Zum ersten Mal überhaupt reiste Red Bull 2010 als Führender der Team-Weltmeisterschaft zu einem Grand Prix. Um genau zu sein, führten die Bullen 20 Punkte vor Ferrari und 27 Zähler vor McLaren. Die beiden Hauptakteure Sebastian Vettel und Mark Webber gingen in der Türkei punktgleich ins Rennen und sorgten mit der teaminternen Kollision für reichlich Schlagzeilen.

Formel 1 heute vor 13 Jahren: Bei Red Bull brennt der Hut

2010, Türkei-GP, nahe Istanbul. Red Bull, die neue Spitzenkraft der Formel 1, hatte sich nach sechs Rennen ganz vorne in der WM etabliert. Punktegleich führten die Teamkollegen Sebastian Vettel und Mark Webber die Fahrerwertung an. Für das Team natürlich ideal, doch für die Fahrer weniger. Nur einer kann am Ende Weltmeister werden. Machtverhältnisse mussten geklärt werden. War der junge Vettel, Red Bulls Kronprinz, die Nummer eins, oder doch noch der Veteran Webber?

Webber meldete im Qualifying mit Pole erste Ansprüche an und führte auch die Frühphase des Rennens an. Sein erster Gegner: nicht Vettel, sondern der McLaren von Lewis Hamilton. Der fällt nach vermurkstem Boxenstopp jedoch zurück, und plötzlich taucht Vettel in Webbers Rückspiegel auf. Attackiert auf der Bergab-Geraden im letzten Sektor. Webber lässt ihm eine Fahrzeugbreite links Platz, nicht mehr. Vettel, schon fast vorbei, beginnt nach links zu driften. Crash.

Vettel vs. Webber: Wer hat hier einen Vogel?

Kein Schocker. Vettel dreht sich raus, zeigt beim Aussteigen "Spinner" in Richtung Kameras. Webber muss für Reparaturen an die Box. Red Bulls Doppelsieg ist dahin, stattdessen feiert McLaren. Deren Piloten zeigen ihnen, wie es geht, als sich Lewis Hamilton in der Schlussphase erfolgreich gegen die Attacken von Jenson Button durchsetzt.

Vettels Rennen war nach dem Crash vorbei, Foto: Sutton
Vettels Rennen war nach dem Crash vorbei, Foto: Sutton

Red-Bull-intern brannte der Hut. Die Teamführung versuchte öffentlich, die Schuld zu teilen, schien sich aber hinter Vettel zu stellen. "Sebastian hatte einen Pace-Vorteil auf dem Reifen", kommentierte Teamchef Christian Horner später. "Mark hielt seine Linie und machte es eng für ihn." Vettel selbst: "Ich denke, es ist recht eindeutig. Ich war auf der inneren Seite und hatte damit das Vorrecht für die nächste Kurve"

Webber widersprach: "Seb hatte einen Speed-Vorteil, zog nach innen. Dann waren wir nebeneinander, und dann schien er ziemlich schnell nach rechts gezogen zu haben, und wir haben uns berührt." Jahre später sprach er auch in seiner Biografie das Thema wieder an, und kritisierte die Teamführung, die Vettel bei solchen Aktionen ungerechtfertigt gedeckt habe.

In der WM führte Webber 2010 nach Istanbul weiterhin. Doch am Ende des Jahres sollte Vettel vorne stehen. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Vier Mal gewann er das Duell gegen Webber. Die interne Beziehung wurde dabei nicht besser.

Formel 1 heute vor 58 Jahren: Hills Rekordfahrt in Monaco

Graham Hill gilt als einer der besten Monaco-Piloten der Formel-1-Geschichte. Wer ein konkretes Beispiel dafür haben will, der sollte sich die 1965er-Ausgabe des Klassikers ansehen. Hill, in Führung liegend, räumte in der Frühphase des Rennens beinahe aus dem Tunnel kommend ein defektes Fahrzeug ab und musste in der Hafenschikane in den Notausgang. Beim Wenden - wegen Hilfsverbot musste er selbst Hand anlegen - verlor er über eine halbe Minute, doch es waren noch über 70 Runden zu fahren.

Das reichte Hill, um mit einer furiosen Aufholjagd die Spitze wieder einzuholen. Er passierte einen jungen Jackie Stewart nach Dreher, dann den Ferrari von John Surtees. Das Rennen war ein Klassiker, in den letzten 50 Runden wurde der Rundenrekord elf Mal unterboten. Hill bugsierte sich schließlich am führenden Ferrari von Lorenzo Bandini vorbei, kam in der Schlussphase aber noch einmal unter Druck von Surtees. Der musste erst in der letzten Runde aufgeben, als ihm der Sprit ausging. Hill gewann, vor Bandini und Stewart. Für Letzteren war es die erste Top-drei-Platzierung.

Graham Hill passiert die Boxen, Foto: Sutton
Graham Hill passiert die Boxen, Foto: Sutton

Ebenfalls an diesem Tag versenkte Paul Hawkins sein Auto im Hafenbecken, damit war er der zweite Fahrer nach Alberto Ascari, dem dieses Kunststück gelang. Er sollte der letzte bleiben, bald darauf wurde doch tatsächlich eine Wand gebaut.

Was sonst noch geschah:

Vor 19 Jahren: Michael Schumacher gewinnt den GP von Europa 2004 auf dem Nürburgring mit einer aggressiven 3-Stopp-Strategie, bei der er in acht Runden nach dem Start 18 Sekunden auffährt, bei trockenem Wetter.

Vor 24 Jahren: McLaren feiert mit Mika Häkkinen und David Coulthard bei der 1999er-Ausgabe des Spanien-GPs einen Doppelsieg. Jacques Villeneuve schafft mit dem unterlegenen neuen BAR fast ein Sensations-Podium, dann bricht der Heckflügel.

Vor 42 Jahren: Gianmaria Bruni wird geboren. Seine F1-Karriere waren unschöne 18 Rennen mit Minardi, ohne Punkte und mit interner Niederlage gegen Zolt Baumgartner. Er repariert seine Reputation im GT-Sport, gewann drei Mal mit Ferrari die GT2/GTE-Klasse in Le Mans und zwei Mal die Langstrecken-WM. Heute ist er Porsche-Werksfahrer.

Vor 47 Jahren: Niki Lauda fährt beim Monaco-GP von 1976 einen kontrollierten Sieg für Ferrari ein. Die Sechsrad-Tyrrells von Jody Scheckter und Patrick Depailler holen die Plätze zwei und drei und beweisen, dass das Konzept sogar hier funktioniert.

Vor 59 Jahren: Andrea Montermini wird geboren. Der Italiener erlebt eines der übelsten Debüts der Geschichte: Als Ersatzmann für den tödlich verunfallten Roland Ratzenberger crasht er 1994 in Spanien zwei Tage vor seinem Geburtstag so schwer, dass die Saison schon wieder vorbei ist. Nach der Verletzungspause folgen 29 Nennungen, davon 20 Starts.

Übles Wrack: Andrea Monterminis Saison endet 1994, bevor sie wirklich beginnt, Foto: Sutton
Übles Wrack: Andrea Monterminis Saison endet 1994, bevor sie wirklich beginnt, Foto: Sutton

Vor 84 Jahren: Dieter Quester wird geboren. Der Österreicher stand einmal in einer F1-Startaufstellung, 1974 wurde er beim Heimrennen auf dem Österreichring Neunter. Einen Namen machte er sich im Tourenwagen-Sport, und fuhr bis tief in die 2000er noch GT-Rennen.