Das Duell zwischen Lando Norris und Carlos Sainz verspricht in der Formel 1 2020 eines der spannendsten im Grid zu werden. Das Duo wurde 2019 im Jahr eins nach Fernando Alonso schnell zu McLarens neuem Dreamteam. Mit perfektem Teamwork und dem gelungenen MCL35 führten sie die Briten aus der Krise zurück an die Spitze des Mittelfeldes. Doch dieses Jahr erwartet Youngster Norris gewisse Spannungen in der Garage.

"Wenn wir letztes Jahr nicht so zusammengearbeitet hätten, und keine Prinzipien und gegenseitigen Respekt gehabt hätten, um uns gegenseitig zu helfen und ein Team zu sein, hätten wir nicht den vierten Platz bei den Konstrukteuren geholt", so Norris im offiziellen Formel-1-Podcast Beyond The Grid.

Der Rookie und Neuzugang Sainz machten McLarens Neuanfang nach dem Abschied Alonsos zu einem vollen Erfolg. Mit 145 WM-Punkten distanzierte die Truppe den erster Verfolger locker. Motorenlieferant Renault fuhr 54 Zähler weniger ein. In der Fahrerwertung ging das Duell mit 96 zu 49 Punkten relativ deutlich für Sainz aus. Der bei Renault nach 2018 aussortierte Spanier eroberte in Brasilien als Dritter sogar sein erstes Podest in der Formel 1.

Norris lobt Teamwork mit Sainz 2019

"Einige seiner guten Resultate sind durch meine Hilfe zustandegekommen, und einige meiner Resultate durch seine Hilfe", so Norris, der im Qualifying-Duell mit 11:10 die Oberhand behielt und häufiger als der Teamkollege vom Defektteufel heimgesucht wurde. Obwohl beide auf der Rennstrecke regelmäßig in unmittelbarer Nähe unterwegs waren, kam es jedoch nie zu hitzigen Duellen.

"Wir haben das ganze Jahr gut zusammen gearbeitet und ich denke, davon haben wir beide profitiert", sagt Norris. Für die zweite Saison des neuen McLaren-Traumduos wird allerdings ein noch engerer Kampf erwartet. Denn nachdem Norris in seiner ersten Saison bereits derart nahe am wiedererstarkten Stallgefährten dran war, ist ein Schritt nach vorne im zweiten Jahr nur logisch.

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Norris vs. Sainz: 2020 härtere Gangart auf der Rennstrecke

Diese Einschätzung teilt auch Norris. "Ich weiß, dass es an irgendeinem Punkt in der Zukunft und zwar dieses Jahr, hitziger und auch strittig werden kann", sagt er. Seit dem Kartsport gilt der 20-Jährige als Wunderkind. Diese Vorschusslorbeeren ließ er in seinem Rookiejahr souverän außen vor.

Wenn das Team die Strategien splittete oder er sich in Sainz' Dienst stellen musste, fügte er sich. Doch in der Formel 1 ist der Teamkollege immer der erste Gegner, den es zu bezwingen gilt. Und wenn Norris seinem Ruf als Supertalent und zukünftiger Champion gerecht werden will, wird er auch andere Saiten aufziehen müssen.

"Wir werden uns wahrscheinlich auch ein paar mal verkrachen, weil wir voneinander frustriert sind. Wenn er mich aufhält oder ich ihn aufhalten oder so", so Norris. Dass es dreckig wird, erwartet er nicht. Doch der Kampf um die Vormachtstellung im Team könnte bereits genügen. "Natürlich nicht absichtlich. Ich denke, so weit wird es nicht kommen. Aber vielleicht verlierst du mal eine Position, weil ich gegen ihn kämpfe, ich ihn vielleicht abdränge und er oder auch ich von der Strecke muss."

Teamorder bei McLaren bisher kein Thema

Bei McLaren waren derartige Szenarien aber noch kein Thema. Laut Norris gab es von Teamchef Andreas Seidl bisher keine Verhaltensregeln für den Umgang mit dem Teamokollegen: "Wir haben keine Regeln oder Stallregie bei McLaren." Die Notwendigkeit bestand schlichtweg noch nicht.

"Wir haben ein gutes Verständnis untereinander und davon, was für uns das Beste ist und für das Team, und was wir mit dem Team erreichen wollen. Und um das umzusetzen, müssen wir das machen, was wir letztes Jahr gemacht haben", so Norris weiter.