Macht Toto Wolff auch nach sechs - Ende 2020 potentiell sieben - Jahren Mercedes-Dominanz in der Formel 1 unter seiner Ägide als Teamleader weiter als Motorsportchef und Anteilseigner der Silberpfeile? Oder zieht es den Österreicher auf einen anderen Posten? Nach einem zuletzt klaren Dementi im ORF zu Gerüchten um einen Wechsel auf den CEO-Sessel der britischen Nobelmarke Aston Martin, lässt Wolff in einem neuen Interview in seiner Heimat nun viel Interpretationsspielraum.

„Ich werde nicht CEO bei Aston Martin, und ich werde dort auch keine strategische Beteiligung als Investor eingehen“, bestätigt Wolff der Gratis-Zeitung ‚Österreich’ zwar sein jüngstes Aston-Dementi klar respektive ergänzt es um den zweiten Aspekt. Doch bei anderen Antworten auf Fragen zu seiner Zukunft weicht Wolff aus - oder lässt weitaus mehr Fragen offen als er tatsächlich beantwortet, oder kreiert gar neue.

Wolff weicht Zukunftsfrage aus: Mit Corona nun größere Probleme

„Meine Beteiligung bei Mercedes ist aufrecht, mein Vertrag läuft bis Ende 2020, und wir sind weiterhin in guten Gesprächen, was wir gemeinsam weiter machen wollen. Wir sind am Diskutieren“, sagt Wolff auf eine generelle Frage nach seinen Plänen - und lenkt ab: „Aber das alles ist durch Corona in den Hintergrund gerückt. Wir alle haben jetzt größere Probleme zu lösen - menschliche Probleme in unseren Firmen.“

Zurück zum Thema Aston Martin und der bekannten Männerfreundschaft mit deren neuen Chairman und Chef des Racing Point F1 Teams, Lawrence Stroll. Auf die Frage, ob es ausgeschlossen sei, dass er mit dem Kanadier „etwas angehen könnte“, kommt jedenfalls kein klares Nein. „Stroll ist mit seinem Team ein großer Kunde unseres Racing Teams. Die beziehen Motoren, die Getriebe und Aufhängungsteile von Mercedes. Außerdem ist Lawrence seit vielen Jahren ein guter Freund von mir - unabhängig von unseren Geschäftsbeziehungen“, sagt Wolff.

Wolff dementiert Aston-Martin-Gerüchte

Als Dementi zu verstehen ist der nächste Satz zu diesem Thema dennoch erneut. „Lawrence wird Chairman von Aston Martin und übernimmt 20% der Firma. Daraus haben Leute 1+1 zusammengezählt und daraus 3 gemacht“, sagt Wolff.

Geht es um seine Zukunft unabhängig von den Spekulationen rund um Aston Martin, bleibt Wolff allerdings vage bis rätselhaft. „Ich bin jetzt das achte Jahr dabei. Ich liebe den Sport und dieses Team“, antwortet Wolff auf Nachfrage, es würden bereits Wetten laufen, dass er nicht mehr als Teamchef am Mercedes-Kommandostand stehen werde wenn die F1 nach der Corona-Pause wieder loslege.

Wolff ‚überrascht‘ von ‚Wendungen‘ und ‚Verhalten einzelner Personen‘

Dann folgt der interessante Teil der Aussage. Wolff: „Allerdings bin ich einigermaßen überrascht über die Wendungen, die es über den Winter gegeben hat, und über das Verhalten einzelner Personen. Das hängt natürlich auch zusammen mit meiner Entscheidung, was ich 2020 und darüber hinaus gehend mache.“

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In unserer aktuellen MSM F1 Show (s.o.) besprechen wir das Thema Toto Wolff, Aston Martin und Mercedes-Zukunft ausführlich. Los geht es ab Minute 43:30.

Worauf Wolff sich dabei bezieht, bleibt offen. Sowohl um welche Wendungen es geht als auch, welche Personen und welches Verhalten gemeint sind. Da es im Satz unmittelbar davor um das Mercedes-Team ging, erscheint ein interner Bezug naheliegend. Ist Daimler-Vorstandschef Ola Källenius gemeint?

Wen und was meint Wolff?

Gerüchte, dass es hier längst nicht so harmonisch läuft wie mit dessen Vorgänger Dieter Zetsche halten sich hartnäckig. Erst im Rahmen des abgesagten Australien GP keimten diese wieder auf als die Entscheidung des Teams, zu fahren offenbar von ganz oben überstimmt worden war.

Folgen haben wird das laut Wolff allerdings nicht - zumindest nicht direkt „Ich bin und bleibe Mercedes-Motorsportchef und Formel-1-Chef, und daran wird sich kurzfristig nichts ändern“, sagt Wolff. Und mittel- bis langfristig? Noch so eine offene Frage.

Wolff: Klare Kante nur auf kurze Sicht

Apropos Beziehungen. Angeblich sei auch Lewis Hamilton verstimmt, weil Wolff - anders als der Brite - in Melbourne fahren wollte, heißt es in dem Interview. Wolff: „Totaler Blödsinn! Lewis und ich waren in Australien jede einzelne Sekunde im Gespräch. Auch in jener besagten Nacht, in der es zur Absage gekommen ist. Wir sprechen auch jetzt jeden zweiten Tag miteinander. Unser Verhältnis ist eng wie noch nie.“

Krach mit Hamilton? Wolff: Blödsinn

Auch dabei geht es um das so beliebte Zukunftsthema. Sie würden täglich darüber sprechen, so Woff. „Da ist aber nix Dramatisches dabei. Alles deutet daraufhin, dass wir in einer ähnlichen Form wie heute weiter machen.“ Einer ähnlichen Form nur? Auch das lässt Raum für Interpretationen ...