Auch in der zweiten Testwoche war der 'pinkfarbene Mercedes' wieder ein Gesprächsthema. Gemeint ist der RP20 von Racing Point. Die Designer des Teams haben sich bei der Konstruktion des Autos für die bevorstehende Formel-1-Saison deutlich von Mercedes' Vorjahresboliden inspirieren lassen. Dies gibt die Teamspitze zu und sagt, dass man die Teile anhand von Fotografien aus dem Vorjahr kopiert habe.
Marcin Budkoswki, Geschäftsführer des Renault-Formel-1-Teams, kritisierte unlängst das Vorgehen von Racing Point. Auch bei McLaren sind die Verantwortlichen alles andere als glücklich über das Vorgehen des Konkurrenten. Schließlich könnte Racing Point dem britischen Rennstall die im vergangenen Jahr erlangte Position als 'Best of the Rest' in der Konstrukteurs-Wertung streitig machen.
"Natürlich versuchst du Ansätze anderer Teams zu verfolgen, wenn du findest, dass sie es wert sind und interessant aussehen", sagte McLaren-Teamchef Andreas Seidl am Rande der Testfahrten in Barcelona. "Aber ein Formel-1-Auto zu bauen, ist ein vielschichtiges Thema. Dinge von Fotos zu kopieren, ist nicht so einfach, wie es sich anhört."
Dieser Ansicht ist auch der Technische Direktor James Key: "Wenn man das machen könnte, würde jedes Auto gleich aussehen und die Leistungsdichte wäre hoch. Der Grund, warum die Autos unterschiedlich sind, ist, dass es nicht so einfach ist. Es kommt auf die sehr, sehr kleinen Details an."
Für den Briten ist es eine Frage der Ehre, dass Ingenieure eigene Konstruktionen entwerfen wollen: "Wenn man an einer Meisterschaft wie der Formel 1 teilnimmt, ist das Letzte, das man tut, andere zu kopieren. Man glaubt, bessere Ideen zu haben. Ingenieure sind Wettbewerbstypen. Sie wollen rausgehen und die anderen schlagen. Deswegen gibt es keine Gespräche an der Kaffeemaschine. Denn du möchtest besser sein als derjenige, mit dem du sprichst. Um das geht es in der Formel 1."
Seidl fordert klare Regeln
Dennoch nimmt Teamchef Seidl diese vermeintlich nebensächlichen, aber effektiven, Gespräche von Ingenieuren unterschiedlicher Teams ins Visier: "Wir sind besorgt über die Dinge, die derzeit in der Öffentlichkeit stehen: die sogenannten Gespräche an der Kaffeemaschine und, dass Personal unter Teams ausgetauscht wird. Wir müssen sicherstellen, dass das richtig überwacht wird, und die Regeln greifen, vor allem bei den Teilen, die die Teams selbst bauen müssen."
Was Seidl anspricht, sind die im Reglement festgeschriebenen 'Listed Parts'. Dabei handelt es sich um jene Teile, die ein Hersteller in der Formel 1 selbst konstruieren und fertigen muss. Diese Rubrik ist im Reglement für das Jahr 2020 um die Bremsbelüftungen erweitert worden. Außerdem fallen unter anderem die vordere Sicherheitszelle, der Überrollbügel und große Bereiche des Bodyworks darunter.
Was die Regelkonformität des RP20 angeht, gibt sich Seidl trotz der vermeintlichen Widersprüche unbesorgt: "Ich nehme an, dass die Kooperation zwischen Mercedes und Racing Point innerhalb der Regeln ist und es keinen Grund gibt, sich zu beschweren."
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