Lewis Hamilton lässt sich ohne großen Zweifel als politischster Fahrer in der gesamten Startaufstellung der Formel 1 bezeichnen. Während die breite Masse sich in der Regel politisch korrekt äußert und der PR-Agenda folgt, ist es am ehesten der Weltmeister, der mit seiner wahren Meinung nicht hinter dem Berg hält.

Das zeigte sich jüngst vor dem letztlich abgesagten Australien GP. Während die meisten Fahrer voll und ganz auf das Krisenmanagement von FIA und FOM vertrauten, legte der Mercedes-Pilot den Finger in die Wunde. „Cash is King“, erklärte Hamilton, warum die F1 seiner Meinung nach trotz Coronavirus-Krise überhaupt nach Melbourne gereist sei.

Lewis Hamiltons Einsatz für die Welt

Wer Lewis Hamilton auf Instagram & Co. verfolgt weiß ohnehin: Den Briten scheinen die Missstände auf dieser Welt - abseits der Blase Formel 1 - weit mehr zu beschäftigen als die meisten seiner Kollegen. Kritik an Walschlachtungen, Einsatz gegen Plastikmüll, Hilfe für Buschfeueropfer - die Liste lässt sich beliebig lang fortsetzen.

Noch dazu ernährt sich Hamilton seit zwei Jahren vegan, betreibt ein Restaurant, das fleischfreie Burger anbietet und versucht bei seiner Modelinie für Tommy Hilfiger zunehmend auf nachhaltige und recyclebare Stoffe organischen Ursprungs zu setzen.

Formel 1 und Klima: Hamilton im Konflikt

Mit Blick auf seine Haupttätigkeit, die Formel 1, befindet sich Hamilton deshalb im Zwiespalt. „Ich befinde mich da permanent in einem Konflikt, denn ich fahre Formel-1-Autos, die Emissionen verursachen“, sagt Hamilton nun dem britischen Lifestyle-Magazin ‚Square Mile‘. „Für mich ist es hart, weil ich Teil eines positiven Wandels für unser Klima sein will, aber überall hinfliege.“

Würde die Formel E deshalb besser zum Image des sechsfachen Formel-1-Weltmeisters passen? „Der einzige Grund, den es dafür [einen Wechsel in die Formel E; Anm. der Redaktion] geben könnte, wären ethische Gründe, denn Nachhaltigkeit ist etwas, das mir sehr, sehr bewusst ist“, sagt Hamilton.

Hamilton-Absage für Formel E: Will in Eliteliga fahren

Der Sport selbst hält den Briten jedoch klar davon ab. „In Sachen Racing fahre ich in der Königsklasse des Motorsports und in absehbarer Zukunft wird die Formel E nicht die Königsklasse sein - und ich will in der Eliteliga des Sports sein“, betont Hamilton. „Aus diesem Grund habe ich Racing in der Formel E nicht im Blick, aber ich kann mir vorstellen, im Hintergrund eine Rolle zu spielen. Die Idee, wofür sie steht und wonach sie strebt, gefällt mir.“

Ein Stückweit geht das immerhin auch in der Formel 1. Mercedes setze sich so gut es geht dafür ein, die Folgen für das Klima zu begrenzen. Erst zuletzt verkündete das Team, bereits in der Formel-1-Saison 2020 CO2-neutral operieren zu wollen. „Sie nutzen die fortschrittlichste Technologie der Welt, was auch einen positiven Wandel für die Straßenautos der Zukunft bringen kann“, sagt Hamilton. Kritiker würden häufig nur die negativen Seiten sehen.