Valtteri Bottas sieht sich nach Alternativen um, sollte der Finne sein Cockpit bei Formel-1-Weltmeister Mercedes für die kommende Saison verlieren. Das bestätigte der Finne im Rahmen des Ungarn GP am vergangenen Wochenende.

Bottas unterzeichnete im vergangenen Jahr einen neuen Einjahresvertrag mit Mercedes - plus Option für 2020. Zunächst schien diese Option eine Art Versicherung für die Silberpfeile, sollte Bottas Lewis Hamilton 2019 nicht mehr Paroli bieten als zuvor.

Bottas, Ocon, Russell: Mercedes hat ein Luxusproblem

Inzwischen verbirgt sich dahinter jedoch etwas anderes - das Luxusproblem Mercedes', nicht nur mit dem 2019 nun tatsächlich verbesserten Bottas, vor allem im Qualifying, ein heißes Eisen im Feuer zu haben, sondern mit Reservepilot Esteban Ocon über eine gleich zweite Aktie im eigenen Fahrerkader zu Verfügung.

George Russell gibt es auch noch. Der zweite Mercedes-Junior und gegenwärtige Williams-Stammfahrer befindet sich allerdings nicht im Rennen um das Cockpit für 2020 neben Lewis Hamilton bei Mercedes. Das hat Teamchef Toto Wolff inzwischen bestätigt.

Bottas: In Formel 1 brauchst du immer Plan B

Somit ist aus Perspektive Bottas' nur noch ein Konkurrent übrig geblieben. Für den Finnen, kein Grund, die Situation nicht ernst zu nehmen. Für den Fall der Fälle habe er sich jedenfalls gewappnet. "Natürlich brauchst du einen Plan B und vielleicht auch einen Plan C wenn du dich in einer solchen Situation befindest und weiter F1 fahren willst", sagt Bottas. "Also reden wir natürlich über dieses Zeug."

Bottas vs. Ocon: Wer bekommt das Mercedes-Cockpit? (14:38 Min.)

Wir heißt in diesem Falls offensichtlich Bottas und Wolff. Der Mercedes-Teamchef jedenfalls betont, dass in die Entscheidung für 2020 auch einfließt, was dann mit dem unterlegenen Piloten geschieht. "Das spielt absolut eine Rolle. Wir haben eine Verantwortung für unsere Fahrer", sagt Wolff.

Wolff: Mercedes-Verantwortung auch für den Unterlegenen

"Wir haben eine Verantwortung für die Junioren und für diejenigen, die gerade im Auto bei uns sind. Wir werden nichts tun, was es ihnen erschwert. Was auch immer wir entscheiden wird also auch berücksichtigen, welche Optionen dem Fahrer zur Verfügung stehen, woanders hinzugehen."

Steine in den Weg legen will Wolff keinem der beiden. "Es geht nicht darum, von Mercedes freigestellt zu werden, denn wenn du bei einem anderen Team bist, dann fährst du ja sowieso nicht für uns", erklärt der Österreich. Im Fall Ocons gebe es jedenfalls Interesse im Fahrerlager. Wie das jedoch bei Bottas aussieht, ist unklar.

Ocon-Interesse von anderen Teams: Rettung für Bottas?

Findet sich kein Abnehmer für den Finnen, könnte das also die Rettung seines Mercedes-Cockpits sein. Doch geht es Wolff zufolge eben auch um die Interessen des Teams, nicht nur der Fahrer. Langfristig - auch als Hamilton-Nachfolger - scheint der sieben jüngere Ocon hier im Vorteil. Zunächst geht es jedoch um 2020. Und da sieht Wolff Für und Wider, egal bei welcher Entscheidung.

Noch dazu haben für den Teamchef ohnehin beide Piloten das Cockpit verdient. Bottas wegen seiner Erfahrung und kongenialen Zusammenarbeit mit Hamilton, Ocon wegen seines Talents und seiner Persönlichkeit. "Er hat einen tollen Charakter, denn er sagte, dass er es verstehen würde, wenn wir das [Ocon nicht für andere F1-Teams freigeben] tun würden und wenn nötig in der Mercedes-Familie bleiben und etwas anderes mit uns machen würde"

Wolff weiter: "Ich würde Estebans Karriere aber nicht sabotieren, indem ich ihn nicht freigebe. Ihm muss man eine Gelegenheit in der F1 geben. Entweder mit uns oder eben mit einem anderen Team." Immerhin sei selbst in letzterem Fall - selbst bei mehr als einer Leihe - langfristig ja nichts ausgeschlossen. "Wer weiß, was in zwei, drei oder vier Jahren ist?", fragt Wolff. Sprich eine Rückkehr. "Diese Jungs sind ja alle so jung."