Max Verstappen fiel bei den Formel-1-Testfahrten 2020 mit mehreren Fahrfehlern auf. Schon am ersten Tag drehte sich der Red-Bull-Pilot zweimal. Auch in der zweiten Woche war er mit dem RB16 mehrfach auf Abwegen, kostete dem Team dadurch sogar etwas Streckenzeit. Trotzdem ist der Teamleader mit dem Verlauf der Wintertestfahrten mehr als zufrieden. Alles gelaufen wie geplant, selbst die Abflüge.

"Ich wusste ja, dass ich hier sitzen werde und wir etwas brauchen, über das wir sprechen können. Da habe ich mir gedacht, ich drehe mich ein paar Mal", scherzt Verstappen bei der ersten Frage zu seinen Ausrutschern. Dass er bei den Vorbereitungen auf seine sechste F1-Saison derart fehleranfällig war, hatte einen guten Grund.

"Das ist einfach etwas, das passiert. Ich will das Limit des Autos kennenlernen und ich denke, das hat mit den paar Drehern ganz gut funktioniert", erklärt er. Der 22-Jährige war bei weitem nicht der einzige Pilot, der hin und wieder neben der Strecke unterwegs war. Am vorletzten Tag erwischte es bei feuchten Bedingungen und starkem Wind unter anderem Sebastian Vettel und Valtteri Bottas.

Dass der RB16 keine Zicke ist, hatte er schon nach den ersten Drehern erklärt. "Nein. Und letztes Jahr war es auch nicht schwer zu fahren", so Verstappen gegenüber Motorsport-Magazin.com. Insgesamt zeigte er sich mit den Erkenntnissen der sechs Tage zufrieden. "Das Wichtigste war, unterschiedliche Dinge am Auto zu testen, damit wir wissen müssen, was zu tun ist, wenn es über- oder untersteuert und wir es schneller machen wollen", sagt er.

Verstappen nach sechs Jahren Testfahrten unbeeindruckt

Nachdem es 2019 zwischen den Top-Teams einen regelrechten Schlagabtausch um die Testbestzeit gab, war dieses Jahr deutlich weniger Action auf dem Zeitenmonitor. "Ich habe das jetzt zum sechsten Mal mitgemacht und letztendlich bringt dir das alles gar nichts, was echte Rundenzeiten angeht", so Verstappen.

Die definitive Antwort gibt es für ihn erst, wenn das Versteckspiel in Australien endet. "Ich warte immer erst auf Melbourne, und nicht nur darauf. Denn dort kann es einen komischen Grand Prix geben, manchmal läuft es für dich und manchmal nicht. Du brauchst ein paar Rennen, um etwas erkennen zu können. Deshalb schaue ich hier nicht so sehr darauf."

Red-Bull-Teamchef Christian Horner sieht das ähnlich. "Es ist immer gefährlich, aus den Wintertestfahrten zu viele Schlüsse zu ziehen", so der Brite. "Aber wir haben viel erreicht. Wenn man überlegt, das pro Fahrer nur drei Tage zur Verfügung standen. Doch wir haben es trotzdem geschafft, noch produktiver als vor zwölf Monaten zu sein."

Formel 1 Testfahrten 2020: Blufft Ferrari nur? (09:12 Min.)

Horner schiebt Mercedes Favoritenrolle zu

Red Bull drehte in der ersten Woche hinter Mercedes die zweitmeisten Runden. Die Reduktion der Testfahrten von acht auf sechs Tage stellte kein Problem dar. "Wir haben die Arbeit von acht Tagen in sechs erledigt", so Horner. "Wir fühlen uns besser vorbereitet als vor einem Jahr." Zwar erwartet er ein stärkeres Mittelfeld, an der Spitze sieht er allerdings erneut die drei angestammten Top-Teams.

Im Paddock sehen viele Red Bull als ersten Verfolger von Mercedes. Doch Horner will Ferrari nicht abschreiben. "Wir werden sie vor Melbourne nicht unterschätzen", sagt er. Die Favoritenrolle schiebt er dafür gerne den Weltmeistern zu: "Mercedes sind die amtierenden und sechsfachen Weltmeister. Sie sind relativ deutlich der Favorit. Ihre Form sah sehr stark aus, und du willst auch deine Probleme lieber beim Test haben als im Rennen."