Mit ihrem 17. Lauf biegt die Formel 1 am kommenden Wochenende in Suzuka langsam auf die Zielgerade der Saison 2019 ein. Beim Japan GP kann Mercedes bereits den WM-Titel fixieren. Doch sind die Silberpfeile nach der jüngsten Ferrari-Renaissance dafür überhaupt in Form? Oder schlagen sich Sebastian Vettel und Charles Leclerc durch neuen teaminternen Ärger wieder selbst? Welche Rolle spielt Red Bull beim Honda-Heimrennen? Und last but not least: Weht ein heraneilender Taifun sowieso alles weg? Die Brennpunkte für das Formel-1-Rennen in Suzuka, Japan.

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Japan GP (10:00 Min.)

#1 Was bringt das Suzuka-Special von Honda?

Die Zeiten, zu denen Honda zum Heimrennen in Japan mal eben einen Spezialmotor ankündigte, sind in der modernen Formel 1 längst vorbei. Erst recht 2019, nachdem Red Bull und Toro Rosso zuletzt bereits Motorstrafen verbüßten, um in Suzuka bloß keine Strafversetzung zu kassieren. Das aktuelle Aggregat muss es also richten. Das ist vielleicht noch nicht auf dem Level von Ferrari oder Mercedes, doch gehen die Honda-Teams in Sachen Power besser gerüstet in das Heimrennen als im Vorjahr.

Geschuldet ist das dann noch einem Special - ganz ohne geht es bei Honda eben nicht. Weil am Sonntag vor dem Rennen ein Honda-Jet eine Flugshow über der Strecke liefern wird, nutzt Hondas Technischer Direktor Toyoharu Tanabe diesen Anlass, um einmal mehr von einem Austausch seiner F1-Crew mit der Fliegerei zu schwärmen. Erst so sei die 'drastische Verbesserung' von Leistung und Zuverlässigkeit über die vergangenen Jahre hinweg möglich gewesen.

Doch genug, um gleichzuziehen ist das offenbar noch nicht. Max Verstappen hofft vor dem Japan GP weiterhin darauf, in den Kurven das zu kompensieren, was man auf den Geraden verliert. Noch dazu präsentierte sich Red Bull zuletzt generell längst mich mehr so stark wie noch vor der Sommerpause. Von annähernder Augenhöhe mit Mercedes ist plötzlich Ferrari gleich an beiden vorbeigezogen. Findet RBR pünktlich zu den Honda-Festspielen zurück in die Spur? Vielleicht hilft ja Regen (vgl. Abschnitt #5).

#2 Ist Mercedes zurück an der Spitze?

Mercedes behielt in Russland ziemlich unverhofft seine blütenweiße Weste. Lewis Hamilton und Valtteri Bottas erzielten sogar einen Doppelsieg. Allerdings blieb niemandem bei den Silberpfeilen verborgen, dass Ferrari in Sotschi erneut über das schnellere Paket verfügte - und das jetzt auch noch im Rennen. Doch wie schon so oft in der ersten Saisonhälfte scheiterte die Scuderia an sich selbst (vgl. Abschnitt #3).

Kann Mercedes in Suzuka den Sieg also aus eigener Kraft nicht wiederholen? Der Titelverteidiger versucht jedenfalls, nachzulegen. Zumal in Japan die WM bereits fixiert werden kann. Erstmals seit Wochen sollen einige Updates ihren Weg an den W10 finden, eigentlich fokussiert sich Mercedes längst mehr auf 2020. Noch dazu sind Hamilton & Co. in Suzuka in der Hybridära noch ungeschlagen.

Helfen könnte zudem wieder Ferrari. Durch die auch in Sotschi starke Performance erklärte die Scuderia ihr Singapur-Update zwar bereits final zum Erfolg, doch stellt Suzuka nun den noch sehr viel größeren Prüfstein dar. Die extrem abwechslungsreiche Strecke erfordert das perfekte Allround-Paket. Findet Ferrari auch hier das ideale Setup?

Ferrari: Eskaliert der Streit zwischen Vettel & Leclerc? (40:24 Min.)

#3 Kommt es zum nächsten Streit bei Ferrari?

Von Ärger über Streit bis hin zu Krieg. Mit all diesen Wörtern wurde das teaminterne Duell bei Ferrari nach dem Russland GP beschrieben. Fliegen in Japan bei Sebastian Vettel und Charles Leclerc gleich wieder die Fetzen? Der höchste Eskalationsstufe fehlt nach inzwischen diversen Teamorder-Dramen via Boxenfunk noch - ein direktes Rennduell auf der Strecke.

In Ungarn hatte es das zwar schon gegeben, dort war die Situation allerdings noch wesentlich entspannter. Kommt es in Suzuka dazu, könnte es krachen. Die Strecke selbst bereitet dazu den idealen Nährboden. Nicht nur wegen ihrer Charakteristik (vgl. Abschnitt #5), sondern auch, weil es sich um Sebastian Vettels Lieblingstrecke handelt. Dass er Charles Leclerc dort auch nur einen Millimeter schenken wird, erscheint fast schon ausgeschlossen.

#4 Wer kann McLaren fordern?

Im Mittelfeld geht es inzwischen auch ans Eingemachte. Renault muss in Japan dringend einen Konter setzen, will man sich zumindest noch kleine Chancen bewahren, McLaren in der WM noch abzufangen. Doch als Favorit reist erst einmal das Team aus Woking auch nach Japan. In Russland hatte sich die Truppe von Teamchef Andreas Seidl zunächst noch ziemlich mit dem Setup verrannt. Dennoch punktete McLaren am Ende besser, Renault besiegte sich teils selbst, teils durch einen unglücklichen Rennverlauf. Weil unter Druck Fehler passieren hat McLaren nun auch diesen Vorteil.

Formel 1 2021: McLaren mit Mercedes zurück zu altem Glanz? (21:11 Min.)

Doch geht es nicht nur um McLaren und Renault, sondern auch um mindestens drei weitere Teams. Racing Point präsentierte sich dank fortwährender Updates zuletzt stärker und stärker, hat nur zu gewinnen. Ähnlich - allerdings mit mehr Druck auf dem Kessel - sieht es bei Alfa Romeo aus. Nach der Sommerpause läuft es bei den Hinwilern einfach nicht, das Team rangiert nur noch auf P8 der Teamwertung. Big Points mit beiden Autos müssen also dringend her.

Toro Rosso hat es sich unterdessen mit 55 Punkten auf P6 der Teamwertung bequem gemacht. Eine gute Position für die Jungbullen. Und doch lastet in Japan immenser Druck auf der Truppe von Franz Tost. Das Honda-Heimrennen verpflichtet zu einem blitzsauberen Wochenende.

#5 Taifun & Mutstrecke: Herausforderung Suzuka

Degner, 130R, Kiesbetten soweit das Auge reicht und die berühmt-berüchtigten 'Esses'. Der Suzuka Circuit zählt zu den mit Abstand anspruchsvollsten Strecken des F1-Rennkalenders. Hier macht der Fahrer einen größeren Unterschied als fast überall sonst. Eine echte Mutstrecke. Umso wertvoller fühlt sich ein Sieg auf diesem ganz besonderen Geläuf an. Wer bezwingt die Acht von Suzuka am schnellsten? Wer giert am meisten nach dem Sieg? Wer übertreibt?

Noch dazu könnte der Anspruch 2019 durch äußere Einflüsse steigen: Das Wochenende steht unter dem Einfluss von 'Hagibis', einem Supertaifun, der von Süden heranzieht. In der Nacht zu Samstag sollen erste Ausläufer die Präfektur Mie erreichen. Dort befindet sich Suzuka. Erst am Nachmittag droht, je nach genauem Verlauf, das Auge des Sturms die Strecke zu erreichen.

In den Prognosen zum möglichen Verlauf des Taifuns - mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 km/h - befindet sich Suzuka jedenfalls noch knapp im Korridor. Nach aktuellem Stand soll der heftigste Teil Suzuka jedoch knapp passieren. Heftige Regenfälle erscheinen jedoch den ganzen Samstag über nahezu garantiert. Kann die Formel 1 überhaupt fahren, könnte die Stunde von Regenkünstlern wie Max Verstappen schlagen.