Das Imperium schlägt zurück: Nach vier Wochenenden des Schwächelns gegen Ferrari hat Mercedes mit Updates (Frontflügel, Seitenkästen, Unterboden) für den W10 vor dem Japan GP aus dem Stand gekontert. In den beiden einzigen Trainings in Suzuka - den Samstag hat die Formel 1 wegen Taifun Hagibis komplett abgesagt - bekleideten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas am Freitag jeweils eine klare Doppelspitze.

Im ersten Training kam es sogar zur völligen Dominanz der Silberpfeile. Eine Sekunde Vorsprung auf den Rest der Welt. In der zweiten Session schmolz der zwar auf drei Zehntel zusammen, dennoch grüßte Silber wieder eindrucksvoll von der Spitze. Nicht zu vergessen nämlich: Ferrari fuhr noch in letzter Minute Quali-Runs auf Soft, also bei besseren Streckenbedingungen. Mercedes hatte bereits lange zuvor seine Bestzeiten gesetzt.

Japan GP: Bottas bei Qualifying-Absage auf Pole

Ohnehin stand die Bestzeitenjagd im FP2 besonders im Fokus. Das zeigt allein die Tatsache, dass Bottas bereits so gut wie zeitgleich mit der Vorjahrespole war. Die Motoren wurde also bereits aufgedreht. Hintergrund: Sollte das auf Sonntagmorgen verlegte Qualifying wegen des Taifuns ebenfalls abgesagt werden, gibt das Ergebnis des zweiten Trainings die Startaufstellung für das Rennen in Suzuka vor. In diesem Fall würde Mercedes über die perfekte Ausgangslage verfügen.

"Jetzt gibt es jede Menge zu tun vor dem Quali am Samstagmorgen", sagt der Tagesschnellste Bottas trotz dieser starken Basis. "Wenn es denn stattfindet", hofft der Finne fast schon. Klar, er wäre der große Gewinner einer Absage des Zeittrainings. Doch selbst wenn das Qualifying regulär über die Bühne gehen sollte scheint Bottas gewappnet für alles - trotz eines Drehers im FP2.

Bottas lobt Mercedes-Updates: Können härter pushen

"Valtteri hatte einen kleinen Dreher, weshalb auch ich dann meine Runde nicht fahren konnte", kommentiert Hamilton die Pirouette seines Kollegen in der Zielkurve. "Aber Valtteri war hier echt schnell und hat eine echt gute Pace an den Tag gelegt", lobt der Brite. Das heißt allerdings auch: Beide Mercedes haben ihr Potential noch nicht voll ausgeschöpft. Immerhin befand sich auch Bottas in Anfahrt auf eine schnelle Runde als er sich drehte.

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Japan GP (10:00 Min.)

"Es war ein sehr positiver Tag", resümiert der Finne daher wenig überraschend. "Wir haben die neuen Teile, die wir dieses Wochenende gebraucht haben, benutzt und es ist ganz trocken geblieben. Das war echt gut. So konnten wir jede Menge damit fahren", freut sich Bottas. Doch so viel Praxis wäre offenbar nicht einmal nötig gewesen. Das Update schlug sofort ein. "Es fühlte sich von Anfang an gut an, ich war generell sehr happy mit dem Auto. Wir konnten [mit dem Update] härter pushen als zuvor", sagt Bottas. "Wir müssen nur noch kleine Anpassungen der Balance vornehmen."

Lewis Hamilton: Bottas in Suzuka erster Gegner?

Eng werden könne es im Rennen dennoch, so der Finne. Abgeschrieben hat Bottas Ferrari und Red Bull noch längst nicht - auch wenn die Longruns Mercedes' ebenfalls führend waren. Hamilton unterdessen geht offenbar schon vorrangig von einem rein teaminternen Duell aus. "Auf dieser Strecke kannst du immer noch mehr Zeit finden - und es ist nicht meine stärkste", gesteht der Brite. "Es gibt also immer noch Bereiche, in denen du dich verbessern kannst."

Einen hat der Weltmeister bereits ausgemacht. "Valtteri hatte auf seiner schnellsten Runden einen heftigen Windschatten - da hat er auf der Gegengerade eine halbe Sekunde gewonnen", berichtet Hamilton. Deshalb müsse er die Positionierung im Qualifying selbst innerhalb der fliegenden Runde optimieren. "Das ist interessant. Im ersten Sektor willst du hier auf keinen Fall jemanden vor dir haben, weil du da saubere Luft brauchst. Aber wenn du dann später einen Windschatten bekommen kannst, dann ist es perfekt", schildert Hamilton.

Hamilton: Dank Extra-Reifen viel besserer Freitag als üblich

Insgesamt teilt der amtierende und wohl auch kommende F1-Champion Bottas' Meinung: Mercedes ist wieder da. "Es lief alles glatt. Es war großartig, wir haben unser ganzes Programm geschafft und es war ein viel besserer Freitag als üblich", sagt Hamilton. Das liege allerdings auch an den Reifen. Weil der Samstag abgesagt wurde, durften die dafür vorgesehenen Reifen bereits am Freitag benutzt werden. "Vielleicht sollten sie uns immer mehr geben. Dann brauchen wir am Anfang auch nicht 20 Minuten warten, sondern können gleich rausfahren wie heute", rät Hamilton. Das liefere immerhin auch den Zuschauern mehr Fahraction.