Ferrari brachte Charles Leclerc im Formel-1-Qualifying in Abu Dhabi durch einen strategischen Fehler um seine letzte Chance auf die Pole Position. Dem Monegassen ging hinter Teamkollege Sebastian Vettel im Q3 die Zeit aus. Zu viel Risiko am Kommandostand. Mit Startplatz drei ist er für das Rennen trotzdem optimistisch.

"Ich wollte Seb nicht überholen. Das wäre nicht fair gewesen", so Leclerc am Mikrofon des ORF. Im Finale des Qualifyings fehlten ihm nur wenige Sekunden, um noch eine letzte fliegende Runde zu fahren. Im letzten Sektor war er auf Vettel aufgelaufen, der seinerseits hinter Alexander Albon Schlange stand. Der Red-Bull-Pilot hatte wiederum einen McLaren vor der Nase.

"Ich habe keine Ahnung. So ist das Leben manchmal. Ich weiß nicht, ob wir da einfach Pech hatten oder ob wir es besser hätten machen können", gibt sich Leclerc ratlos. "Wir werden es analysieren und versuchen es zu verstehen, damit es nicht noch einmal passiert. Es war sehr schade."

Ferrari setzt alles auf eine Karte: Haben es versaut

Ferrari setzte im Showdown um die Pole Position bewusst alles auf eine Karte. Im letzten Sektor fehlte über eine halbe Sekunde auf Mercedes, was die Strategen dazu veranlasste, auf die maximale Track-Evolution zu setzen und die Piloten erst ganz zum Schluss aus der Box zu schicken.

"Wir haben im letzten Run alles versucht, was möglich war und sind dabei ein paar Risiken eingegangen", erklärt Ferrari-Teamchef Mattia Binotto gegenüber Sky UK. "Als wir rausgingen wussten wir, dass es eng wird. Es war eine bewusste Entscheidung. Aber dann war es mit dem Verkehr vor uns zu eng und wir haben es versaut."

Leclerc zockt sich durchs Q2

Zwar ging dieser Schachzug nicht auf, ein anderer wiederum könnte sich für Leclerc am Sonntag als das große Los erweisen. Im Q2 hatten beide Ferrari-Pilot sich zuerst auf dem Soft-Reifen für das letzte Segment qualifiziert und wären demzufolge auch damit ins Rennen gegangen.

Doch während alle anderen Piloten in der Schlussphase nur noch die Q3-Generalprobe auf Soft absolvierte, rückte Leclerc auf Medium aus und fuhr auf dem härteren Reifen Bestzeit. Damit wird er am Sonntag wie die Piloten von Mercedes und Red Bull auf diesem Compound starten.

"Ich denke, für das Team war es ziemlich klar, uns beide auf Soft zu setzen. Wir waren uns nicht ganz sicher, ob wir mit dem Medium ins Q3 kommen", so Leclerc, der die Entscheidung spontan selbst fällte. "Nachdem ich auf dem ersten Run im Q2 eine ziemlich gute Runde auf Soft gefahren war, war ich zuversichtlich, dass ich den zweiten Satz opfern kann. Also gingen wir auf Medium."

Leclerc kündigt volles Risiko gegen Verstappen an

Durch die Motorenstrafe von Valtteri Bottas geht Leclerc am Sonntag hinter Lewis Hamilton und Max Verstappen aus der zweiten Startreihe in den Grand Prix. Obwohl Ferrari an diesem Wochenende bisher hinter den beiden anderen Top-Teams herhinkte, glaubt der 22-Jährige an die Chance auf einen dritten Saisonsieg.

"Ich werde am Start ziemlich viel Risiko gehen. Ich muss es riskieren, denn ich will in der Weltmeisterschaft vor Max landen. Ich werde alles geben und dann sehen wir, was passiert", kündigt er an. In der Gesamtwertung liegt Leclerc elf Punkte hinter Verstappen. Mit einem dritten Triumph würde Leclerc nach Siegen mit seinem Erzrivalen gleichziehen.