Die Zeit von Sebastian Vettel bei Ferrari ist abgelaufen. Überraschend gaben der viermalige Weltmeister und die Scuderia am Dienstagmorgen die Trennung zum Saisonende 2020 bekannt. Ferrari sucht nun nach einem neuen Teamkollegen für Charles Leclerc, dessen Kontrakt vor Weihnachten bis 2024 verlängert wurde. Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick auf die wahrscheinlichsten Optionen.

Formel 1: Sebastian Vettel verlässt Ferrari! Was jetzt? (01:19:53)

Formel 1: Carlos Sainz als Vettel-Ersatz bei Ferrari?

Bereits seit einigen Monaten wird McLaren-Pilot Carlos Sainz, vor allem in den spanischen Medien, mit Ferrari in Verbindung gebracht. Der Spanier steht aktuell noch bei McLaren als Teamkollege von Lando Norris unter Vertrag. Teamchef Andreas Seidl sagte Motorsport-Magazin.com im Winter, dass er mit beiden Fahrern in Zukunft weiterarbeiten möchte.

Sainz erzielte im vergangenen Jahr seinen ersten Podestplatz in der Formel 1 und besserte sein Ansehen im Fahrerlager im Vergleich zu seiner eher blassen Zeit bei Renault stark auf. Der Spanier fühlt sich bei McLaren wohl und gab zuletzt an, dass er über eine Vertragsverlängerung nachdenke. Sein Vertrag läuft am Ende der Saison 2020 aus. Mit 25 Jahren ist Sainz im besten Rennfahreralter und könnte gemeinsam mit Leclerc ein schlagkräftiges Duo für die kommenden Jahre bilden.

Formel 1: Daniel Ricciardo als Vettel-Ersatz bei Ferrari?

Daniel Ricciardo hatte sich seinen Wechsel von Red Bull zu Renault sicherlich anders vorgestellt. Der Australier unterschrieb einen Zweijahresvertrag, der Ende 2020 ausläuft. Angesichts der schwachen Performance des Teams 2019 verlor selbst der Dauergrinser im Paddock schnell die Lust an seinem schwarz-gelben Boliden.

Das könnte Ferrari in die Hände spielen, sollten sie eher nach einem erfahreneren Piloten suchen, der sich bei Red Bull als Grand-Prix-Sieger erwiesen hat. Gleichzeitig konnte er in der gemeinsamen Zeit mit Sebastian Vettel diesen schlagen und auch Erfolge gegen Max Verstappen einfahren, der insgesamt aber jedoch die Oberhand behielt. Mit 30 Jahren zählt Ricciardo nicht mehr zu den Jüngsten im Feld, könnte aber eine sichere Bank neben dem jungen Leclerc sein, um mit zwei Fahrern Ergebnisse für die Konstrukteurs-WM einzufahren.

Formel 1: Lewis Hamilton als Vettel-Ersatz bei Ferrari?

Der sechsmalige Weltmeister wird seit einigen Monaten immer wieder mit einem Wechsel zur Scuderia in Verbindung gebracht. Dies erscheint jedoch nur dann sinnvoll, sollte Mercedes aus der Königsklasse aussteigen. Sofern die Silberpfeile der Formel 1 als Werksteam erhalten bleiben, dürfte Hamilton weiterhin im gewohnten Umfeld bleiben - selbst mit kleineren Gehaltseinbußen, die er aufgrund der Corona-Krise wohl überall hinnehmen müsste.

Seine Zukunft dürfte dabei auch mit jener von Teamchef Toto Wolff verknüpft sein, der ihm den Rücken freihält und abseits der Rennwochenenden die nötigen Freiheiten lässt, damit Hamilton im Auto zur Höchstform auflaufen kann. Auch Wolff wurde vor dem Jahreswechsel mit einem Engagement in Maranello in Verbindung gebracht. Sein Vertrag bei Mercedes läuft ebenso wie Hamiltons Ende 2020 aus. Ohne seine gewohnten Fürsprecher könnte die Scuderia für Hamilton allerdings auch zu einem problematischen Umfeld werden, in dem ihm die Politik zusetzt und aus dem Gleichgewicht bringt.

Formel 1: Antonio Giovinazzi als Vettel-Ersatz bei Ferrari?

Ein Italiener bei Ferrari? Bislang setzte Ferrari nie besonders große Stücke darauf, einen Landsmann in einem der Cockpits zu haben. Dennoch sagte der Ferrari-Junior in Melbourne im Interview mit Motorsport-Magazin.com überzeugt: "Für Ferrari zu fahren, ist mein Traum, seitdem ich meine Karriere im Gokart begonnen habe. Gerade für einen Italiener wäre es eine großartige Sache. Ich weiß auch, dass ich zuerst in dieser Saison einen guten Job machen muss. Dann werden wir sehen, ob es passiert oder nicht."

Giovinazzi hatte in seiner Debütsaison 2019 zunächst Anlaufschwierigkeiten, kam in der zweiten Saisonhälfte aber immer besser in Fahrt und konnte auch seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen ein ums andere Mal bezwingen. Ob das ausreicht, um Ferrari davon zu überzeugen, ihn ins zweite Stammcockpit zu setzen ist fraglich. Dafür müsste er in dieser Saison noch etwas mehr zeigen - sollte sie denn endlich einmal beginnen...

Wer könnte sonst noch auf Ferraris Liste stehen?

Apropos Kimi Räikkönen: der Finne hat bereits zwei Amtszeiten in Maranello hinter sich. Sein Vertrag bei Alfa Romeo läuft am Ende der Saison 2020 aus. Eine neuerliche Rückkehr zu Ferrari erscheint jedoch sehr unwahrscheinlich. Der 40-Jährige wäre wohl nur eine Notlösung, sollte er seine Karriere überhaupt fortsetzen wollen.

In der Vergangenheit wurde auch Sergio Perez immer wieder mit Ferrari in Verbindung gebracht. Der Mexikaner entschied sich damals jedoch für McLaren. Aktuell besitzt er einen langfristigen Vertrag bei Racing Point, die im kommenden Jahr zum Aston Martin Werksteam werden. Mit 30 Jahren gehört er noch nicht zum alten Eisen der Formel 1, ist aber, ebenso wie Ricciardo, auch nicht mehr der Jüngste. Es erscheint jedoch eher unwahrscheinlich, dass Ferrari Perez aus dem Vertrag herauskaufen würde, so lange Fahrer wie Sainz und Ricciardo frei auf dem Markt verfügbar sind.

Mit Valtteri Bottas könnte zum Jahresende ein weiterer Grand-Prix-Sieger auf dem Fahrermarkt sein. Der Kontrakt des Finnen bei Mercedes endet nach dieser Saison. Sollte Mercedes sein Engagement in der Königsklasse nicht fortsetzen oder seinen Junior George Russell nach zwei Jahren bei Williams ins Werkscockpit befördern, könnte sich Bottas als Alternative bei den Roten anbieten. Er hat als Teamkollege von Lewis Hamilton bewiesen, dass er ein starker Nummer-2-Fahrer ist, der keine Unruhe ins Team bringt, sich als Teamplayer gibt und sobald er seine Chance bekommt, ein Rennen gewinnen kann.