Wie hat sich Dein erster Podestplatz für Toyota angefühlt?

Ralf Schumacher: Großartig. Und das Positive daran ist, dass ich es mir verdient habe. Die Leute behaupteten, dass wir im Qualifying gut und im Rennen weniger gut wären. Aber am Hungaroring haben wir unseren Speed im Qualifying und Rennen bewiesen. Es war eine exzellente Leistung des gesamten Teams. Und wenn ich mir die Rundenzeiten aus Hockenheim ansehe, dann waren wir auch dort stark. Der TF105 ist also ein wirklich gutes Auto.

Wart Ihr überrascht in Ungarn so schnell zu sein?

Ralf Schumacher: Ich glaube alle hatten Sorgen mit den Reifen, da wir wussten, dass es richtig heiß werden würde. Ansonsten hatten wir keine Probleme und das ganze Wochenende lief sehr gut.

Woran lag dann der Fortschritt?

Ralf Schumacher: Aufgrund der Temperaturen und der Reifen, die wir dadurch wählen konnten, kam in Ungarn alles zusammen. Aber wir hatten nicht erwartet im Vergleich zu Renault so schnell zu sein. Vieles hängt davon ab, wie du die Reifen benutzt und wie gut sie zur Strecke und dem Auto passen. In Hockenheim war es im Rennen gut und in Ungarn war es sogar noch besser.

Warst Du von der Pace der Ferrari überrascht?

Ralf Schumacher: Es war eine bessere Performance und vielleicht war der Vorsprung bei ihrer Pole Position sogar für sie selbst eine Überraschung. Möglicherweise haben sie einfach alles richtig gemacht, das passiert manchmal. Ihr Auto war das einzige, das am Ende des Qualifyings richtig schnell war, weil die Bedingungen sich ab der Mitte wieder zu verschlechtern schienen. Das lag vielleicht an den steigenden Temperaturen.

Was hältst Du eigentlich vom Hungaroring? Ist er sehr anstrengend?

Ralf Schumacher: Ja, das ist er. Denn hier gibt es außer auf der Geraden keine Möglichkeit sich auszuruhen. Aber es ist jetzt eine schöne Strecke - es gibt eine Überholmöglichkeit und sie ist sicher.

Sind Überholmanöver in Kurve eins wirklich möglich?

Ralf Schumacher: Ja. 2003 habe ich dort einige Autos überholt. Es ist möglich, aber das Problem ist, dass man dafür in der letzten Kurve sehr nah am Vordermann sein muss. In diesem Jahr ist dies sogar noch mehr der Fall, da die Aerodynamikregeln geändert wurden und der Frontflügel weniger effizient ist. Das ist kein so großes Problem, wenn vor der Geraden eine langsame Kurve kommt, aber in Ungarn ist die letzte Kurve nicht so langsam. Diesem Problem stand ich gegenüber, als ich versuchte Michael zu überholen. Ich war schneller, aber so lange er keinen Fehler machte, konnte ich nicht vorbei. Und er machte keinen Fehler.

Ist der Hungaroring in besserer Verfassung als in den vergangenen Jahren?

Ralf Schumacher: Sie haben ihn neu asphaltiert, aber es gibt immer noch einige Bodenwellen. Das Layout ist aber definitiv besser.

Du musst bei Testfahrten manchmal zwei Renndistanzen an einem Tag abspulen. Stimmst Du der Meinung Deiner Kollegen zu, dass die Sicherheitsstandards erhöht werden müssen?

Ralf Schumacher: Das ist logisch, aber auf der anderen Seite liegt dies nicht in der Verantwortung der FIA. Sie können Dinge vorschlagen, was sie auch tun, aber dann liegt es an den Teamchefs diese Ideen auch umzusetzen. Ich bin zuversichtlich, dass dies geschehen wird. Ich mache mir da keine allzu großen Sorgen.

Wann wirst Du zum ersten Mal mit dem 2006er V8-Motor testen?

Ralf Schumacher: Ich denke erst nach der Saison. Derzeit besteht dafür kein Grund.

Was erwartest Du vom Rest des Jahres? Könnt Ihr weiter nach vorne kommen?

Ralf Schumacher: Das hoffe ich. Es gibt noch immer ein Entwicklungsprogramm und wir werden bei jedem Rennen neue Teile bekommen. Also bin ich sehr positiv gestimmt. Wenn es so weiter geht wie bisher, dann können wir vielleicht noch mehr Podestplätze einfahren.

Welches Qualifying-System würdest Du im nächsten Jahr gerne sehen?

Ralf Schumacher: Auf der einen Seite ist es ziemlich gut alleine zu fahren und keinen Verkehr zu haben, wobei ich in Ungarn trotzdem welchen hatte! Auf der anderen Seite war es ein gutes System vier Chancen mit Low Fuel zu haben. Danach wussten alle wer das schnellste Paket hat. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es gut ist alle 15 Minuten eine Runde fahren zu müssen.

Der Verkehr war Coulthard auf dem Weg zurück an die Box...

Ralf Schumacher: Ja. Es war kein großes Problem, aber es lenkt einen kurzfristig ab. Das sollte nicht passieren. David hat sich dafür entschuldigt und alles ist in Ordnung. Hoffen wir einfach, dass es nicht mehr passiert.

Dein Bruder sagte, dass das Qualifying zu oft geändert wurde und dies nicht gut für den Sport gewesen sei. Stimmst Du ihm zu?

Ralf Schumacher: Ich weiß es nicht. Unter dem alten System beschwerten sich die Leute darüber, dass nur die letzten 20 Minuten zählten, in denen es aber zu viel Verkehr gab. Statt uns zu beschweren müssen wir aber eine Lösung finden und ich persönlich habe keine. Egal was sie versucht haben, es war zum Wohle des Sports. Es hat allerdings nicht immer perfekt funktioniert. Beim Einzel-Qualifying können die Zuschauer wenigstens alle Autos sehen, aber das Hauptproblem für Außenstehende ist, dass sie die Spritmengen nicht kennen. Sie sehen die technische Seite nicht und ich glaube, dass viele von ihnen einfach nur viele Autos fahren sehen wollen.

Es ist also keine ideale Lösung?

Ralf Schumacher: Wir werden nie alle zufrieden stellen können, da jeder der Teamchefs seine eigene Meinung und Vorschläge hat.

Ist die große Geheimhaltung in der F1 notwendig? Wenn die Spritmengen bekannt wären, könnten die TV-Sender beispielsweise bessere Informationen liefern.

Ralf Schumacher: Das würde das Racing beeinflussen. Nicht im ersten Stint, da man hier nichts ändern kann, aber wenn man weiß was die anderen alle machen und wann sie stoppen werden, dann kann man den Rest seiner Strategie einfach anpassen. Die Geheimhaltung ist also notwendig. Auf der anderen Seite stimme ich zu, dass es die Sache schwieriger zu erklären macht. Selbst für uns Fahrer ist es unmöglich der Presse passende Antworten zu geben, da wir nicht darüber sprechen dürfen. Demnach müssen auch wir mit einigen falschen Annahmen leben.

Wirst Du in der Sommerpause in Urlaub fahren?

Ralf Schumacher: Ich bin mir nicht sicher. Ich werde wohl einfach zuhause bleiben. Es ist ein schöner Kontrast zum vielen Reisen während der letzten Zeit!