Lange nichts mehr von Sebastian Vettel gehört? Mag daran liegen, dass der Ferrari-Star abseits der Rennwochenenden die Öffentlichkeit scheut wie der Teufel das Weihwasser. Weil die Coronakrise die Formel 1 lahmlegt, gab es seit Australien kein Lebenszeichen mehr vom viermaligen Weltmeister. Nun sprach Vettel aber in einem Videochat zu einigen Journalisten, darunter auch Motorsport-Magazin.com.

Sehr zum Leidwesen der britischen Kollegen - die aufgrund der Zeitverschiebung noch eine Stunde früher raus mussten - fand das Gespräch bereits früh am Morgen statt. "Ich bin schon seit zwei Stunden wach, ich mag es, meine Tage früh zu starten", scherzte Vettel und schob als Erklärung hinterher: "Ich will heute noch Fahrrad fahren, deshalb wollte ich sicherstellen, dass ich dabei noch den besten Teil des Tages erwische."

Der 32-Jährige verbringt den Großteil seiner neugewonnen Freizeit mit Sport und seinen drei Kindern. "Die Kinder halten einen auf Trab, also langweilig in der Hinsicht wird mir nicht", versichert Vettel.

Sebastian Vettel im Videochat, Foto: Motorsport-Magazin.com
Sebastian Vettel im Videochat, Foto: Motorsport-Magazin.com

Im Gegensatz zu vielen Formel-1-Kollegen hat es Vettel nicht nach Monaco, sondern in die Schweiz verschlagen. Dort hat er derzeit nicht nur optimale Bedingungen draußen zu trainieren, sondern auch in den eigenen vier Wänden. In seinem umgebauten Bauernhof im Schweizer Kanton Thurgau gibt es jedenfalls reichlich Platz dafür. "Gott sei Dank bin ich nicht abhängig von einem Fitnessstudio, sondern habe mir über die Jahre das meiste zu Hause aufgebaut, so dass ich gut weiter trainieren kann", freut sich Vettel.

Vettel: Von Freunden und Rennfahrern zum Simracing gedrängt

Der Trainingsplan des Ferrari-Piloten wurde dazu noch um eine Disziplin erweitert: eSports. Dabei galt Vettel bisher nicht unbedingt als Freund der virtuellen Formel-1-Welt. "Die Wahrheit ist: Ich hatte bis vor wenigen Tagen keinen Simulator", erklärte er.

Doch inzwischen steht auch im Hause Vettel ein komplettes Sim-Rig. Allerdings muss der Ex-Weltmeister den Simulator erst noch in Betrieb nehmen, Erfahrung konnte er in der virtuellen Welt also noch nicht sammeln.

"Ich visiere ich keine Sim Racing Karriere an", stellt Vettel aber klar. "Es ist eher etwas zum Spaß, ich bin mit solchen Dingen aufgewachsen und habe ein paar Spiele gezockt, aber seit ich Kinder habe, steht das nicht ganz oben auf meiner Liste. Mal sehen, wie viel Zeit dafür sein wird."

Esports erklärt: Wie funktioniert Sim Racing? (09:48 Min.)

Teamkollege Charles Leclerc - bislang ebenfalls kein Freund der Simracing-Szene - legte sich kürzlich auch einen Simulator zu. Der Monegasse trainiert fünf bis sechs Stunden am Tag und gewann prompt den ersten virtuellen GP, an dem er teilnahm.

Formel 1: Virtuelle GPs wohl weiterhin ohne Vettel

So ernst nimmt Vettel die Sache nicht. Starts bei größeren Events sind - zumindest zeitnah - eher unwahrscheinlich: "Noch habe ich nicht viel Übung, blamieren möchte ich mich auch nicht. Erst will ich ein bisschen üben." Bislang hat er bei Ferrari noch keinen Platz für einen virtuellen Formel-1-GP angemeldet. Ferrari rechnet auch nicht damit. Das Duo der Scuderia wird weiterhin aus Leclerc und einem Junior gebildet.

Unklar ist auch, ob sich Vettel auf das offizielle Formel-1-Spiel fokussiert, oder eher richtige Simulationen in Angriff nimmt. Ganz freiwillig hat sich der Heppenheimer nicht vom Simracing-Boom anstecken lassen: "Eigentlich mehr aus Druck von außen, von engen Freunden und anderen Rennfahrern, die gesagt haben: Mensch, das musst du mal probieren, fahr doch mal mit, das ist ganz lustig. Jetzt muss ich mal ein bisschen schauen."

Vollends überzeugt scheint er jedoch nicht: "Ich sehe es noch immer eher als Spaß-Sache an. Racing sollte in der wahren Welt da draußen stattfinden. Ich verstehe, dass manche es sehr ernst nehmen und da viel Zeit mit verbringen, aber ich genieße auch andere Dinge. Es wird ein Mix."

Der nächste Virtual GP findet schon am kommenden Wochenende statt und wird anstelle des China GP ausgetragen. Sollte sich Vettel für Rennsimulationen entscheiden: Ein Platz als Gaststarter im Motorsport-Magazin.com BMW M235i Cup wäre ihm sicher. Dort werden die Rennen mit Assetto Corsa für PC ausgetragen.