Valtteri Bottas hat es in Hockenheim selbst verbockt. Statt Big Points bei einem punktelosen Lewis Hamilton holte Hamilton sich zwei Punkte ab, während alles, was Bottas aus Hockenheim mitnahm, ein kaputtes Auto war. Nachdem er sich auf abtrocknender Strecke in die Reifenstapel gedreht hatte.

Damit fehlen Bottas in der WM weiterhin über 40 Punkte auf Hamilton. Der Fehler kam auch zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Bottas braucht einen neuen Vertrag, und seine WM-Chancen für 2019 verschwinden langsam, aber sicher. In Ungarn braucht Bottas unbedingt ein Ergebnis. Nur sieben Tage, nachdem er dieses dringend benötigte Ergebnis in Hockenheim auf dem Silbertablett serviert bekam und wegschmiss.

"Es ist nicht meine erste Enttäuschung, und wird nicht meine letzte sein", beruhigt Bottas am Donnerstag vor dem Ungarn-GP. "Natürlich tut es weh. Immer, wenn es an deinem eigenen Fehler liegt. Es war kein großer, aber die Konsequenzen waren groß."

Bottas zu Hockenheim: Fast jeder bei Mercedes nicht perfekt

Die Enttäuschung von Hockenheim, so groß sie auch sein mag, will Bottas aber gut verarbeitet haben. "Ab Montagmittag, nachdem ich mich ein paar Stunden aufs Fahrrad gesetzt habe, fühlte ich mich in Ordnung. Ein paar Bier, und dann ein paar Stunden am Rad."

Mit klarem Kopf haben Bottas und Mercedes Hockenheim noch einmal durchgearbeitet. "Viele Dinge waren da, die wir, die jedes einzelne Teammitglied hätte besser machen können. Mich eingeschlossen", zieht Bottas Bilanz. "Ich hätte im Rennen besser sein können, aber das ist jetzt alles erledigt und hinter uns. Sicher, eine Chance verpasst, aber zehn mehr sind auf dem Weg."

Bottas: Fehler-Zeitpunkt schlecht, aber Gesamtbild zählt

WM-Titel und neuer Vertrag, das wird bei 41 Punkten aber zunehmend schwierig. Auch wenn in der Formel-1-Saison 2019 noch zehn Rennen verbleiben. "Leider ein Fehler, der zum falschen Zeitpunkt passiert ist", gibt Bottas zu, um dann aber anzufügen: "Ich habe hart gepusht, und das will das Team auch sehen. Ich glaube nicht, dass ein Fehler oder ein Rennen etwas ändern wird."

"Ich sollte wirklich nicht darüber nachdenken", glaubt Bottas. "Ich muss mein Bestes geben und mich darauf konzentrieren. Ich weiß, ich kann abliefern, also werde ich das an diesem Wochenende versuchen. Dann sehen wir. Kein Stress. Einfach Vollgas."

Bottas und Mercedes orten Fehler im Informationsfluss

Hockenheim, da ist sich Bottas sicher, war jedenfalls eine brauchbare Lernerfahrung. Worauf der Mercedes-Untergang zurückzuführen ist? Laut Bottas vor allem auf mangelhafte Kommunikation. Alle Funksprüche wurden bei Mercedes analysiert, und es wurden Schlussfolgerungen gezogen. "Ich hätte als Fahrer klarer sein können, wenn das Team die Fragen anders gestellt hätte. Das alles haben wir analysiert", sagt Bottas.

In Hockenheim war Bottas bis zum Crash vorne dabei, Foto: LAT Images
In Hockenheim war Bottas bis zum Crash vorne dabei, Foto: LAT Images

Zum Beispiel der Hamilton-Dreher in Kurve eins. "Darüber wurde ich nicht informiert", sagt Bottas zu Motorsport-Magazin.com. Er tat es seinem Teamkollegen ein paar Runden später dort gleich, nur anders als Hamilton fand er die Reifenstapel am Ausgang. "Sicher, in dem Rennen war viel los und das Team muss alles filtern."

Aber Informationen zu Hamiltons Abflug hätten ihm helfen können, seinen eigenen zu vermeiden, glaubt Bottas: "Erst als ich meinen Dreher von oben sah, sah ich auch die klar trockene Linie und die feuchten Stellen daneben. Die waren aus dem Auto nicht so klar zu erkennen. Das hätte auf jeden Fall geholfen."

Bottas für Ungarn zuversichtlich

Doch nach einer Woche sollte Mercedes die Probleme von Hockenheim bei Bottas alle identifiziert haben. "Wir hatten gute Gespräche am Dienstag, über alles", sagt Bottas. "Und mit der Ankunft hier heute am Morgen sind die letzten Rennen erledigt, analysiert, und wir haben viel daraus gelernt."

Das stimmt Bottas schließlich positiv für Ungarn. Er ist auch mit dem Upgrade-Paket, welches Mercedes in Hockenheim erstmals installierte, sehr zufrieden. Und der enge Kurs in Ungarn sollte dem viel Abtrieb bietenden Mercedes liegen. Besonders, weil Ferrari hier die Geraden fehlen, um Zeit aufzuholen. "Wir werden sehen, ich glaube, das Feld wird wieder eng sein", meint Bottas. "Es wird interessant sein, wie das neue Paket wirklich funktioniert."