Heute vor einer Woche überraschte die Scuderia Ferrari alle. Und dabei sind selbst die Italiener mit eingeschlossen.

In 1:19.882 Minuten sicherte sich Michael Schumacher nicht nur völlig überraschend die erste Ferrari-Pole Position des Jahres, sondern erzielte er auch die schnellste Zeit des gesamten Rennwochenendes. Damit blieb er als einziger Fahrer unter der 1:20er Grenze.

Noch erstaunlicher ist jedoch der Abstand von beinahe neun Zehntelsekunden auf den zweitschnellsten Juan Pablo Montoya, dessen MP4-20 derzeit als das Maß der F1-Dinge angesehen wird.

Kein Wunder also, dass Renault-Motorenchef Denis Chevrier schon am letzten Samstag die Roten zur "Überraschung des Tages" auserkor. "Besonders mit einem derartigen Vorsprung", fügte der Franzose, der eine andere Strategie der Scuderia erwartete, hinzu.

Verwunderung in den roten Reihen

Aber auch für die Italiener selbst kam der Leistungssprung innerhalb einer Woche von Hockenheim nach Budapest unerwartet. "Wir waren hier vom Speed des Autos überrascht", staunte Rubens Barrichello nicht schlecht. "Noch ist uns nicht ganz klar, ob dieser zweite Platz eine Momentaufnahme war oder so etwas wie der Beginn der Rückkehr in die Spitze", setzte Pole-Mann Michael Schumacher den Gedankengang fort.

Geht es jetzt wieder aufwärts?, Foto: Sutton
Geht es jetzt wieder aufwärts?, Foto: Sutton

"Wir waren im Qualifying sehr gut - sogar besser als erwartet - und dann für 25 Runden sehr gut, danach verloren wir Grip", beschrieb Teamchef Jean Todt den Leistungsabfall von der beeindruckenden Pole zum gerade so geretteten zweiten Platz. "Langsam aber sicher verstehen wir das Problem."

Dieses liegt wie so oft in den Reifen begraben. "Unsere Reifen haben eine komplett neue Philosophie", so Todt. "Um auf der ersten Runde schnell zu sein, muss man die Philosophie ändern um aus der neuen Situation zu lernen. Wir sind im Qualifying konkurrenzfähig und haben auch die Performance verbessert, aber noch nicht so stark wie in der Vergangenheit in der wir im Rennen sehr viel schneller waren."

Entsprechend ist es jetzt das Ziel der Roten nicht nur auf der einen Runde im Qualifying und in der ersten Rennhälfte, sondern auch in der zweiten Rennhälfte konkurrenzfähig zu sein.

Verwunderung über einen dieser Tage

Für Michelin-Motorsportdirektor Pierre Dupasquier warf der Performance-Unterschied bei den Italienern jedenfalls einige für ihn unerklärliche Fragen auf. "Ich bin von allem begeistert, dass ich nicht verstehe", verriet der erfahrene Franzose gegenüber Speed TV. Demnach ist er von der Pole-Zeit von Michael Schumacher in Verbindung mit dessen ersten Stopp in Runde 15, also vier Runden nach Kimi Räikkönen, sehr 'begeistert'.

"Vieles kann einige Zehntel Unterschied erklären, aber 'Wow, 1:19.8!'. Sie sagten, dass sie eine sehr aggressive Strategie hätten, sind dann aber 15 Runden gefahren. Ooops! Das ist nicht so aggressiv..."

Ralf Schumacher glaubt hingegen eine ganz einfache Erklärung für den plötzlichen Leistungszuwachs der Scuderia gefunden zu haben. "Ihr Auto war das einzige, das am Ende des Qualifyings richtig schnell war, weil die Bedingungen sich ab der Mitte wieder zu verschlechtern schienen", liefert er mit den steigenden Temperaturen einen möglichen Erklärungsgrund. Und dann fügt er hinzu: "Möglicherweise haben sie einfach nur einmal alles richtig gemacht. Das passiert manchmal." War es aber wirklich nur einer dieser Tage, an denen einfach alles klappt?