In der 73-jährigen Geschichte der Formel 1 gab es schon viele Brüderpaare - doch bei den meisten war, wenn überhaupt, nur einer der beiden erfolgreich. Wer erinnert sich schon an Jimmy Stewart, Bruder des dreifachen Champions Jackie? Oder an Jacques Villeneuve Senior, Bruder des legendären Gilles?

1997 bekam dann auch Deutschland seine Formel-1-Geschwister: Ralf Schumacher, jüngerer Bruder des da schon zweifachen Weltmeisters Michael, erhielt nach einem Meister-Jahr in der japanischen Formel Nippon einen Platz bei Jordan, und bewies schon früh: Er hatte nicht nur den Namen, sondern auch das Fahrtalent. Ein Podium holte er schon im ersten Jahr, nach zwei Jahren wechselte er zu Williams, und dort wurde er ab 2000 durch deren Partnerschaft mit BMW quasi zum Werksfahrer. 2001 hatte er mit dem BMW-Williams FW23 ein siegfähiges Auto, und gewann in Imola seinen ersten GP.

Michael und Ralf Schumacher 1997, Foto: Sutton
Michael und Ralf Schumacher 1997, Foto: Sutton

Die Messlatte der Saison 2001 war aber der große Bruder Michael, nach dem ersten Titel mit Ferrari nun dreifacher Weltmeister. Würde sich Ralf in einem direkten Bruder-Duell auch durchsetzen können? Die Antwort wartete beim achten Saisonlauf in Kanada.

Schumacher-Duell um den Sieg

Das Qualifying wurde klar von Michael dominiert, er fuhr der Konkurrenz um eine halbe Sekunde davon. Neben ihm in der ersten Reihe aber - Ralf. Am Start ließ ihn Michael erst keine Chance und setzte die Pole perfekt in die Führung um. Dann aber drehte Ralf auf. Runde um Runde blieb er bis auf eine Sekunde am Heck des Ferraris dran.

Den Weg vorbei fand er nicht, Michael wusste sich zu verteidigen. Bis er in Runde 46 zum Boxenstopp musste. Vom Ferrari befreit drehte Ralf draußen auf der Strecke auf, fuhr in den nächsten fünf Umläufen vier Mal eine neue schnellste Runde, und kam erst dann an die Box. Als er diese verließ, sah er den Ferrari von Michael nur noch im Rückspiegel. Der Sieg war seiner.

Die Schumacher-Brüder im Parc Ferme, Foto: Sutton
Die Schumacher-Brüder im Parc Ferme, Foto: Sutton

Ausgerechnet mit dem Ergebnis Ralf vor Michael schrieben die Schumachers Geschichte, zum ersten Mal gab es einen brüderlichen Doppelsieg. Der geschlagene Michael konnte die Niederlage verkraften: "Wenn schon verlieren, dann gegen Ralf. Mama und Papa werden stolz auf uns sein." Und überhaupt - Ralf beendete die Karriere mit sechs Siegen. Michael mit sieben WM-Titeln, und 91 Siegen.

Formel 1 heute vor 16 Jahren: Kubica-Horror überschattet Hamilton-Sieg

Der Sieg-Rekord gehört inzwischen übrigens nicht mehr Schumacher, sondern Lewis Hamilton. Heute vor 16 Jahren stand hier jedoch eine Null. Aber am Wochenende des Kanada-GPs von 2007 gedachte Hamilton, das in seinem gerade einmal sechsten Formel-1-Rennen gleich zu ändern.

Schon am Samstag hatte er sich im Qualifying gegen seinen McLaren-Kollegen, den amtierenden Weltmeister Fernando Alonso, durchgesetzt und sich die erste Pole der Karriere gesichert. Die verteidigte er beim Start erfolgreich gegen Alonso, der ausritt und sich das Auto beschädigte. Hamilton begann vorne das Rennen zu kontrollieren. Während sich hinter ihm das große Drama abspielte.

Hamilton hatte auch Glück mit dem Boxenstopp, kam gerade noch vor einer Safety-Car-Phase rein. Beim Restart fuhr Robert Kubica auf den Toyota von Jarno Trulli aufs Heck und zerlegte seinen BMW an der Betonwand vor der Haarnadel bei einem Horror-Unfall in alle Einzelteile. Zuerst Schock, dann Entwarnung: Kubica hatte sich lediglich am Bein verletzt und eine Gehirnerschütterung zugezogen. Nur den US-GP am nächsten Wochenende musste er aussetzen.

Robert Kubicas Horror-Crash, Foto: Sutton
Robert Kubicas Horror-Crash, Foto: Sutton

Hamilton ließ sich vom zunehmendem Unfall-Chaos hinter ihm nicht beeindrucken und fuhr den ersten Sieg solide ins Ziel, und lag nun in der WM gar acht Punkte vor Alonso. Nick Heidfeld konnte sich auf dem zweiten Platz behaupten, während Williams-Pilot Alex Wurz von Startplatz 19 losfuhr, einen Heckflügel-Schaden erlitt, und trotzdem dank einer Einstopp-Strategie den dritten Podiumsplatz seiner Karriere schaffte. Und noch einer konnte glänzen: Takuma Sato brachte mit einem Super Aguri den sechsten Platz ins Ziel, die letzten F1-Punkte für das Team.

Lewis Hamilton feiert seinen ersten F1-Sieg, Foto: Sutton
Lewis Hamilton feiert seinen ersten F1-Sieg, Foto: Sutton

Was sonst noch geschah:

Vor 5 Jahren: Sebastian Vettel feiert in einem ungewöhnlich umspannenden Kanada-GP seinen 50. Formel-1-Sieg, vor Valtteri Bottas im Mercedes und Max Verstappen im Red Bull.

Vor 11 Jahren: In einer Reifen-Schlacht setzt sich Lewis Hamilton für McLaren durch und feiert den nächsten Kanada-Sieg, während Sebastian Vettel und Fernando Alonso sich bei den Reifen verschätzen. Sie versuchten nur einen Stopp, setzten den aber zu früh, und ihre Reifen fielen von der berüchtigten "Klippe". Romain Grosjean und Sergio Perez schleichen auf besser aufgeteilten Einstopp-Strategien aufs Podium. Hamilton ist der siebte Sieger im siebten Rennen - Rekord.

Vor 33 Jahren: Die McLaren-Piloten Ayrton Senna und Gerhard Berger schickten sich 1990 an, in Kanada zu dominieren. Aber Berger erhielt aufgrund eines Frühstarts eine Strafe von einer Minute. Senna überließ ihm gleich die Führung, und Berger versuchte in den nächsten Runden genügend Vorsprung herauszufahren, um dennoch hinter Senna auf P2 gewertet zu werden. Es reichte nicht - mit nur 45 Sekunden Vorsprung überquerte er die Ziellinie, damit wurde er Vierter hinter Senna, Nelson Piquet und Nigel Mansell.

Vor 82 Jahren: David Walker wird geboren. Nach Erfolgen in der britischen Formel 3 erhielt er 1972 den zweiten Werks-Lotus. Dort wurde seine Karriere vom Teamkollegen Emerson Fittipaldi exekutiert - Fittipaldi gewann fünf der zwölf Rennen und wurde Weltmeister, Walker holte null Punkte (ein Unikum in der F1-Geschichte) und zwei Top-10-Platzierungen. Man trennte sich im Schlechten. Walker beklagte Bevorzugung von Fittipaldi, die Lotus-Führung beklagte inadäquate Performance. Nach zwei Verkehrsunfällen beendete Walker 1975 die Karriere.

Vor 83 Jahren: Peter Ryan wird geboren. Als erster Kanadier startete er 1961 ein Formel-1-Rennen, wurde Neunter in Watkins Glen. 1962 feierte er erste Erfolge in Nachwuchsklassen in Europa, dann verunglückte er bei einem Formel-Junior-Rennen in Reims tödlich.

Vor 88 Jahren: Vic Elford wird geboren. Der Brite gilt als einer der besten Allrounder der 60er. Elford gewann 1967 die europäische Rallye-Meisterschaft, war jahrelang eine Fixgröße im Sportwagen-Sport mit Siegen bei den Klassikern von Daytona, Sebring und bei der Targa Florio, und er fuhr 13 F1-Rennen, in denen er acht Punkte holt.