Bitteres Ende eines ohnehin gebrauchten Wochenendes in Singapur für Alfa-Romeo-Pilot Kimi Räikkönen. In Runde 50 des Formel-1-Rennens auf dem Marina Bay Street Circuit scheidet der Finne durch einen Unfall mit dem Toro Rosso von Daniil Kvyat mit einer gebrochenen Aufhängung vorne links aus.

Ganz beendet war der Arbeitstag Räikkönen - abseits der verpflichtenden TV-Interviews - damit jedoch noch nicht. Nach dem Rennen musste der Iceman gemeinsam mit den Russen auch noch bei den Stewards vorsprechen. Eine Strafe sprechen die Kommissare jedoch gegen keinen der Unfallgegner aus, plädierten auf Rennunfall.

Räikkönen und Kvyat crashen in Kurve eins

Doch was war überhaupt passiert? Im Grunde ein recht klarer Fall. Zwei Runden nach dem zweiten Safety Car das Rennen versuchte sich Kvyat im Kampf um P12 in der ersten Kurve innen an Räikkönen vorbei zu bremsen. Erst spät zuckte der Russe aus dem Windschatten, bremste spät. Weil Räikkönen zum regulär Scheitelpunkt einlenkte, krachte es.

Das Aus für den Finnen. Kvyat kam nicht mehr über den drittletzten Platz hinaus. Dennoch ist der Ärger über den Vorfall beim weniger hart getroffenen größer. Kvyat ist richtig stinkig auf Räikkönen. "Ich habe ihn überholt, habe spät gebremst und bin innen rein", schildert er.

Kvyat: Ich hätte die Kurve bekommen, Fehler bei Kimi

Die Kurve schaffen können hätte er in jeden Fall, so Kvyat. Für Kvyat stellte Räikkönen also keinen Prellbock da. Ganz im Gegenteil. Vielmehr liege der Fehler beim Routinier. "Ich hätte die Kurve geschafft. Ich wäre nicht geradeaus geschossen", so der einst als von Sebastian Vettel als Torpedo bezeichnete F1-Pilot.

Kvyat sieht die Schuld bei Räikkönen: "Er hat mir absolut keinen Platz gelassen und hat einfach eingelenkt als wäre ich nicht da. Wenn wir Seite an Seite sind und er die Tür zuschlägt, dann ist das nicht sehr gut gemacht von seiner Seite. Ich denke, da hat er was zu denken!"

Kvyat gesteht: Mein schwächstes Rennen 2019

Doch damit ist der Russe noch längst nicht fertig. Ohnehin war die Stimmung Kvyats nicht die beste. Schon vor Runde 50 hatte er sein, eigener Aussage nach, schlechtestes Rennen der bisherigen Saison gezeigt.

"Ich habe heute nicht gut überholt. Ich hatte eine Chance, habe ich aber jedes einzelne Manöver vermasselt, das war echt schwach gefahren", sagt Kvyat. "Aber es ist das erste Rennen dieses Jahr, in dem ich die Hand heben kann und sagen kann, dass ich echt schwach gefahren bin", relativiert er. "Also ist es okay, das passiert."

Kvyat überrascht: Ausgerechnet Räikkönen

Nicht passieren dürfe jedoch das, was Räikkönen unterlief. "Ich denke die Episode mit Kimi war die einzige Episode, wo er einfach versucht hat, sich selbst zu vernichten, um ehrlich zu sein. Und mich auch", poltert Kvyat. "Jede Menge auf der Bremse bewegt und einfach in mich eingelenkt. Ich war überrascht, denn ich habe sehr klar gemacht, dass ich ein Manöver setzen würde."

Der Vorwurf des Moving under Braking überrascht. Doppelt. Einmal, weil davon nun so wirklich nicht die Rede sein konnte. Und dann Kvyat selbst mit dieser Ansicht. Moving under Braking von Kimi? Für den Russen erstaunlich: "Er hat sich auf der Bremse bewegt, eine Sache über die wir viel gesprochen haben, und er war eigentlich immer der, der dagegen war. Ich bin überrascht, dass er es gemacht hat. Wenn du dich verteidigst, dann verteidige. Wenn du die Tür offen lässt, dann lass die Tür offen."

Räikkönen: Kvyat erst gesehen als es schon zu spät war

Und Kimi Räikkönen? Wie sieht der Finne die Szene. Viel kommt nicht vom Finnen, auf jeden Fall keine Anschuldigungen. "Ich habe über die Reifen gesehen, dass er da war, aber es war zu spät und wir haben uns berührt", sagt Kimi. "Als ich auf der Gerade geschaut hatte war er aber noch weit hinten. Als ich eingelenkt habe, habe ich ihn dann auf einmal im Augenwinkel gesehen, aber es war zu spät, um noch zu reagieren."

Für Räikkönen fühlte sich der Ausfall nicht einmal sonderlich schlimm an. "Der Vorfall mit Kvyat hat mein Rennen beendet, aber ich war sowieso nirgendwohin unterwegs", schildert Räikkönen. Tatsächlich hatte der Finne nach dem zweiten Re-Start bereits zuvor an Boden verloren, dabei auch Teamkollege Antonio Giovinazzi, der frische Softs geholt hatte, ziehen lassen.

Kimi über Ausfall: Nicht ganz das, was ich gehofft habe

"Meine Reifen haben abgebaut und während ich beim ersten Re-Start meine Position noch halten konnte, waren die Reifen beim zweiten dann zu kalt und ich habe drei Plätze verloren. Von da an habe ich nur noch gekämpft", so Räikkönen. "Nicht ganz das Rennende, das ich mir erhofft hatte. Aber es ist wie es ist."