Die Vorzeichen beim Österreich GP stehen für Sebastian Vettelnicht unbedingt gut. Noch immer ist Mercedes in der Formel-1-Saison 2019 ungeschlagen, holte bei acht Rennen sechs Doppelsiege. Dazu konnte der Deutsche noch nie auf dem Red Bull Ring gewinnen. "Die Favoritenrolle liegt natürlich nicht bei uns", sagte Vettel deshalb ganz klar.

Vor einer Woche erlebte Ferrari in Frankreich eine herbe Klatsche. Charles Leclerc wurde Dritter, Sebastian Vettel nur Fünfter. Doch das wahre Problem war der Rückstand, Ferrari war komplett chancenlos.

Allerdings ist die Charakteristik des Circuit Paul Ricard dem Mercedes wie auf den Leib geschneidert. Der Red Bull Ring hingegen stellt gänzlich andere Anforderungen an Mensch und Maschine. "Es ist einer der schönsten Grands Prix des gesamten Jahres", schwärmt Vettel.

Ferrari auf den Alpen-Geraden stark?

Die idyllische Lage in den österreichischen Alpen und die vorbildliche Organisation seines ehemaligen Arbeitsgebers macht Ferrari aber nur bedingt schneller. Die Streckencharakteristik soll dem SF90 Flügel verleihen.

"Auf den Geraden hier kommt uns der Trend der letzten Rennen entgegen", freut sich Vettel. Während der Ferrari in den Kurven verlor, machte er auf den Geraden Zeit gut. Der offenbar stärkere Motor sorgte nicht nur für bessere Beschleunigung, in Verbindung mit einer effizienten Aerodynamik auf für eine gute Höchstgeschwindigkeit.

Die aerodynamische Effizienz war aber nicht unbedingt in diesem Maße gewollt. Denn Ferrari hatte Probleme, überhaupt zusätzlichen Abtrieb ans Auto zu bekommen. Fahrer und Ingenieure hätten gerne mehr Luftwiderstand für mehr Abtrieb in Kauf genommen - ihnen fehlten aber die entsprechenden Mittel.

Mitschuld waren Updates, die nur teilweise funktionierten. Ein Unterboden, der am Freitag in Le Castellet ausprobiert wurde, wanderte schließlich wieder ins Regal. Von einer Wiederholung der Probleme in der zweiten Saisonhälfte 2018 will Vettel aber nicht sprechen. "Wir verstehen es noch nicht ganz, aber es ist definitiv etwas anderes", so der WM-Dritte.

"Aber wir probieren hier am Freitag wieder etwas Neues aus", verspricht Vettel. Teamchef Mattia Binotto hatte schon am vergangenen Wochenende neue Experimental-Teil angekündigt. Auch wenn der Red Bull Ring dem Ferrari entgegenkommt, Abtrieb schadet nicht. "Es gibt hier auch schnelle Kurven, es ist ein bisschen von allem drin in dieser Strecke", so Vettel.

Österreich droht Hitzeschlacht: Ferrari im Vorteil?

Mercedes warnte schon im Vorfeld vor den Temperaturen am Österreich-Wochenende. "Es sieht so aus, als würde Petrus mitspielen", freut sich Vettel. Am Donnerstag wurden bereits 35 Grad gemessen, das gesamte Wochenende wird mit gutem Wetter gerechnet.

Allerdings freut sich Vettel eher als Urlauber denn als Rennfahrer über das gute Wetter. "Ich glaube nicht, dass es viel ändert", relativierte er. Schon in Frankreich zeigte sich Petrus gnädig - und Mercedes dominierte trotzdem.

Außerdem ist die Asphalttemperatur auf dem Red Bull Ring tendenziell etwas niedriger, weil der Asphalt nicht so dunkel ist. "Ich erwarte auch hier, dass es schwierig wird, die Reifen auf eine Runde ins richtige Fenster zu bekommen", fürchtet Vettel.

Vettel nach Kanada-Strafe und Frankreich-Schlappe gut gelaunt

Trotz allem machte der 31-Jährige einen zufriedenen Eindruck vor dem Österreich GP - vom Kanada-Ärger und der Frankreich-Klatsche war nichts mehr zu spüren. "Ich schaue nicht zurück, ich schaue nur nach vorne", erklärte er.

"Ich bin nicht dumm, ich weiß, dass uns die Zeit nicht hilft, solange wir hinter Mercedes sind", fügte Vettel an. "Aber ich schaue nur nach vorne. Am Sonntag kann alles passieren. Wir haben alles, was es braucht, wir haben es nur noch nicht geschafft, das auf der Stoppuhr zu beweisen."