Der Formel-1-Kalender für die Saison 2020 ist nach wie vor unvollständig, wird aber auf jeden Fall ein Sonderfall sein. Verkürzte Renn-Anzahl, mehrere Rennen auf verschiedenen Strecken und dergleichen werfen die Frage auf: Was wäre ein WM-Titel in diesem Chaos-Jahr überhaupt wert?

Eine Menge, befindet Titelverteidiger Lewis Hamilton, der in Österreich als amtierender Weltmeister die Saison beginnen wird und der am Ende mit dem siebten Titel Michael Schumachers Rekord einstellen könnte: "Dieses Jahr einen Titel zu gewinnen würde mehr als je zuvor bedeuten, nach einem so monumentalen Jahr, mit der Pandemie, gegen die wir kämpfen."

"Und, auf einem eher persönlichen Level, wegen ganze Black-Lives-Matter-Bewegung, der Kampf gegen Ungerechtigkeit und für Gleichberechtigung", sinniert Hamilton, der sich in der rennfreien Zeit mehr denn je mit sozialen Fragen beschäftigte und sich auch laut und klar zu Wort meldete.

Hamilton rechnet mit Zeichen aller Fahrer

Die Formel 1 brachte nicht zuletzt auf Hamiltons Antrieb ihre neue Initiative 'WeRaceAsOne' hervor, auch mehrere Teams haben dafür ihr Fahrzeugdesign geändert. Bleibt noch die Frage nach den Fahrern - Hamilton hofft auf jeden Fall, dass sie zum Saisonstart in Österreich ein Zeichen setzen.

"Wir haben noch nicht gesprochen, werden das aber im Laufe des Wochenendes auf jeden Fall machen", kündigt er an. Sich bei der Hymne, oder auf der Startlinie niederzuknien - in Anlehnung an das, was viele amerikanische Sportler bereits seit mehreren Jahren machen, um auf Ungleichberechtigung hinzuweisen - sei nur eine Option.

"Wir werden es am Sonntag sehen", so Hamilton, der aber keinen Alleingang durchziehen will. "Ich denke, was auch immer wir machen, wir werden es gemeinsam machen. Das ist meiner Meinung nach sehr wichtig, dass wir in diesem Sport gemeinsam dastehen. Auf jeden Fall müssen wir für das Ende von Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten kämpfen."

Hamilton bereit für WM, Bottas will herausfordern

Das eigentliche Ziel, nämlich den erneuten WM-Titel, verliert Hamilton aber ganz klar nicht aus den Augen. Wie schon nach dem Test fühlt er sich zuversichtlich, was die Chancen von Mercedes angeht, warnt aber trotzdem vor starker Konkurrenz aus dem Hause von Red Bull ("am nächsten an uns dran, soweit wir wissen"), und will auch Ferrari nicht abschreiben.

Und natürlich hofft Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas darauf, 2020 endlich aus dem Schatten zu treten und um den Titel zu kämpfen. "Ich glaube, ich habe gelernt, was es, was es braucht", meint der vor Österreich, nachdem er am Ende des Vorjahres von seiner bisher stärksten Saison sprach. "Ja, ich fühle mich bereit, um den Titel zu kämpfen."