Die Plätze drei und fünf sind ein Ergebnis, an das sich Ferrari schon irgendwie gewöhnt hat. Auch im achten Rennen der Formel-1-Saison 2019 blieb Mercedes ungeschlagen. Für Charles Leclerc blieb immerhin der Platz hinter dem Mercedes-Duo, Sebastian Vettel konnte nach seinem schwachen Qualifying nur noch Schadensbegrenzung betreiben.

Nach dem Rennen in Le Castellet war im roten Lager nur einer halbwegs glücklich. Charles Leclerc erlebte nach vielen schwierigen Wochenenden in Folge endlich wieder einen guten Grand Prix. "Endlich habe ich Q3 so hinbekommen, wie ich es wollte", freute sich der Monegasse. Damit setzte er den Grundstein für sein drittes Formel-1-Podium. "Ich bin glücklich, weil ich das Potential des Autos voll ausschöpfen konnte."

Und damit beginnt das Problem. Das Ergebnis ist aber nur die halbe Wahrheit. Der Rückstand auf die Silberpfeile war erschreckend. Und deshalb sah man bei Ferrari nach dem Frankreich GP hauptsächlich lange Gesichter.

Leclerc: Hatte keine Chance gegen Bottas

Dass Leclerc am Ende noch gegen Bottas kämpfte, verfälschte das Bild. Der Mercedes-Pilot schlief bei der VSC-Phase und hatte anschließend Reifen, die fernab des berühmten Fensters waren. "Ich hatte nie eine wirklich Chance, Valtteri zu attackieren", musste Leclerc trotzdem einräumen.

Stattdessen stehen 20 Sekunden Rückstand auf Hamilton, der seinerseits sicher nicht immer ans Limit gehen musste. Bezeichnend: Um ein Haar verfehlte der fünfmalige Formel-1-Weltmeister die schnellste Rennrunde. 0,024 Sekunden fehlten Hamilton auf die Vettel-Zeit.

Vettel: Hatte Problem mit der Batterie

Das Problem daran: Von Startplatz sieben aus musste Vettel erst einmal an beiden McLaren vorbei. Danach war das Rennen für ihn gelaufen, Max Verstappen auf Rang vier nicht in Reichweite für ihn. Vettel konnte sich deshalb zwei Runden vor Rennende frische Soft-Reifen holen, ohne eine Position zu verlieren. Hamilton fuhr seine Zeit auf 28 Runden alten Hard-Pneus.

"Aber ich hatte ein Problem mit der Batterie, ich konnte sie nicht ganz entladen", schränkt Vettel ein. Allerdings hatte auch Hamilton ein 'Problem', fuhr nicht im aggressivsten Motormodus. "Entmutigend ist das nicht, es ist die Pace, die wir von ihnen schon gesehen haben", konstatiert Vettel.

Ferrari Updates ein Flop?

Dramatisch ist das nur, weil Ferrari die Lücke eigentlich schließen wollte. "Wir sind gescheitert", muss der Deutsche zugeben. Dabei hatten die Ingenieure eine Reihe neuer Teile dabei. "Leider haben ein paar nicht funktioniert", verrät Vettel.

Immerhin brachte der neue Frontflügel den gewünschten Erfolg, Foto: LAT Images
Immerhin brachte der neue Frontflügel den gewünschten Erfolg, Foto: LAT Images

Genau das verneinte Teamchef Mattia Binotto am Freitag noch. Der ehemalige Technikchef sprach von geplanten Testteilen. Am Sonntag musste auch er gestehen: "Frontflügel, Bremsbelüftung und Heckflügel haben funktioniert - den Unterboden haben wir wieder abmontiert."

"Man muss es auf zwei Ebenen sehen", versuchte der Teamchef das Abschneiden zu relativieren. "Absolut können wir nicht glücklich sein. Aber wir hatten ein schwieriges Wochenende erwartet. Paul Ricard ist eine Strecke, die in gewisser Weise sehr ähnlich zu Barcelona ist. Letztes Jahr waren wir in Paul Ricard so schlecht wie wir in Barcelona waren. Diesbezüglich haben wir uns etwas verbessert. Nicht genug, aber wir hatten auch nicht erwartet, die ganze Lücke zu schließen."

Bringt Österreich den Ferrari-Aufschwung?

Ferrari erhoffte sich durch die neuen Teile nicht nur einen Performance-Schub, sondern auch eine Entwicklungsrichtung. "Die Richtung, die wir eingeschlagen haben, ist zumindest die richtige", glaubt Binotto. "Ich glaube aber, wir haben nicht alle Antworten, weil der Unterboden nicht richtig funktioniert hat. Ein volles Verständnis haben wir, wenn alle Teile wie erwartet funktionieren. "

Gut für Ferrari, dass es schon in einer Woche in Österreich weitergeht. Der Red Bull Ring hat eine gänzlich andere Charakteristik als Paul Ricard. Ein wenig erinnert die Strecke an Bahrain, wo Ferrari den einzigen Saisonsieg hätte feiern müssen. Dort sollen außerdem weitere neue Teile kommen. "Und Österreich ist eine meiner Lieblingsstrecken", fügt Leclerc an.