Bei 167 Formel-1-Rennen ging Nico Hülkenberg bereits an den Start, bei keinem dieser Grands Prix landete der Emmericher auf dem Podium. Ein Rekord, den er ausgerechnet beim Heimrennen auf dem Hockenheimring beinahe abgegeben hätte.

In Runde 40 nahmen seine Podiumsträume aber ein jähes Ende. In der vorletzten Kurve verlor Hülkenberg das Heck seines Renault und wollte über die Auslaufzone auf die Strecke zurückfahren. "Das habe ich ironischerweise gemacht, weil ich nicht das Risiko eingehen wollte, auf den Kerb zu fahren", ärgert sich der Deutsche noch eine halbe Woche später in Ungarn.

Eine schlechte Entscheidung, wie sich schnell zeigte: Hülkenberg wurde in der Auslaufzone zum Passagier und schlug in die Streckenbegrenzung ein, was sein Rennen beendete. Ein Umstand, der den 31-Jährigen stocksauer macht: "In jeder anderen Kurve im Kalender wäre ich von der Strecke gefahren und hätte vielleicht zwei bis drei Sekunden verloren. Aber ich hätte nicht mit dem ganzen Rennen bezahlt. Der Preis ist absurd und ein richtig schlechter Witz."

Hülkenberg: Habe keinen Fehler gemacht

Besonders bitter für Hülkenberg: Er ist sich keiner Schuld bewusst. "Ich kann in diesem Fall noch nicht einmal sagen, dass ich einen Fehler gemacht habe. Die Daten zeigen, dass ich nicht schneller in die Kurve fahre - im Gegenteil, ich fahre langsamer in die Kurve als die Runde zuvor -, verliere aber aus irgendeinem Grund, den wir nicht erklären können, das Heck und muss korrigieren."

Der Ärger über die Auslaufzone ist aber größer als der Ärger über den kleinen Abflug. "Ich konnte den Fehler nicht korrigieren", klagt Hülkenberg. "Nirgends im Kalender haben wir diesen Asphalt neben der Strecke, auf dem es gar keinen Grip gibt, wo man gar nichts machen kann. Das ist komplett aus der Norm und entspricht nicht dem Standard."

Hülkenberg war nicht der einzige Pilot, dem die rutschige Auslaufzone zum Verhängnis wurde. Das Rennen von Charles Leclerc endete dort, Lewis Hamilton und Carlos Sainz machten ebenfalls Bekanntschaft mit der Streckenbegrenzung.

"Der Grund ist offensichtlich, es ist der Dragstrip", glaubt Hülkenberg. Auch die anderen 'Auslaufzonen-Opfer' schimpften über die besondere Beschaffenheit des Dragster-Startbereichs. Doch tatsächlich war es wohl gar nicht der besondere Dragster-Asphalt oder die Lackierung, weshalb die Auslaufzone so extrem rutschig war.

Hat die Formel 1 Hockenheim verpfuscht?

Normalerweise ist der Startbereich für die Dragster fast komplett mit Gummi eingedeckt. Weil das in der Auslaufzone zu rutschig wäre, wird nach den Dragster-Rennen extra ein Flüssigasphalt verlegt, der das restliche Jahr über extrem viel Grip bietet. Die Markierungen darauf entsprechen den üblichen Anforderungen, werden deshalb mit Anti-Rutsch-Farbe aufgetragen.

Doch warum war es dann so extrem rutschig? Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com sollte an dieser Stelle eigentlich noch eine Sponsorenfläche entstehen. Dafür wurde der Asphalt bereits mit schwarzer Farbe vorbereitet. Diese Arbeiten liegen nicht mehr in der Hand der Strecke, sondern werden von der Formel 1 selbst ausgeführt.

Die Fläche, auf der die meisten Fahrer die Kontrolle endgültig verloren haben, war ebenjener Bereich, der von der Formel 1 komplett schwarz überpinselt wurde. Dazu senkt sich der Asphalt an dieser Stelle noch um zwei bis drei Zentimeter ab. Dafür verantwortlich sind die extremen Kräfte beim Dragster-Start. Eine Verkettung unglücklicher Umstände. Am Hockenheimring selbst wurde nichts anders gemacht als in den 15 Jahren zuvor.

FIA Rennleiter: Auslaufzone nicht Strecke

FIA Rennleiter Michael Masi sah die Sache nach dem Rennen noch recht gelassen. "Es ist eine Auslaufzone, dort sollen sie eigentlich nicht hinfahren", sagte der Nachfolger von Charlie Whiting. Hülkenberg war diese Erklärung nicht gut genug, suchte deshalb in Ungarn Masi persönlich auf. "Er hat es vor dem Rennen mit der Schuhsohle gecheckt und meinte, es war rutschiger. Er hatte aber nicht erwartet, dass wir wie die Fliegen abschmieren würden", berichtet Hülkenberg.

Der Deutschland GP fällt zwar aller Voraussicht nach 2020 aus dem Kalender, sollte die Formel 1 allerdings irgendwann nach Hockenheim zurückkehren, ist sich Hülkenberg nach seinem Gespräch mit Masi sicher: "Wenn wir nochmal hinkommen, wäre das nicht mehr so."