Fast ein halbes Jahr musste Valtteri Bottas auf seinen dritten Sieg in der Formel-1-Saison 2019 warten. Seit dem Rennen in Baku Ende April hatte der Mercedes-Pilot auf dem Podest nicht mehr ganz oben gestanden. Nach einem kleinen Formtief im Sommer fand er in Suzuka wieder zurück zu alter Stärke.

"Ich wusste, dass alles drin war und es heute Möglichkeiten geben würde", so der Rennsieger, der auf der Achterbahn von Suzuka das gesamte Wochenende über in Topform war. Nach zwei Trainingsbestzeiten reichte es gegen die übermächtigen Ferrari im Q3 dann aber doch nicht.

"Es war immer sehr eng, auch im Qualifying. Und hier von Startplatz drei zu starten ist natürlich nie einfach", sagt er. "Aber aufgeben ist nie eine Option." Den Grundstein für den sechsten Triumph seiner F1-Laufbahn legte Bottas mit einem perfekten Start.

Bottas nutzt erste Chance

Während Pole-Sitter Sebastian Vettel patzte und um ein Haar einen Frühstart fabrizierte, kam Bottas wie schon vor zwei Jahren in Österreich fast zu perfekt aus den Startlöchern. "Meine erste Chance war der Start, und ich hatte einen richtig guten", so der 30-Jährige. "Aber Sebastian hatte natürlich auch ein Problem."

Dennoch sprintete Bottas der Konkurrenz auf dem Weg zu Turn 1 davon und leistete von da an makellose Führungsarbeit. "Ich habe die Führung übernommen und die Pace war echt gut. Ich konnte das Rennen kontrollieren und hatte Spaß", sagt er. Das einzige Fragezeichen stand zeitweise hinter der Strategie.

Mercedes hält Bottas mit Strategie Rücken gegen Hamilton frei

Bis Vettel von Ferrari reingeholt wurde und von Soft auf Soft wechselte, war sich Mercedes bei Bottas noch nicht sicher, welche Taktik man verfolgen würde. "Wir wussten, dass ein oder zwei Stopps möglich sein würden und da kein massiver Unterschied war", so Bottas.

Seine Strategen reagierten sofort auf den Stopp von Vettel in Runde 16, wechselten bei ihm allerdings nicht auf Soft sondern auf Medium. In Runde 36 wechselte er für den finalen Stint noch einmal auf Soft. "Alles lief glatt, ich habe es kontrolliert wann ich sollte und gepusht wann ich wollte", so Bottas mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. "Es hat perfekt gepasst und das ist das Ergebnis."

Ein Umstand, für den er sich allerdings auch ein bisschen beim Team bedanken darf. Denn Lewis Hamilton war auf Platz drei hinter dem Teamkollegen und Vettel angriffslustig und hätte nach einem späten ersten Stopp durchaus auf der Einstopp-Strategie durchkommen können. "Es war eine Überlegung wert, aber wir haben ja auch Valtteri mit der Strategie zurückgehalten. Das wäre nicht fair gewesen", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff am ORF-Mikrofon.

Mercedes dank Ferrari-Fehler vorzeitig Weltmeister

Während das Team ihm mit dieser Entscheidung den Rücken freihielt, waren die Fehler der Ferrari-Piloten natürlich wie zuletzt in beim Grand Prix von Russland ein Geschenk. "Wir haben die letzten vier Rennen nicht das beste Auto gehabt", so Wolff gegenüber RTL. "Aber nachdem beide Ferrari am Start Fehler gemacht hatten, hatten wir vorne mit Valtteri die Kontrolle."

Ganz ohne die Missgeschicke der Rivalen wäre es seiner Ansicht nach deutlich schwieriger geworden, wie der spätere Rennverlauf bewies. Denn Hamilton kam in seiner Schlussoffensive auf deutlich frischeren Reifen trotz deutlich schnellerer Pace nicht an Vettel vorbei. "Leclerc hat es auf neuen Reifen nicht geschafft an Valtteri vorbeizukommen und so ging es umgekehrt auch Lewis", so Wolff.

Neben dem Einzelerfolg für Bottas beglückte der Ferrari-Fehlschlag Mercedes außerdem mit dem vorzeitigen Gewinn der Konstrukteurswertung. "Wir hätten die Meisterschaft nicht geholt, wenn es weitergegangen wäre wie die letzten vier Rennen", betont Wolff. "Aber jetzt ist es passiert und es ist ein unglaubliches Gefühl."