Endlich hat auch Antonio Giovinazzi seinen ersten WM-Punkt in der Formel-1-Saison 2019 ergattert. Bis zum Österreich GP in Spielberg war der Italiener der einzige Pilot abseits der Williams-Fahrer, dem ein Ergebnis in den Top-10 verwehrt blieb. Doch auf dem Red Bull Ring endete mit dem neunten Saisonlauf endlich die Negativserie - per Punktlandung auf Platz zehn.

"Es war ein echt enges Rennen. Ich bin richtig happy mit dem Ergebnis, das wir herausgeholt haben", jubelt Giovinazzi bei Motorsport-Magazin.com. "Es war echt schwierig, Perez war das ganze Rennen direkt hinter mir und hat mir jede Menge Druck gemacht. Aber ich wollte diesen Punkt unbedingt und habe 105 Prozent gegeben. Mehr war auch nicht drin, McLaren war zu schnell."

Giovinazzi: Start nicht klasse, Rennpace auf Räikkönen-Level

"Und ich bin auch happy, dass ich Kimi etwas Druck machen konnte", ergänzt der 25-Jährige stolz. Zuvor hatte er nur knapp das Qualifying-Duell gegen Räikkönen verloren und war dem Finnen in der zweiten Rennhälfte gefolgt wie ein Schatten. Einzig am Start büßte Giovinazzi ein. "Ja, war kein so guter Start. Da habe ich sofort die Positionen an Gasly und Vettel verloren", gesteht er.

"Aber dann war es ein sauberes Rennen, ein gutes Rennen. Ich war konsistent. Nur der Start war nicht klasse, aber die Rennpace war ähnlich wie Kimis und von den anderen Autos. Nur McLaren war eben schneller", sagt Giovinazzi.

Giovinazzi: Habe mir nie Druck gemacht

"Wir nehmen jetzt vor allem das wirklich Positive mit. Zwei Autos im Q3, zwei Autos in den Top-10. Wir können echt happy sein", sagt Giovinazzi. Vor allem freut sich der Italiener jedoch für sich selbst. Nachvollziehbar. Endlich ist der Fluch vorbei. "Ich fühle mich so gut. Endlich!", ruft Giovinazzi die Erleichterung heraus.

Besonderen Druck habe er sich allerdings nie gemacht. "Der kam mehr von euch: 'Wann kommt der erste Punkt?' So ging es jedes Wochenende. Jetzt habe ich ihn. Aber ich war sowieso entspannt, denn meine Performance wurde von Rennen zu Rennen besser", sagt Giovinazzi. Zuvor hatte es bereits erste Spekulationen um mögliche Ersatzkandidaten für den Italiener gegeben.

Giovinazzi muss Versprechen einlösen: Haarpracht nimmt Schaden!

Giovinazzi weiß das offenbar ganz genau. "Jetzt habe ich endlich diesen Punkt. Aber jetzt muss ich erst richtig hart arbeiten, um jedes Wochenende dort zu sein", sagt er. Dabei helfen wird dem Italiener eine ab sofort drastische Gewichtsreduktion: Alfa-Romeo-Teamchef Frederic Vasseur jagte den Italiener nach dem Rennen mit einer Schere bewaffnet durch das Motorhome!

Giovinazzi ergriff die Flucht, doch Teammanager Beat Zehnder fing den Punktedebütanten ab. Vasseur nutzte die Gelegenheit ohne Gnade, säbelte Giovinazzi eine Strähne seiner bekannten wallenden Mähne ab. Der Hintergrund überrascht nicht: Giovinazzi hatte seinem Boss versprochen, er dürfe ihm die Haare abschneiden, sobald er jetzt endlich mal diesen Punkt hole.

Kimi Räikkönen hadert: Dachte, da geht mehr

So groß der Spaß bei dieser Nummer, so wenig gute Laune verbreitete der andere Alfa Romeo Pilot. Kimi Räikkönen zeigte sich trotz Platz neun vor seinem Teamkollegen nicht endlos begeistert von diesem Ergebnis. Obwohl - oder eher weil - er nach einen starken Start bis Runde fünf sogar an vierter Stelle gelegen hatte.

Kimi Räikkönen lag früh im Rennen weit vorne, Foto: Alfa Romeo Racing
Kimi Räikkönen lag früh im Rennen weit vorne, Foto: Alfa Romeo Racing

"Ich hatte einen guten Start und die ersten Runden liefen ganz okay. Dann wurde es allerdings etwas schwieriger. Wir hatten leider nicht den Speed, da vorne zu bleiben", hadert Räikkönen. Soll heißen: Der Iceman hoffte bereits, einen richtig dicken Big Point holen zu können. "Aber so konnte ich es nicht mit den Autos um mich herum aufnehmen", kommentiert Räikkönen die folgenden Überholmanöver durch Vettel, Verstappen und Norris zwischen innerhalb der Runden sechs bis 14.

Alfa Romeo Racing weiter im Aufwind

"Es war ein Balanceakt, die Reifen lang genug am Leben zu halten und gleichzeitig schnell genug zu fahren. Das ist etwas schade. Denn es fühlte sich gestern eigentlich an, als hätten wir etwas mehr Speed", sagt Räikkönen. In Ordnung sei das Resultat allerdings schon. "Wir können zufrieden sein, dass wir Punkte geholt haben. Und unsere Performance verbessert sich auch. Für das Team war es ein gutes Ergebnis", sagt Räikkönen. Nur für sich selbst hatte sich der Iceman eben noch mehr ausgerechnet.

Teamchef Vasseur ist ebenfalls nicht ganz uneingeschränkt zufrieden. "Am Ende haben hätten wir vielleicht noch ein paar Punkte mehr holen können, als wir Sainz mit beiden Autos eingeholt haben", meint der Franzose. "Aber wir können sehr zufrieden mit unserer Arbeit sein. Kimi und Antonio sind beide intelligente Rennen gefahren. Sie wusste immer, wann sie attackieren und wann auf die Reifen achten mussten. Wir haben zum ersten Mal in dieser Saison beide Autos in die Punkte gebracht und erneut gezeigt, dass wir Richtung Spitze des Mittelfelds mitkämpfen können."

Mit großem Silverstone-Update auch McLaren-Gegner?

Noch ganz sein Ziel erreicht hat Alfa Romeo damit allerdings nicht. Das ist nicht nur Richtung, sondern Spitze der B-Liga. "McLaren ist da aber noch stärker als wir", sagt Giovinazzi. Doch schon beim nächsten Grand Prix wird Alfa Romeo mit einem größeren Upgrade für den C38 nachrüsten. "Hoffentlich geht das in dieselbe Richtung wie in Paul Ricard, sodass wir ihnen näher kommen und mehr Druck machen können", sagt der Italiener.

In Großbritannien könne es jedoch ohnehin nur gut weitergehen. "Es ist eine Strecke mit High-Downforce. Die ist ähnlich wie Paul Ricard und da waren wir stark, wir sollten also in einer ähnlichen Position sein." Daran glaubt auch Vasseur: "Wir haben in den letzten paar Rennen Verbesserungen gezeigt, daran gilt es nun anzuknüpfen und unsere gute Punkteserie auszubauen."