Die legendären Straßen von Monaco sorgten in der Geschichte der Formel 1 für einige ihrer denkwürdigsten Momente. Der Grand Prix vom 3. Juni 1984 markierte eine Sternstunde in den Karrieren zweier Ausnahmekönner, die als Rookies aus dem Nichts kamen um der Weltelite an diesem Sonntag eine Lehrstunde zu erteilen. Die Rede ist natürlich von den zwei unvergessenen Motorsport-Legenden Ayrton Senna und Stefan Bellof.

Formel 1 heute vor 38 Jahren: Ayrton Senna und Stefan Bellof zaubern in Monaco

Nach Erfolgen in Formel 3 und Formel 2 war der Traum von der Formel 1 für die Youngsters Ayrton Senna und Stefan Bellof endlich wahr geworden. Bei Toleman und Tyrrell waren die Möglichkeiten der Nachwuchshoffnungen jedoch eingeschränkt. Gegen die Top-Teams wie McLaren oder Brabham hatten sie mit ihren Boliden keine Chance.

Während Senna zumindest auf ein Turbo-Aggregat aus dem Hause Hart zurückgreifen durfte, musste sich Bellof mit antiquierter Sauger-Technologie in Form des Cosworth DFY zufrieden geben. Mit 300 PS weniger als die Turbo-Konkurrenz war der Gießener mit diesem Motor mehr oder weniger auf verlorenem Posten.

Im Zeittraining für das sechste Saisonrennen belegte er unter trockenen Bedingungen den 20. Platz, der auf dem Stadtkurs gleichzeitig die letzte Position in der Startaufstellung bedeutete. Für das bis dahin beste Qualifying seiner jungen Laufbahn stach Bellof sieben Konkurrenten aus, darunter Teamkollege Martin Brundle. Der 26-Jährige war damit am Sonntag der einzige Sauger-Pilot im Grid.

Stefan Bellof sammelte 1984 trotz unterlegenen Materials früh WM-Punkte, Foto: Sutton
Stefan Bellof sammelte 1984 trotz unterlegenen Materials früh WM-Punkte, Foto: Sutton

Senna qualifizierte sich als 13. und egalisierte damit seine bisherige Bestleistung. Aus den Untiefen des Feldes in die Punkte zu fahren wäre weder bei ihm noch bei Bellof eine große Überraschung gewesen. Schließlich hatten beide in den ersten fünf Grands Prix schon zweimal die Top-6 gestürmt.

Am Sonntag sorgten heftige Regenfälle dafür, dass der Rennstart um fast eine ganze Stunde verschoben werden musste. Senna und Bellof nutzten die widrigen Bedingungen, um ihren ersten kleinen Ausrufezeichen in der F1 ein bis heute unvergessenes folgen zu lassen. Nach wenigen Runden hatte Senna sich bis auf Platz zwei hinter Alain Prost vorgearbeitet und setzte den McLaren-Pilot zunehmend unter Druck.

Dahinter hatte Bellof mit mehreren bravourösen Überholmanövern Platz drei übernommen und machte seinerseits Boden auf den Leader gut. Zum großen Showdown der Underdogs sollte es aber nicht kommen. Prost nahm als Führender sein Recht wahr und forderte einen Rennabbruch.

Ayrton Senna ließ im sechsten F1-Rennen seiner Karriere erstmals seine Extraklasse im Regen aufblitzen, Foto: Sutton
Ayrton Senna ließ im sechsten F1-Rennen seiner Karriere erstmals seine Extraklasse im Regen aufblitzen, Foto: Sutton

In der 31. Runde stoppte Rennleiter Jacky Ickx den GP mit der roten Flagge - sehr zum Unmut Sennas. Der 24-Jährige war sich seiner Chance auf den Sieg nach dem bisherigen Rennverlauf samt der ersten schnellsten Runde seiner Karriere bereits mehr als sicher. Im Moment des Abbruchs schoss er an Prosts McLaren vorbei, doch im offiziellen Ergebnis musste er sich mit sieben Sekunden Rückstand und Platz zwei begnügen.

Bellof wurde mit 21 Sekunden Rückstand Dritter. In den Archiven taucht die 1985 beim 1000-km-Rennen in Spa-Francorchamps tödlich verunglückte F1-Hoffnung allerdings nicht mehr auf. Nach einem Verstoß gegen das Technische Reglement wurden Tyrrell sämtliche Resultate des Jahres 1984 im Nachhinein aberkannt. An seiner außergewöhnlichen Darbietung am 3. Juni vor 38 Jahren änderte dieser Umstand aber nicht das Geringste.

Ayrton Senna war über den Rennabbruch beim Monaco GP 1984 alles andere als glücklich, Foto: Sutton
Ayrton Senna war über den Rennabbruch beim Monaco GP 1984 alles andere als glücklich, Foto: Sutton

Was sonst noch geschah:

Vor 49 Jahren: Jackie Stewart feiert in Monaco den 25. Sieg seiner Formel-1-Karriere. Auf seiner Abschiedstournee ließ sich der spätere Weltmeister im Tyrrell den dritten Sieg im Fürstentum nicht nehmen. Für das Lotus-Duo Emerson Fittipaldi und Ronnie Peterson blieben nur die Plätze zwei und drei. Der Monaco GP 1973 markierte darüber hinaus noch zwei weitere Meilensteine. Für den späteren Weltmeister James Hunt war es der erste Start in der Formel 1, für den fünffachen Monaco-Sieger sowie zweimaligen F1-Champion Graham Hill der 150.

Vor 60 Jahren: Monaco im Juni war auch für eine andere schottische Formel-1-Legende kein schlechtes Pflaster. Jim Clark ging beim Grand Prix des Jahres 1962 erstmals von der Pole Position ins Rennen. Ein Kupplungsdefekt an seinem Lotus hinderte ihn jedoch am Sieg. Den erbte niemand Geringeres als Bruce McLaren im Cooper Climax. Die Ferrari-Piloten Phil Hill und Lorenzo Bandini komplettierten das Podium.

Vor 66 Jahren: Der Große Preis von Belgien 1956 bescherte Peter Collins seinen ersten Sieg und Stirling Moss einen hervorragenden dritten Platz. Die Erfolge der britischen Top-Piloten dieser Zeit waren allerdings weniger eine Überraschung als der Zweitplatzierte, Paul Frere. Der Lokalmatador feierte an diesem Tag sein einziges Podium in der Formel 1. Nach seinem Rücktritt vom Motorsport in Folge des Sieges bei den 24 Stunden von Le Mans 1960 erlangte er in Deutschland als Journalist große Bekanntheit. Im Jahr 2008 wurde eine Kurve im Bereich Stavelot auf dem Circuit de Spa-Francorchamps nach der belgischen Motorsport-Ikone benannt.