Die Formel 1 erlebte in 73 Jahren jede Menge Auftritte skurriler Persönlichkeiten. Die meisten von ihnen scheiterten grandios, andere wiederum hinterließen in den Geschichtsbüchern des Sports mehr als nur eine absurde Randnotiz. Letzteres gelang Thomas Alexander Fermor-Hesketh, dritter Baron von Hesketh. Der britischen Blaublüter war mit Hesketh Racing nicht nur spektakulär und ausgefallen unterwegs, sondern zuweilen auch erfolgreich.

Der 1950 geborene Lord Hesketh brachte 1972 seine große Leidenschaft für den Motorsport in der Gründung eines eigenen Rennteams zum Ausdruck. Kurz darauf nahm er den zu dieser Zeit arbeitslosen James Hunt unter Vertrag. Die Mischung aus fahrerischem Naturtalent und sorglosem Playboy passte perfekt in das Konzept von Hesketh. Denn anders als die vom Ehrgeiz getriebenen Teams wie Lotus oder Brabham traten der gut betuchte Adelige und seine Truppe einfach nur zum Spaß gegen die Elite an.

Nach einem Jahr in Formel 3 und Formel 2 erfolgte der Aufstieg in die Formel 1 auf völlig unorthodoxe Art und Weise. Nachdem Hunt sämtliche Autos des Teams zu Schrott gefahren hatte, kam Hesketh zu dem Schluss, dass ein Engagement in der Königsklasse kaum noch mehr Kosten mit sich bringen könne als der enorme Materialverschleiß seines Piloten in der Formel 2.

Lord Hesketh trat in der Formel 1 mit James Hunt als One-Man-Show auf, Foto: LAT Images
Lord Hesketh trat in der Formel 1 mit James Hunt als One-Man-Show auf, Foto: LAT Images

Hesketh besorgte für die erste volle Saison in der Formel 1 einen March 731 und verpflichtete außerdem den talentierten Ingenieur Harvey Postlethwaite, der das Auto für die One-Man-Show mit Hunt betreuen sollte. Die gesamte Unternehmung inklusive der Vorbereitung des Boliden wurde von Hesketh' Landsitz Easton Neston in der Grafschaft Northamptonshire aus koordiniert

Der Auftritt Hesketh's sorgte bei der Konkurrenz für Aufsehen. Anreise an die Rennstrecke mit dem Rolls-Royce, Champagner-Partys, knapp bekleidete Mädchen und Luxus so weit das Auge reicht, entsprachen nicht dem Spirit eines erfolgsorientierten Teams. Doch Hunt belehrte die Kritiker in seiner Premierensaison mit vier Punkteresultaten eines Besseren, darunter zwei Podestplätze in Zandvoort und Watkins Glen.

Mit dem von Postlethwaite konstruierten Hesketh 308 war der Rennstall ab 1974 nicht mehr auf Kundenautos angewiesen. Hunt machte seinem Spitznamen 'Hunt the Shunt' mit zahlreichen Unfällen zwar weiterhin alle Ehre, doch vor der Elite rund um Ferrari-Pilot Niki Lauda mussten er und seine Spaß-Truppe sich an guten Tagen keineswegs verstecken. Bei fünf Zielankünften fuhr der Brite in seiner zweiten Saison dreimal auf das Podium.

James Hunt war im Hesketh 308 nicht selten ein ernstzunehmender Rivale für Ferrari & Co., Foto: LAT Images
James Hunt war im Hesketh 308 nicht selten ein ernstzunehmender Rivale für Ferrari & Co., Foto: LAT Images

Nach einem schwierigen Start ins Jahr 1975 schlug beim achten Saisonrennen in Zandvoort die große Stunde der Underdogs. Die Dünenachterbahn an der niederländischen Nordseeküste zählte seit seinem Podest als Rookie zu den Paradestrecken Hunts. Der dritte Startplatz hinter dem Ferrari-Duo Lauda und Regazzoni war deshalb nur bedingt eine Überraschung. Nach drei Siegen in Folge durch Lauda erübrigte sich die Favoritenfrage für den GP der Niederlande allerdings von selbst.

Ein heftiger Regenschauer unmittelbar vor dem Start änderte die Ausgangslage jedoch. Auf abtrocknender Strecke entschied sich Hunt schon nach wenigen Runden zum Wechsel auf Slicks, während die Konkurrenz zögerte. In der 15. Runde kassierte er Lauda und ließ seinem Verfolger von diesem Moment an keine Chance mehr. Über 20 Runden tobte ein verbissener Kampf zwischen dem Führungsduo, doch Hunt blieb fehlerfrei und hielt den Shooting Star der Formel 1 erfolgreich auf Abstand.

James Hunt gewann in Zandvoort vor den Ferrari-Piloten Niki Lauda und Clay Regazzoni, Foto: Sutton
James Hunt gewann in Zandvoort vor den Ferrari-Piloten Niki Lauda und Clay Regazzoni, Foto: Sutton

Mit lediglich einer Sekunde Vorsprung stellte Hunt seinen ersten sowie Hesketh's einzigen Sieg in der Formel 1 sicher. Mit diesem Highlight neigte sich die Zeit von Hesketh Racing langsam ihrem Ende zu. Nach 1975 ging selbst dem gut betuchten Lord Hesketh das Geld für den Sport aus, woraufhin er das Engagement in seiner ursprünglichen Form beendete.

Die Boliden von Hesketh wurden noch bis 1978 in diversen Evolutionsstufen von Teams wie Wolf–Williams Racing oder Penthouse Rizla Racing with Hesketh eingesetzt. Hunt wurde von McLaren aufgefangen, wo er 1976 Emerson Fittipaldi ersetzte und Lauda nach dessen verheerenden Feuerunfall auf dem Nürburgring im Kampf um die Weltmeisterschaft bezwang.

Was sonst noch geschah:

Vor neun Jahren: Das Comeback des Österreich GP wartete 2014 mit einer echten Überraschung auf. Felipe Massa und Valtteri Bottas hatten Williams sensationell die erste Startreihe gesichert und boten den dominanten Silberpfeilen auch im Rennen über weite Strecken die Stirn. Am Ende musste sich Bottas Sieger Nico Rosberg und Lewis Hamilton knapp geschlagen geben. Der Finne feierte vor seinem Teamkollegen das erste Podest seiner F1-Karriere.

Vor 15 Jahren: Der 22. Juni 2008 markierte das bis dato letzte Rennen der Formel 1 auf dem Circuit de Nevers Magny-Cours. Der Retortenkurs im Niemandsland Frankreichs wurde in den letzten Jahren in der Formel 1 schmerzlich vermisst, was vor allem an der Abhaltung des Frankreich-GPs in Paul Ricard lag. Beim finalen Auftritt von Magny-Cours sorgten Felipe Massa und Kimi Räikkönen vor Toyota-Pilot Jarno Trulli für einen Ferrari-Doppelsieg.

Vor 37 Jahren: Das siebte Rennen der Saison 1986 führte die Formel 1 für den Grand Prix der USA nach Detroit. Lotus-Pilot Ayrton Senna unterstrich abermals sein außergewöhnliches Talent auf Stadtkursen und feierte vor Jacques Laffite (Ligier) und Alain Prost (McLaren) einen unangefochtenen Sieg. Es war sein erster von drei aufeinanderfolgenden Triumphen in den Straßen der Motor City.

Vor 71 Jahren: Ein stolzes Feld von 22 Piloten stürzte sich 1952 im Regen von Spa-Francorchamps in den Grand Prix von Belgien. Nach 508 Kilometern beziehungsweise drei Stunden und vier Minuten überquerte Ferrari-Pilot Alberto Ascari die Ziellinie vor Teamkollege Nino Farina als Sieger. Dritter wurde mit viereinhalb Minuten Rückstand der Franzose Robert Manzon im Gordini.