silberpfeil-Piloten bei ihren Auftritten noch einmal ein paar Ticks konstanter und schneller...

McLaren: Die gejagten Verfolger

Entsprechend reist McLaren auch diesmal wieder als haushoher Favorit an. Angesichts der purzelnden Rundenrekorde durch Juan Pablo Montoya bei den Tests an Ort und Stelle lautet die große Frage also nur noch: Schaffen sie diesmal das erklärte Ziel eines Doppelsieges? Und wenn ja: Wird dann auch Kimi Räikkönen ganz oben auf dem Podium stehen? Andererseits müssen die Motoren auf dem High-Speed-Kurs im königlichen Park bis an ihre Belastungsgrenze gehen. Diese wurde in diesem Jahr besonders bei Kimi Räikkönen schon viel zu oft überschritten...

Ferrari: Die verjagten Alt-Champions

Der Champion hofft auf Besserung., Foto: Sutton
Der Champion hofft auf Besserung., Foto: Sutton

Ferrari durchschritt in der Türkei ebenfalls eine Grenze. Allerdings nur jene ins Mittelmaß. Große Beachtung wird demnach an diesem Wochenende der Reifenwahl der Italiener beigemessen werden. Und obwohl Ferrari und Bridgestone den Kurs in Monza aus der Vergangenheit kennen, bleibt nach dem Debakel von Istanbul ein schaler Beigeschmack. Die Testvorteile, welche man sich in der Sommerpause aneignete, sollten durch den allgemeinen Monza-Test in der letzten Woche jedenfalls zunichte gemacht worden sein. Jetzt heißt es zu hoffen, dass der italienische Geist das Team bei seinem zweiten Heim-GP ebenso - unerwartet - beflügelt, wie dies bei der Auferstehung beim ersten Rennen auf italienischem Boden in Imola der Fall gewesen ist. Dort fuhren die Italiener beim Europa-Auftakt ihr bestes Saisonrennen!

Toyota: Die Samurai als Jäger

15 Zähler trennen Toyota vom großen Saisonziel Dritter in der Konstrukteurswertung zu werden. Der Weg dorthin führt über die zuletzt strauchelnden Italiener aus Maranello. Sollten diese ihre Formkrise also nicht bald abfedern können, droht ihnen mit den Weiß-Roten aus Köln-Marsdorf japanisches Ungemach. Bei den Monza-Tests blieben sie bis auf den letzten Tag allerdings eher unauffällig. Aufgrund der drohenden Prozession auf dem Autodromo Nazionale die Monza kommte dem Qualifying auf alle Fälle eine entscheidende Bedeutung zu. Dem so genannten Super-Qualifyer Jarno Trulli, dürfte dies bei seinem Heimspiel sicherlich entgegenkommen. Der Scuderia vielleicht eher weniger...

Williams: Die Möchtegern-Jäger

Auch Nico Rosberg war für Williams im Testeinsatz., Foto: Sutton
Auch Nico Rosberg war für Williams im Testeinsatz., Foto: Sutton

Gerne würde BMW-Williams in Monza an ruhmreiche und erfolgreiche alte Tage anknüpfen und auf dem italienischen Hochgeschwindigkeitskurs wieder nach Speed-Rekorden, Podestplätzen und Siegen jagen. Die starke Leistungsverbesserung in der Türkei macht den Fans der britisch-bayrischen Allianz zumindest etwas Hoffnung. Insbesondere wenn man die unerklärlichen Reifenprobleme tatsächlich in den Griff bekommen hat. Dennoch besteht die Gefahr, dass der Aufschwung von Istanbul eher mit den unbekannten Verhältnissen auf der neuen Strecke, als mit den Fortschritten während der Sommerpause zu tun hatte. Die Antwort auf diese Frage, erhalten wir am kommenden Wochenende.

Red Bull: Die wechselnden Jäger

Wenn alles nach Plan läuft, wird Christian Klien an diesem Rennwochenende zum letzten Mal im zweiten Red Bull Stammcockpit sitzen - zumindest in dieser Saison. Entsprechend hoch ist der Druck auf den jungen Österreicher beim Heimspiel seines Cockpitrivalen Tonio Liuzzi gut abzuschneiden. Es könnte schließlich seine letzte Gelegenheit sein, die Red Bull Bosse in dieser Saison von seinen Fähigkeiten zu überzeugen und WM-Punkte einzufahren. Diese werden vom Team auch dringend benötigt. Mit British American Racing nähert sich mit Riesenschritten ein starker Gegner. Die gute Performance der beiden Bullenreiter in der Türkei lässt aber hoffen.

B·A·R: Die Bullen-Jäger

B·A·R möchte auch in Monza wieder vorne mitmischen., Foto: Sutton
B·A·R möchte auch in Monza wieder vorne mitmischen., Foto: Sutton

Nach einem katastrophalen Saisonstart und einer fürchterlichen ersten Saisonhälfte ist B·A·R seit der Saisonmitte wieder da. Zwar verlief ihre Leistungskurve auch danach noch mit einigen Tiefen, doch waren sie zuletzt in Ungarn und der Türkei stark genug um in Qualifying wie Rennen vorne mitzumischen. Bei Renault löste die Leistung der Weißen sogar eine leichte Panik aus. Schließlich könnten Button und Sato den Gelb-Blauen wichtige WM-Zähler im Kampf um die beiden Titel klauen. Bei Honda träumt man unterdessen schon wieder von mehr: Es ist schließlich nicht das Ziel sich zwischen McLaren und Renault zu quetschen, sondern vor beiden als Sieger über die Ziellinie zu fahren.

Sauber: Die Jäger des weiß-blauen Schatzes

Mit dem Monza-Test endete für das Sauber-Testteam eine Ära. Wenn sie das nächste Mal zu einer Testfahrt ausrücken, ist die Saison vorbei und das Team auf dem Weg in eine von München gesteuerte Zukunft. In Monza heißt es deswegen für die beiden Piloten noch einmal Eindruck zu schinden. Denn Jacques Villeneuve möchte den zukünftigen Bossen noch in dieser Saison klarmachen, dass er eine Erfüllung seines Zweijahresvertrages auch verdient hat, und Felipe Massa möchte sicherlich in der Heimat seines neuen Arbeitgebers schon einmal vorsorglich eine gute Visitenkarte bei den Tifosi abgeben.

Jordan: Die Jäger längst vergangener Zeiten

Tiago Monteiro darf den EJ15B fahren., Foto: Sutton
Tiago Monteiro darf den EJ15B fahren., Foto: Sutton

Kopf oder Zahl? Diese Frage stellte das Jordan Team seinen beiden Stammpiloten. Allerdings wurde nicht darüber entschieden, wer auch 2006 bei den Gelben verweilen darf, sondern nur darüber wer in Monza mit dem überarbeiteten EJ15B antreten wird. Dieser soll nämlich nach unzähligen Verschiebungen endlich sein Debüt geben. Die Aussagen über seine Leistungsfähigkeit reichen dabei weit auseinander: Die einen sagen, dass es nur eine leicht verbesserte Variante des bisherigen Autos ist. Narain Karthikeyan befindet hingegen, dass der EJ15B ein großer Schritt sei und mindestens sieben Zehntel bringen wird. Pech für Narain: Beim Italien GP wird Tiago Monteiro den neuen Wagen fahren. Die Münzen waren ihm mehr gewogen als dem schnellsten Inder auf Rädern.

Minardi: Die Jäger der Gelben

Groß war die Freude bei Minardi. Nicht weil man sich noch über den Punktgewinn von Indianapolis freute. Sondern weil man in der Türkei sowohl im Qualifying als auch im Rennen besser als die Konkurrenz aus Silverstone abschneiden konnte. Bei den Monza-Tests sah es jedoch nicht mehr ganz so gut aus: Christijan Albers und Robert Doornbos waren jeweils langsamer als ihr gelbes Gegenüber.