Daniel Ricciardo musste im Formel-1-Qualifying auf dem Hockenheimring nach langer Zeit wieder eine Niederlage gegen Renault-Teamkollege Nico Hülkenberg hinnehmen. Dass der Lokalmatador ihn übertrumpfte, war für den Australier aber viel weniger Grund zur Frustration als der Ausgang seines eigenen Zeittrainings. Mit Startplatz 13 bekam er die volle Härte des an diesem Tag besonders engen Mittelfeldkampfes zu spüren.

"Es ist natürlich frustrierend, am Ende dieser Gruppe von ein paar Hundertsteln zu sein", so Ricciardo, der im Q2 lediglich drei Hundertstel langsamer als Hülkenberg war, und doch fünf Positionen weiter hinten landete. Bei derart engen Abständen entscheiden die kleinsten Nuancen über Sieg oder Niederlage - oder manchmal einfach nur das Glück.

"Zum Thema Glück habe ich zwei Sprichwörter. Glück ist was für Loser. Und: scheiß auf Glück", so Ricciardo mit einer Portion Galgenhumor. "Ich könnte natürlich sagen, Mann hatte ich ein Pech. Denn drei Hundertstel hätten mich auf Position acht oder so gebracht."

Ricciardo selbstkritisch: Schwer, dem Auto die Schuld zu geben

Der 30-Jährige wollte die Enttäuschung im Qualifying allerdings nicht einfach auf irgendeinen äußeren Einfluss wie Wind oder dergleichen schieben. "Ich kann auch sagen, dass ich dort vorne gewesen wäre, wenn ich Kurve zwölf besser gefahren wäre, als es der Fall war", räumt er ein, auch mit seiner eigenen Leistung nicht ganz zufrieden zu sein.

"Wenn ich die perfekte Runde hatte, kann ich sagen, dass es Pech war. Aber ich bin da kritischer mit mir selbst und sage, dass ich ein paar Kurven hätte besser fahren können. Da ist es schwer, dem Auto die Schuld zu geben", erklärt er. Zumal Hülkenberg nicht dieselben Fehler machte.

"Meine Kurve zwölf war einfach nicht gut. Ich bin etwas zu schnell rein und das hat mich den Exit gekostet. Im Vergleich zu Nico habe ich es da verloren. Es war also da, in mir oder im Auto." Dass drei Hundertstel an diesem Samstag solch einen großen Unterschied machten, ist auf die mit Rundenzeiten von 1:11 Minuten sehr kurze Runde auf dem Hockenheimring zurückzuführen.

Renault sollte im Rennen stark sein

"Ich denke, das ist aber auch das, was den Mittelfeldkampf dieses Jahr so aufregend macht. Es ist immer eng, zwar nicht so eng wie heute, aber wenn du am Ende vorne bist, ist das sehr befriedigend", so Ricciardo. "Und ich glaube, im Q3 haben einige der Jungs keine so gute Runde gefahren. Ich denke, ich hätte vorne dabei sein können."

Doch hätte, wenn und aber helfen dem Honey Badger vor dem Rennen am Sonntag auch nicht mehr. Für ihn geht der Blick nach vorne - und da soll definitiv mehr als ein 13. Platz drin sein: "Ich denke, wir haben für das Rennen ein anständiges Auto. Wir wurden nur ein bisschen zurückgeworfen. Ich muss also in den ersten paar Runden einige Autos überholen. Aber wenn wir unsere Pace fahren können, werden wir ein gutes Auto haben."

Ricciardo hofft auf Hitzerennen in Hockenheim

Ricciardo spekuliert dabei auch darauf, dass die Wettervorhersage mit dichten Wolken und deutlich kälteren Temperaturen als in den Trainings nicht eintritt. Denn mit der freien Reifenwahl außerhalb der Top-10 könnte er bei einem Hitzerennen in der Anfangsphase einen Vorteil gegenüber den Soft-bereiften Piloten vor ihm haben.

"Hoffentlich ist es warm genug, damit die Jungs auf Soft leiden. Und dann bringen mich meine Intermediates hoffentlich gut durch", scherzt er. "Ich hoffe, es ist nicht zu kalt. Denn dann haben die Soft ein leichteres Leben."