Für Max Verstappen lieferte das zweite Formel-1-Rennen 2020 in Österreich nicht die Erkenntnisse, die sich der Red-Bull-Pilot erhofft hatte. Nach seinem frühen Ausfall vor einer Woche war er beim Steiermark GP gegen Weltmeister Lewis Hamilton und dessen Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas chancenlos. Dem Red Bull RB16 fehlte es im wahrsten Sinne des Wortes an allen Ecken und Enden.

"Ich hatte keine Ahnung, sie [Team] haben mir erst gesagt, dass ich einen Schaden am Frontflügel hatte", so Verstappen, bei dem sich gegen Rennmitte die rechte Endplatte am Frontflügel aufzulösen begann. Dass der Bolide sich offenbar nicht mit den aggressiven Kerbs auf dem Red Bull Ring verträgt, konnte er nicht wissen. Einen Sonntag zuvor musste er schon nach elf Runden mit einem Defekt abstellen.

Die noch schlechtere Nachricht war jedoch, dass der Schaden an der Aerodynamik nicht für den großen Rückstand auf Mercedes verantwortlich war. "Es hat sich beim Fahren in Ordnung angefühlt. Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass es viel ausgemacht hat", erklärt Verstappen, der sich angesichts der Zugabe vom Heckflügel sein Lachen nicht verkneifen kann: "Dann habe ich auch noch gesehen, dass die Endplatten vom Heckflügel auch auseinanderfallen."

Verstappen an die Box zu rufen, kam für das Team allerdings nicht in Frage. "Wir haben darüber nachgedacht und der Zeitverlust wäre zu groß gewesen. Außerdem konnten wir nicht sehen, wie groß der Schaden ist, bis das Auto ins Parc Ferme kam", erklärt Red-Bull-Teamchef gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Es hatte einen beträchtlichen Einfluss, aber inwiefern es die Haltbarkeit der Reifen beeinträchtigt hat, müssen wir in den Daten sehen."

Verstappen sieht WM-Chancen schwinden: Müssen Rennen gewinnen

Immerhin sah Verstappen nach 71 Runden die Zielflagge, wenn auch als Dritter mit mehr als einer halben Minute Rückstand auf Sieger Hamilton. Nach ermutigenden Longruns am Freitag hatten er und sein Team sich allerdings einen anderen Sonntag ausgemalt. Verstappen sprach zu Beginn des Wochenendes von positiven Schritten beim Setup. Doch Mercedes war im Moment der Wahrheit einmal mehr eine Nummer zu groß.

"Ich habe so hart ich konnte gepusht, um an ihnen dranzubleiben. Aber es ist eindeutig noch nicht genug", so Verstappens ernüchterndes Urteil. Auch im fünften Jahr mit Red Bull scheint er sich von seinem großen Ziel schon früh in der Saison verabschieden zu müssen: "Wir wollen als Team um die Weltmeisterschaft kämpfen, und wenn du das willst, musst du Rennen gewinnen."

Zu Rennbeginn und auch darüber hinaus machte Verstappen zunächst den Eindruck, auf Position zwei zumindest den Anschluss an Hamilton halten zu können. Bis zur 50. Runde lag er weniger als fünf Sekunden hinter dem Briten. Doch das war letztendlich nichts weiter als eine Illusion. "Lewis hat einfach seine Pace verwaltet", stell er fest. "Er kennt meine Rundenzeiten und weiß, ob ich näher komme oder nicht. Wenn ich mehr pushe, fährt Lewis einfach etwas schneller."

Strategie kann Red Bull nicht retten

Red Bull fehlte trotz stabiler Balance schlichtweg die Performance. "Wir verlieren auf den Geraden ein bisschen und in den Kurven auch", so Verstappen, der gegen Ende des Rennens mit dem Reifenmanagement seine Schwierigkeiten hatte. Für ihn ist dieser Umstand aber zu vernachlässigen: "Wenn die Reifen nachlassen, wird es automatisch ein bisschen schwieriger mit der Balance. Aber es war nicht dramatisch und außerdem waren es nur die letzten zehn Runden."

Ihm war schon früh klar, dass sein zweiter Stint auf dem Medium-Reifen nach dem frühen Wechsel in Runde 25 zu viel des Guten sein würde. So kämpfte er in der Schlussphase mit stumpfen Waffen gegen Bottas. Nachdem er den ersten Angriff des Finnen noch bravourös pariert hatte, musste er sich vier Runden vor dem Ende geschlagen geben.

Seinem Kommandostand macht er dafür aber keine Vorwürfe. "Wir waren einfach zu langsam. Da kannst du machen, was du willst. Früh stoppen oder spät, oder zeitgleich, das ändert nichts am Ergebnis", sagt er. "Zu dem Zeitpunkt empfand ich den Stopp zwar als etwas früh, aber ich sagte den Jungs auch: egal, einfach weitermachen."